Beatrice Vogel
Beatrice Vogel
Beatrice Vogel
Die Bautätigkeit im Grenzraum von Kriens, Horw und Luzern lässt Welten aufeinander prallen: Riesige Siedlungen mit Mehrfamilienhäusern und Hochhäusern, darin Wohnungen für 8000 Menschen und 7000 Arbeitsplätze auf der einen Seite, kleinteilige Einfamilienhausquartiere auf der anderen. Die bereits ansässige Bevölkerung lebte einst in der idyllischen Agglomeration – nah an der Stadt und doch ruhig und fast im Grünen. Jetzt rückt die Stadt plötzlich in unmittelbare Nähe, was verständlicherweise Vorbehalte provoziert.
So gibt es etwa im Krienser Quartier Kuonimatt heftigen Widerstand gegen die geplante Verbindungsstrasse Südallee, die durch das Quartier führen soll. Auch gegen die Aufhebung von Bahnübergängen wehren sich die Kuonimättler. Ebenso besteht in anderen Quartieren Skepsis, vor allem gegenüber dem Verkehr und der Dichte.
Die Interessengemeinschaft Promotion Luzern Süd möchte den Vorbehalten entgegenwirken und erreichen, dass sich die Bevölkerung «von der Entwicklung im positiven Sinn betroffen fühlt». So steht es im Bericht zur Kommunikation für Luzern Süd, der kürzlich veröffentlicht wurde. Teil der IG sind der regionale Entwicklungsträger Luzern Plus, rund 15 Investoren, die Wirtschaftsförderung Luzern, sowie Vertreter aus den Gemeinden Horw, Kriens und Luzern.
Lebensraum mit Pioniercharakter
Im Bericht werden Knackpunkte und Chancen des Stadtteils erörtert. Die wichtigsten Knackpunkte: Die ansässigen Bewohner fühlen sich nicht als Teil von «Luzern Süd», es wird zu wenig grenzübergreifend kommuniziert, und es gibt Spannungen zwischen den Bewohnern der bestehenden und neuen Quartiere. Als Chancen sieht man etwa die gute ÖV-Anbindung, die öffentlichen Plätze und Grünräume sowie die Möglichkeit, den unfertigen Raum zu gestalten.
«Die IG verfolgt das Ziel, die Lust für den neuen Lebensraum kommunikativ und unter Einbezug der Lokalbevölkerung zu fördern», sagt Armin Camenzind, Geschäftsführer Luzern Plus. So soll die Bevölkerung vernetzt werden, die Entwicklung mitprägen und eine positive Sicht auf Luzern Süd entwickeln. Der Stadtteil soll laut Bericht als «Lebensraum mit Pioniercharakter wahrgenommen werden».
Dafür werden in den kommenden Monaten Massnahmen ausgearbeitet. «Dabei geht es auch darum, dass der Entwicklungsprozess erlebbar wird und die Bevölkerung daran teilhaben kann», so Camenzind. Dies sei beispielsweise schon mit dem Tag der offenen Baustelle im Mattenhof geschehen. Ab 2019 sollen mehr gemeinsame Aktivitäten stattfinden – nicht nur auf den einzelnen Arealen.
Gesamtheitliche Koordination fehlt
Aus Sicht des Kuonimatt-Quartiervereinspräsidenten Ralph Ummel könnte die Kommunikation betreffend Bauprojekte durchaus noch besser werden. «Manchmal werden wir offiziell informiert, aber vieles erfahren wir übers Buschtelefon.» Vor allem habe er den Eindruck, dass die einzelnen Projekte nicht gut aufeinander abgestimmt seien. Ummel: «Jeder will das Maximum aus seiner Parzelle herausholen, ohne dass gesamtheitlich koordiniert wird.» Dies auch in Bezug auf die Schulraum- oder Verkehrsplanung. Er hofft, dass Investoren und Behörden in Zukunft eher bereit sind, Kritikpunkte aus den Quartieren aufzunehmen – auch wenn der Spielraum für Anpassungen nicht besonders gross sei.
«Es ist schon sehr ungewohnt, dass Häuser so eng aneinander gebaut werden», sagt Ralph Ummel. Die Stimmung in der Kuonimatt sei aber nicht schlecht, «wir sind nicht grundsätzlich gegen Veränderungen.» Doch die positiven Effekte der neuen Überbauungen, wie das neue Gastroangebot, Einkaufsmöglichkeiten oder Anlässe, seien eben noch nicht ersichtlich.
Als negative Auswirkungen befürchtet man vor allem den Verkehr, etwa den Suchverkehr im Quartier. «Ich frage mich, ob es funktioniert, wenn man so wenige Parkplätze realisiert.» Zudem ist die Kuonimatt zwischen Bahngleisen und Ringstrasse eingeschlossen. Ummel:«Wir wollen kein Dosiersystem mit Lichtsignalanlagen, das die Wegfahrt aus dem Quartier verzögert. Wir zahlen hier Steuern. Warum sollen wir gegenüber dem fremden Durchgangsverkehr benachteiligt werden?»
Der Quartierverein sei übrigens offen für Mitglieder aus den neuen Überbauungen, «sofern die überhaupt dabei sein wollen», so Ummel. Er glaubt nämlich, dass es in den eher teuren Wohnungen im Mattenhof oder Schweighof viele Wechsel geben wird. «An unseren Anlässen sind aber alle willkommen.»