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Luzern

Kreuzende Klingen zum Thema Mobilität: Podiumsgespräch auf der Luzerner Allmend stiess auf viel Interesse

Anlässlich der 10. TCS-Verkehrskonferenz haben Verantwortliche aus der Politik im Messezentrum Allmend-Luzern angeregt diskutiert.
Der städtische Verkehr war grosses Thema beim Podiumsgespräch. (Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 22. Juli 2021))

Pascal Studer

Das Forum in der Luzerner Allmend ist fast bis auf den letzten Platz besetzt. Viele der über 100 Besucherinnen und Besucher kennen sich: Man schüttelt Hände, redet ungezwungen. Die Stimmung: gelöst. Und das Interesse gross für die kommende Diskussion im Rahmen der 10. TCS-Verkehrskonferenz zwischen Beat Züsli, Luzerner SP-Stadtpräsident, Gaudenz Zemp, FDP-Kantonsrat und Direktor des KMU- und Gewerbeverbands Luzern (KGL), Hans Peter Bienz, parteiloser Ebikoner Gemeinderat und Vorstandsmitglied von LuzernPlus sowie dem Bieler Stadtpräsidenten Erich Fehr. Dieser ist extra aus dem Seeland angereist, weil seine Stadt ein Vorzeigebeispiel dessen ist, über was während des gesamten Abends diskutiert wurde: die lokale Mobilität.

So sprach zunächst Fehr in seinem Impulsreferat über die Mobilitätsstrategie in Biel – und betonte dabei einen Punkt, der auch für Luzern relevant sei: das Einbinden sämtlicher Anspruchsgruppen. Denn nicht nur Velofahrerinnen, Fussgänger, Autofahrer oder ÖV-Nutzerinnen seien in der Debatte wichtig. Auch andere Anspruchsgruppen wie Anwohnerinnen und Wirtschaftsvertreter müssten Gehör finden, so Fehr.

Dichte Stadt führt zu Herausforderungen

Diesen Punkt machte auch KGL-Direktor Gaudenz Zemp in seinem darauffolgenden Referat. Er betonte: Die Erreichbarkeit einer Stadt betreffe die Wirtschaft direkt. Demnach müsse man in der Konzeption von Mobilität Unsicherheiten minimieren. «Denn Unsicherheiten verlangsamen den wirtschaftlichen Fortschritt», so Zemp. Mit der Mobilitätsstrategie setze die Stadt Luzern allerdings falsche Anreize. «Die Ziele, die sich die Stadt Luzern setzt, machen uns Sorgen», so die Schlussfolgerung von Zemp.

Somit war die Diskussion lanciert. Geführt wurde sie von Jérôme Martinu, Chefredaktor der «Luzerner Zeitung». Direkt nachgefragt bei Beat Züsli: Will die Stadt Luzern keine Autos? «Das empfinde ich schon ein bisschen als Provokation», antwortete Züsli. Während das herzhafte Lachen im Saal verstummte, wies er vor allem auf das Platzproblem in der Stadt hin. «Luzern ist enorm dicht.» Daher müsse man die Effizienz steigern. Dies täte man vor allem mit dem Fördern des öffentlichen Verkehrs sowie dem Velo- und Fussgängernetz. Züsli betonte zudem: «Spricht man von Mobilität, geht es zudem letztlich auch immer um eine Klimadiskussion.» Man müsse den motorisierten Individualverkehr senken, so Züsli weiter.

Wirtschaft schliesst Lebensqualität nicht aus

Wie kommt das bei den umliegenden Gemeinden an? Der Ebikoner Gemeinderat Hans Peter Bienz sagte: «Uns ist das Miteinander wichtig. Und das hat uns gefehlt.» Auch im Rahmen von LuzernPlus habe man immer wieder festgestellt, dass es beim Thema Mobilität hapere. Dass politische Ränkespiele den Fortschritt torpediere, müsse aber nicht sein, sagte der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr. Bei grundsätzlichen Dingen sei man sich schnell einig, nur bei der Umsetzung müsse man aufeinander zukommen. Dem Votum von Zemp, dass Mobilität und Wirtschaft zu einem Zielkonflikt führen, widersprach er aber: «Diese beiden Dinge spielen sich nicht immer gegeneinander aus.» Es gehe demnach auch nicht um eine autogerechte, sondern um eine menschengerechte Stadt. «Diese kann Autos beinhalten – aber nicht vor jeder Ladentüre», so die Meinung von Fehr.

Die Anzahl Parkplätze in der Stadt Luzern, die gescheiterte Spange Nord, der anvisierte Durchgangsbahnhof – und all das im Rahmen der Klimakrise und des weiterhin ungebrochenen Bedürfnisses nach mehr Mobilität: Im Verlauf des Abends wurde immer mehr klar, dass der Balanceakt verschiedener Interessen den Verantwortungsträgern in Zukunft viel abverlangen wird. Sicher ist, dass es spannend bleiben wird, wie die Region Luzern die Herausforderungen rund um das Thema Mobilität angehen wird.

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