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Kündigung statt Mietzinsreduktion: Die Flüeler «Edelweiss»-Wirte müssen ein neues Lokal suchen

Debora Strehler und Alessandro Lai haben sich in wenigen Monaten einen Namen gemacht. Nun müssen sie ihr lieb gewonnenes Restaurant Edelweiss – La Sorpresa verlassen. Die Vermieter schweigen über die Gründe und verweisen auf ein laufendes Verfahren.
(Bild: Florian Arnold (11. Mai 2020))
Debora Strehler und Alessandro Lai sind guten Mutes, weiterzumachen. (Bild: Florian Arnold)

Florian Arnold

Florian Arnold

Im Restaurant Edelweiss – La Sorpresa beim Gruonbach in Flüelen ist am Montag wieder etwas Normalität zurückgekehrt. Mit genügend Abstand haben es sich ein paar Gäste gemütlich gemacht, um die italienischen Spezialitäten zu geniessen. Mit einem Lächeln serviert Debora Strehler die heissen Teller – so, als ob nichts wäre. «Die Gäste haben uns so kennen gelernt und sollen uns auch so in Erinnerung behalten», sagt die Wirtin.

Von der schwierigen Situation sollen die Gäste nichts merken. Denn Debora Strehler, ihr Mann Alessandro Lai und ihr Team müssen das Lokal verlassen. Die Kündigung erreichte sie mitten in der Coronakrise, Mitte April. «Damit hätten wir nicht gerechnet», sagt Debora Strehler. Was sie besonders stutzig macht: «Im Schreiben des Anwalts unserer Vermieter gab es keine Begründung.»

Vorlage des Bundes verwendet

An Streitigkeiten mit den Vermietern können sich die Wirte nicht erinnern. «Wir hatten immer ein gutes, professionelles Verhältnis und unsere Miete wurde immer pünktlich bezahlt.» Allerdings hatte das Wirtepaar auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen, als der Lockdown kam. Sie taten es etlichen Gastronomen in der Schweiz gleich und beachteten den Ratschlag des Bundes, während der Krise eine Mietzinsreduktion zu verlangen. «Wir haben eine Vorlage des Bundes benutzt und klar geschildert, in welcher schwierigen Situation wir uns befinden», erzählt die Gastronomin. «Wir hätten uns erhofft, dass wir etwa die Hälfte der Kosten sparen könnten.» Alternativ wären die Wirte bereit gewesen, nach der Krise im «Normalbetrieb» die ausgelassene Miete in Raten zurückzubezahlen. «Man hätte miteinander eine Lösung finden können.»

Doch auf diesen Vorschlag gingen die Vermieter nicht ein. Stattdessen übertrugen sie die Kommunikation per sofort ihrem Anwalt. Dieser machte in einem Schreiben Anfang April deutlich, dass eine Reduktion des Mietzinses nicht in Frage komme – schliesslich verdiene das Restaurant mit dem temporär eingerichteten Take-away nach wie vor Geld. «Die Solidarität ist gleich null», fasst Debora Strehler zusammen und stellt klar: «Mit dem Take-away konnten wir niemals das einnehmen, was wir während des Restaurantbetriebs hätten umsetzen können.» Dem Paar blieb nichts anderes übrig, als einen Hilfskredit in Anspruch zu nehmen, um der deutlichen Aufforderung der Vermieter nachzukommen. Die Vermieter doch noch umzustimmen, versuchten sie erst gar nicht.

Nach zwei Wochen folgt die «fristgerechte Kündigung»

Dass dies aber erst der Anfang der Misere sein würde, konnten sie nicht ahnen. Nur gerade zwei Wochen später kam schliesslich der Hammer: Die «Ordentliche Kündigung des Mietvertrags frist- und termingerecht», wie es der Anwalt formuliert. «In so einem Moment geht einem alles Mögliche durch den Kopf», sagt Debora Strehler. «Für meinen Mann, meine Mitarbeiter und mich ist das Restaurant ein Schmuckstück, das wir von null an aufgebaut haben. Das gibt man natürlich nicht gerne auf.»

In ihrer Verzweiflung wandten sie sich an Gastro Suisse. «Natürlich ist der Verband während der Krise auch etwas im Stand-by-Modus. Aber man konnte unsere Fragen beantworten.» Die möglichen rechtlichen Schritte wurden eingeleitet.

Auf Anfrage wollten sich die Vermieter nicht zur Angelegenheit äussern: «Wir sind in einem Schlichtungsverfahren, ich kann dazu nichts sagen», so die Vermieterin kurz und knapp.

«Wir wollen im Kanton Uri bleiben»

Debora Strehler und Alessandro Lai haben sich für den Blick nach vorne entschieden: «Wir sind weiter voll motiviert, unseren Gästen beste Qualität zu bieten. Das hat für uns oberste Priorität.» Derweil schauen sie sich nach möglichen Mietobjekten um. Fest steht: «Wir wollen im Kanton Uri bleiben.» Denn hier habe man sich eine grosse Stammkundschaft aufgebaut. Doch dafür müssen sie sich auch eine neue Wohnung suchen. Denn für ihre Aktuelle unmittelbar neben dem Gasthaus haben die Vermieter (es sind dieselben wie des «Edelweiss») Eigenbedarf angemeldet.

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