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Obwalden

Kunstwerke harmonieren mit der Landschaft

Bis Ende Oktober zeigen in Grafenort zehn Künstlerinnen und Künstler in der Ausstellung «GrafenArt» Skulpturen.
«Pyrit Blue, Pyrit Copper», zwei Skulpturen, Lack auf GFK, von Künstlerin Hanna Roeckle. (Bild: Rafael Schneuwly (Grafenort, 15. Mai 2022))
Die Pappelholzinstallation «Nachtwärts» an der Fassade der Pächterscheune beim Herrenhaus in Grafenort. (Bild: Rafael Schneuwly (Grafenort, 15. Mai 2022))
Die Skulptur «Wolken» von Elionora Amstutz. (Bild: Rafael Schneuwly (Grafenort, 15. Mai 2022))
Zwei Schalen von Barbara Jäggi. Sie bestehen aus genietetem Stahlblech. (Bild: Rafael Schneuwly (Grafenort, 15. Mai 2022))
Die Skulptur «Einrad» im Schnittpunkt von Heilig-Kreuz-Kapelle, Herrenhaus und Wirtschaft von Eugen Jans. (Bild: Rafael Schneuwly (Grafenort, 15. Mai 2022))

Rafael Schneuwly

Rafael Schneuwly

Rafael Schneuwly

Rafael Schneuwly

Rafael Schneuwly

Was ist wichtiger: das Kunstobjekt in der Landschaft oder die Natur? Auf diese Frage gab es für die beiden Kuratorinnen Claudia Vogel und Claudia Häusler von Anfang an kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Damit sich die Kunstwerke in der grossartigen Landschaft rund ums Herrenhaus in Grafenort behaupten können, holten sie ausgewiesene Kunstschaffende ins Engelbergertal.

«Art in Landscape» kann auch Kunst im Dialog mit Architektur bedeuten. In Grafenort gibt es mit dem Herrenhaus, der Heilig-Kreuz-Kapelle und der Wirtschaft erstklassige Bauwerke, welche von den Künstlern bewusst eingesetzt werden. Die Zürcher Künstlerin Hanna Roeckle, die mit «Pyrit Blue und Pyrit Copper» zwei kristallin geformte Skulpturen ausstellt, bestätigt:

«Beim Betrachten der zugeschickten Fotos sah ich den barocken Garten
beim Herrenhaus, und dieser
ideale Standort gab den Ausschlag
für meine Teilnahme.»


Auch die Baslerin Natalie Agreda platziert beim «Karottenaufstand» ihre revolutionären Rüben aus Zementguss im Garten. Fünfzig Exemplare, die ästhetisch nicht den Konsumentenansprüchen genügen, protestieren mit einem Manifest gegen die Aussortierung und die Verarbeitung zu Saft.

Beim Eingang des Herrenhauses befinden sich Kameras aus Holz. Sie wurden vom Engelberger Holzbildhauer Matthias Maeder geschaffen und tragen den Namen «Looking for». Der Künstler freut sich über seine Täuschung: «Was für ein Moment, wenn sich zeigt, dass sie nur aus Holz sind und so nie Bilder liefern werden!»

Rochus Lussi platziert bei der Arbeit «Nachtwärts» eine 15-teilige Gruppe von Zwergfledermäusen aus Pappelholz, welche 40-fach vergrössert sind, an der Fassade der benachbarten Scheune. Mit ihrer physischen Präsenz dominieren sie die Umgebung, während «Dreamline», die Skulptur der Urnerin Bertha Shortiss aus rosa Marmor auf einer Granitunterlage, filigran und schwerelos wirkt. Bertha Shortiss sieht es ähnlich: «Verbindungen, Gegensätze, etwas Zartes in die schroffe Bergwelt, etwas Leichtes, Schwebendes auf harten Grund setzen.»

Den Abschluss der Arbeiten im Umfeld der Klosterbauten macht die Bronzeskulptur «Aufgehende Sonne» von Pascal Murer. Der Bildhauer kommt ins Schwärmen:

«Sie passt wunderbar. Zentral im Aufgang zum Wirtshaus. Formal, von der Dimension her, human, die Wirkung anziehend, einladend, still strahlend, hinaus zu den gegenüberliegenden Gebäuden.»

Draussen in der Natur

Die anderen Arbeiten kommen dem Begriff «Land-Art» nahe. Am Beginn des Rundwegs befinden sich die aus Kabelbindern geformten «Wolken» von Elionora Amstutz. Die Bildhauerin suchte sich einen Baum als Standort und begründet ihre Wahl: «Der Baum ist etwas Lebendiges, etwas Wachsendes, was das Material nicht kann. Aber wenn sich der Baum verändert, verändert sich auch das Bild.»

Die nächste Station bilden zwei Schalen aus genietetem Stahlblech, die dem Werk der Luzerner Metallplastikerin Barbara Jäggi den Namen geben. Die Schalen, deren Form an Föhrenzapfen erinnern, dienen als Wasserbecken.

Flussaufwärts befindet sich ein grosses Leinwandgemälde von Adrian Gander. Das Bild trägt den Titel «Franz Marc Tribute» und entstand vor sechs Jahren im Winter auf dem Corvatsch. Das Bild nimmt Bezug auf den «Blauen Reiter». Im Engadin wirkte es exotisch, in Grafenort hingegen verschmilzt das Graffitigemälde mit der Wiese im Hintergrund, was Adrian Gander anstrebt: «Es ist beabsichtigt, dass sich das Bild mit den abgebildeten Tieren im natürlichen Lebensraum nahtlos in die Umgebung integriert.»

Den Schlusspunkt des Rundgangs setzt das imposante «Einrad». Der Zuger Eugen Jans bearbeitete einen benutzten Gummireifen in gleicher Weise wie Holz. Die Skulptur befindet sich im Schnittpunkt zwischen Herrenhaus, Kapelle und Wirtschaft und hält die drei Gebäude optisch zusammen.

Eugen Jans hat mit dem «Pneu-Turm» eine zweite Arbeit im Klosterhof in Engelberg. Die Kuratorin Claudia Häusler hofft, dass sie als Botschafterskulptur dient, um die Leute auf die Ausstellung in Grafenort aufmerksam zu machen.

Hinweis: Bis 30. Oktober. Informationen zu Führungen und Künstlerkontakten unter engelberg.ch/grafenart-2022. Die Skulpturen können erworben werden.

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