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Luzern

So erlebte ein Freiwilliger eine Woche bei einer Bergbauernfamilie

Die Caritas vermittelt Freiwillige an Bergbauernfamilien in Notsituationen, um sie zu entlasten. Wir haben einen Helfer am letzten Tag seiner Freiwilligenwoche besucht.
Der Hof Hinder Ärbsegg liegt in der Nähe von Bramboden. (Bild: Dominik Wunderli (Romoos, 13. August 2021))
Bergbauer Martin Reber (rechts) zeigt dem Freiwilligenhelfer Dominique Agosti, wie man im steilen Gelände mäht. (Bild: Dominik Wunderli (Romoos, 13. August 2021))
Die beiden haben sichtlich Spass zusammen. (Bild: Dominik Wunderli (Romoos, 13. August 2021))
Dominique Agosti. (Bild: Dominik Wunderli (Romoos, 13. August 2021))

Fabienne Mühlemann

Die Anfahrt gleicht einer Abenteuerfahrt: rauf und runter, links und rechts – bis man schliesslich nach Bramboden den Hof Hinder Ärbsegg erreicht. Hier, auf rund 950 Meter über Meer, ist es mucksmäuschenstill. Kein Verkehr, keine Menschen, nur ein paar Hühner gackern zwischendurch. Von Bauer Martin Reber und seinem Freiwilligenhelfer, Dominique Agosti, fehlt aber jede Spur. Und auch das Handynetz lässt erst nach einigen Anläufen zu, dass der Bauer erreicht werden kann. Sie seien gerade auf seinem anderen Hof in Escholzmatt, rund 17 Kilometer entfernt. In einer halben Stunde seien sie da, versichert er.

Zum Hintergrund: Der 36-jährige Martin Reber betreibt im Entlebuch zwei Höfe. Jenen bei Bramboden, das zur Gemeinde Romoos gehört, hat er dazu gepachtet – aus ökonomischen Gründen, denn kleinere landwirtschaftliche Betriebe rentieren heute kaum noch. Für die Bewirtschaftung muss Reber immer die lange Strecke hinter sich bringen. Eine stressige Angelegenheit. Da sein Vater krankheitsbedingt weniger mithelfen kann, brauchen er und seine Frau Unterstützung. Sie haben sich bei der Caritas gemeldet, welche ihnen seit fünf Jahren von Frühling bis Herbst wochenweise freiwillige Helfer vorbeischicken (siehe Box). So kam auch schon ein Polizist, ein Arzt oder eine junge Kauffrau vorbei. In der Woche unseres Besuchs ist es der 52-jährige Dominique Agosti aus Sempach Station, welcher ihm mit helfender Hand zur Seite steht.

Als die beiden nach einer halben Stunde auf dem Hof Hinder Ärbsegg eintreffen, haben sie ein breites Grinsen im Gesicht. Man spürt: Die beiden verstehen sich. Martin Reber lädt den Mäher vom Anhänger und zeigt, wie er im steilen Gelände mäht. Das sorgt für Staunen. Für den Bergbauern ist es aber ein Leichtes, das Gerät den Hang hinab zu steuern.

Für Dominique Agosti ist es bereits der zweite Einsatz als Freiwilligenhelfer bei der Caritas, weswegen er mit vielen Arbeiten schon vertraut ist. Vor einigen Jahren hat er auf einem Hof in Escholzmatt Hilfe geleistet. Das sei schon etwas anders gewesen, weil dort noch viele Kinder auf dem Hof waren. Hier kann er sich hingegen voll auf die Arbeit konzentrieren: Pfähle einschlagen, heuen, Vieh austreiben, Stall reinigen und mähen. «Ich arbeite gerne in der Natur, es macht mir Spass hier. Ich betätige mich auch gerne körperlich, so kann ich etwas Gutes tun. Und das Entlebuch gefällt mir sowieso», sagt Agosti, der in Luzern als Hauswart verschiedene Liegenschaften betreut. Und in die Ferien könne er schliesslich auch ein anderes Mal wieder gehen.

Er müsse aber zugeben, dass er körperlich schon an seine Grenzen gekommen sei. «Ich musste immer wieder Pausen einlegen. Am Abend war ich so müde, dass ich bereits um neun Uhr ins Bett ging. Um sieben Uhr morgens stand ich wieder auf», sagt Agosti, der sich eher als ruhigen Typ beschreibt. Doch der Einsatz auf dem Hof zeigte auch die traurige Seite der Arbeit: Eine Kuh war vier Meter in die Tiefe gestürzt und musste aufgrund der gravierenden Verletzungen eingeschläfert werden. «Das hat mich schon sehr getroffen», sagt er.

Trotzdem blicke er positiv auf die Woche zurück, mit Martin habe er eine gute Zeit gehabt. Und dieser habe auch immer leckeres Essen gekocht: Älplermagronen, Schnitzel mit Pommes oder Spaghetti bolognese. Solche Menus sorgen doch gleich wieder für gute Laune.

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