Richard Greuter
Richard Greuter
Richard Greuter
Richard Greuter
Für leidenschaftliche Viehzüchter ist die «Veezeichnig» einer der höchsten Feiertage im Jahr. Nach einem Jahr Pause war es am vergangenen Samstag in Oberdorf wieder einmal soweit. Insgesamt 501 Kälber, Rinder, Kühe und eine Handvoll Stiere standen in Reih und Glied und liessen jedes Züchterherz höherschlagen.
Die eingefleischten Züchter gingen durch die Reihen, diskutierten über die Tiere und die Zuchterfolge, während die acht Schaurichter die Rangierungen in den 40 Abteilungen vornahmen.
Tagessiegerin zeichnete sich schon am Anfang ab
Das grosse Interesse galt den zehn Spezialwettbewerben am Nachmittag. Bei einigen dieser Wettbewerbe wurden Braunvieh (BV) und Original-Braunvieh (OB) getrennt rangiert. Bereits am Anfang als die Miss-Genetik BV (höchster genetischer Zuchtwert) auserkoren wurde, ging dieser Preis an die Kuh Hanna der Bauernfamilie Noldi und Lisbeth Niederberger. Findige Züchter im Publikum wussten schon: Diese Kuh wird Tagessiegerin. Zuvor aber wurde das vierjährige Tier zur Gewinnerin des Schöneuterwettbewerbs erkoren und schlussendlich gewann sie den Tagessieg BV.
Es war der Tag von Noldi und Lisbeth Niederberger. Für den 61-jährigen Landwirt ein toller Erfolg: «Es ist das grösste, dass ich an einer Viehschau erleben durfte.» Seine Frau ergänzte: «Diese Kuh übergeben wir im nächsten Frühling unserem Sohn.» Nach diesem erfolgreichen Karriereabschluss übernehmen im kommenden Frühling Andreas und Maya Niederberger den Hof Stöckmatt in Buochs. Und Andreas verspricht: «Ich werde die Viehzucht weiterführen.»
Stiere sind von entscheidender Bedeutung
Bei der Misswahl (Tagessieg OB) siegte Florian Lussi aus Dallenwil mit seiner Kuh Jolanda, die bereits in der Abteilung der jüngeren Kühe oben aufschwang. «Es gibt nichts Schöneres», sagte der 21-jährige Junglandwirt und fügte als begeisterter Züchter nach: «Das Ganze ist ein Erfolg langer Arbeit.»
Von entscheidender Bedeutung in der Viehzucht ist die männliche Abstammung. Sieben Stiere wurden aufgeführt. Der Wettbewerb dieser «Bösen Giganten» gewann der Ennetmooser Ernst Amrhein mit Verano.
Interesse am Brauchtum ist nach wie vor gross
Auffallend war der grosse Publikumsaufmarsch. Unter diesen Zuschauern war auch der Landwirtschaftsdirektor Joe Christen und die beiden Regierungsmitglieder Othmar Filliger und Michèle Blöchliger. Dies freute auch OK-Präsident Franz Odermatt. «Wir durften keine Inserate publizieren», sagte der 62-jährige Ennetmooser Landwirt. Auch das Aufstellen eines Festzeltes war nicht erlaubt. Doch das Interesse an diesem Brauchtum sei nach wie vor gross, sagte er in seiner Grussbotschaft. «Wir hatten einige Anfragen», so Odermatt.
Viehzucht im leichten Wandel
In den vergangenen Jahren hat sich einiges gewandelt. Zahlreiche Bauern sind aus der Milchproduktion ausgestiegen und betreiben inzwischen Aufzucht, Mast, oder Mutterkuhhaltung. Für sie macht die Viehschau wenig Sinn. Die Viehschau ist Sache der Milchbauern. Dies sieht auch Franz Odermatt so: «Wir werden kaum mehr die Zahlen der letzten Jahre erreichen.» Bei den klassischen Milchbauern ist ein leichter Trend zum Original-Braunvieh festzustellen. Original-Braunvieh-Kühe geben etwas weniger Milch. Sie sind aber genügsamer und gelten als Zweinutzungstyp (Milch und Fleisch). Odermatt, der vor zwei Jahren ein OB-Rind zum 60. Geburtstag erhielt, sieht einen Vorteil in der Fütterung. «Man darf weniger Kraftfutter füttern. Da ist die OB im Vorteil.»
Rangliste Kantonale Grossviehschau Nidwalden 2021.pdf