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Luzern

Konrad Graber: Vom Kommunalpolitiker zum angesehenen Ständerat

Der Luzerner CVP-Ständerat, der seinen Rücktritt aus der Politik bekannt gegeben hat, kann auf eine über 40-jährige politische Karriere zurückblicken.
Konrad Graber 2007 als Ständeratskandidat  im OL-Tenue vor seinem Heimatort Grossdietwil. (Archivbild LZ) 

Susanne Balli

Wirtschaftsnah, kompromissfähig, pragmatisch, unspektakulär, bescheiden, entspannt im Umgang: Das sind alles Attribute, die dem langjährigen Politiker Konrad Graber zugesprochen werden. Der 60-jährige Luzerner CVP-Ständerat kommt aus einer politisch aktiven Familie. Seine Grosseltern waren Landwirte, sein Vater langjähriger Direktor der Landwirtschaftlichen Kreditkasse, ein Onkel Kantonsrat, Kantonsratspräsident und Finanzdirektor bei den Von-Moos-Stahlwerken. Auch seine Schwester Kathrin Graber mischte als CVP-Einwohnerrätin und Fraktionschefin in Kriens in der Politik mit. Heute ist sie Leiterin der kantonalen Abteilung Gemeinden.

Mit 18 Jahren stieg Konrad Graber aktiv in die Politik ein - 1981 gehörte er als 23-Jähriger zu den Gründungsmitgliedern der JCVP Kriens. Vier Jahre später nahm er für die Partei Einsitz in den Krienser Einwohnerrat, wo er bis 1989 auf kommunaler Ebene politisierte. Noch während dieser Zeit wurde er 1987 in den Grossrat (heute Kantonsrat) gewählt - bis 1991 als Vertreter der JCVP, danach bis 2007 für die CVP. Während vier Jahren (von 1997 -2001) war der diplomierte Betriebsökonom, Wirtschaftsprüfer und Mediator Präsident der CVP Kanton Luzern. Seit 1997 ist er zudem Delegierter der CVP Schweiz. 2007 schaffte Graber schliesslich den Sprung in den Ständerat. Und man hat ihm noch mehr zugetraut. Schon bald wurde er als möglicher Bundesratskandidat gehandelt.

Rentenreform war seine grösste Niederlage

Hervorgestochen ist Graber besonders bei der Rentenreform (Altersvorsorge 2020), die er entscheidend mitgestaltete, und die vom Parlament abgesegnet wurde. Bei der Rentenreform brachte er Kompromisse ins Spiel, die vom Parlament getragen wurden. Vor dem Volk erlitt diese Vorlage Schiffbruch und wurde damit zu Grabers grössten Niederlage. Doch Konrad Graber weist einen Weg aus der Sackgasse. Derzeit macht er vor allem mit dem überparteilichen Deal, die Steuervorlage 17 mit einer Zusatzfinanzierung für die AHV zu verknüpfen, von sich reden.

Sichere Verkehrsverbindungen sind ein weiteres wichtiges Anliegen von Graber, der sich für den Luzerner Durchgangsbahnhof, für eine gute Zugverbindung der Zentralschweiz in den Süden und für die FABI-Vorlage (Projekt zur zukünftigen Finanzierung des öffentlichen Verkehrs) starkmacht. Auch bei der Abschaffung der Velovignette war Graber an vorderster Front dabei.

Wichtige Rolle im Steuerstreit mit den USA

Im Steuerstreit mit den USA spielte Ständerat Konrad Graber im Jahr 2013 eine grosse Rolle. Er leitete als Präsident der Wirtschaftskommission die heikle, vorentscheidende Kommissionsarbeit und warb auf allen Kanälen für das Gesetz. Der Ständerat winkte den Deal schliesslich deutlich durch. Doch dann erlitt die Lex USA im Nationalrat Schiffbruch.

Einen Erfolg erzielte Graber bei der Jugendförderung, wo die geplanten Kürzungen bei Jugend und Sport (J+S) von 25 Prozent aufgrund seines Vorstosses rückgängig gemacht wurden.

Kritik und Bedenken an Grabers Unabhängigkeit

Doch auch Kritik musste Konrad Graber während seiner Zeit in Bundesbern einstecken. So zog er im vergangenen März die Enttäuschung der Frauen - selbst aus CVP-Reihen - auf sich. Dies, als er mit seinem Antrag, die Vorlage zur Lohngleichheit von Männern und Frauen zur Prüfung von Alternativen an die Kommission zurückzuweisen, durchkam.

Immer wieder erklären musste sich Konrad Graber auch aufgrund seiner zahlreichen Mandate. Graber ist Verwaltungsratspräsident der Emmi Gruppe, Verwaltungsrat der BDO (eine der führenden Wirtschaftsprüfungs-, Treuhand- und Beratungsgesellschaften der Schweiz), war Verwaltungsrat der CSS Versicherung und ist unter anderem im Vorstand der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz wie auch im Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr. Die Kritik der Interessenkonflikte und die Bedenken, dass er nicht unabhängig politisieren kann, wies Graber aber stets bestimmt von sich.

So viel über Konrad Grabers politische und berufliche Eckdaten bekannt sind, Privates sickert nicht sehr viel von ihm durch. Verheiratet ist er mit der Biologin Andrea Wyss, die Vizepräsidentin des Schweizerischen Orientierungslaufverbandes und Präsidentin des Orientierungslaufgesellschaft Nid- und Obwalden ist. Seit letztem März ist sie zudem Präsidentin von Pro Natura Luzern.

Bekannt ist auch seine Liebe zum Langlauf und Orientierungslauf. Zudem bestreitet er jeweils den Halbmarathon am Swiss City Marathon in Luzern. Unserer Zeitung gegenüber sagte er vor zwei Jahren, wenn seine Zeit beim Halbmarathon unter zwei Stunden liege, sei er «zwäg». Graber hatte also nicht nur politisch einen langen Atem. Mit der Politik soll nun aber mit Ende der laufenden Legislaturperiode im Herbst 2019 definitiv Schluss sein.

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