Stephan Santschi
«Chinese of course». Chinesisch natürlich. Dieser englische Slogan steht an der Hauptstrasse in Hochdorf über der Eingangstür des Restaurants Jialu. Wer ins Innere tritt, riecht sofort den Duft des Reises, hört eine fernöstliche Melodie, sieht Fotos aus dem Alltag in China an den Wänden und staunt über den Charme der asiatischen Einrichtung. «Alles stammt aus China», erklärt Lukas Achermann. «Über all die Jahre haben wir in drei Containern 17 Tonnen angeschafft.»
Gemeinsam mit seiner chinesischen Frau Jiayin führt er das «Jialu» in Hochdorf seit 2009 und die oberste Maxime des Paares heisst: Authentizität. Das schlägt sich auch auf der Karte nieder: Sweet and Sour, Curry oder Kokosnuss gibt es hier nicht. «Das ist nicht das richtige China, diese Gerichte sind für Touristen hergestellt worden», betont Achermann. Echtes China, das bedeute viel Gemüse, klassische Ente, Poulet in Coca Cola gekocht oder knusprige Rindsstreifen.
Nachfolger verspricht «Best-of» aus Südchina
Am 1. November allerdings ist Schluss, dann wird Lukas Achermann den Betrieb in Hochdorf an seine beiden Köche übergeben – den 51-jährigen Zhedong Chen und den 39-jährigen Haihua Zhang. Schon seit einem Jahr setzen die beiden Chinesen aus Shanghai ihre Ideen um, stellen das Angebot nicht auf den Kopf, verleihen dem Restaurant aber ihre eigene Note. Geändert wird auch der Name, von «Jialu» zu «Jiu Ding», was laut Chen soviel bedeutet wie: «Wir sind aufrichtig, halten unser Wort.» Sein Versprechen: «Wir präsentieren ein Best-of der südchinesischen Küche.»
Lukas Achermann erklärt derweil den Rückzug aus Hochdorf so: «Zu Zweit auf drei Baustellen tätig zu sein, ist auf die Dauer mühsam.» Seit fünf Jahren haben Jiayin und er einen Sohn, seit bald vier Jahren führen sie im Hotel National in Luzern ein zweites «Jialu». So sei nun die Zeit gekommen, um etwas kürzer zu treten.
Doch wie fand der 39-jährige Lukas Achermann, ein gebürtiger Nidwaldner, der heute mit seiner Familie in Horw lebt, überhaupt zu seiner Passion für China? «Als ich als Kind einen Drachen malen sollte, zeichnete ich einen schlangenförmigen wie es die Chinesen tun. Ich hatte zuvor aber noch nie einen solchen Drachen gesehen.» Wie dem Land, so haftet also auch seiner Faszination dafür ein gewisser Mythos an.
Später, als Erwachsener und mittlerweile zum Küchenchef avanciert, lernte er in Kastanienbaum Jiayin kennen – sie liess sich dort zur Hotel-Managerin ausbilden. Gemeinsam gingen sie nach China und liessen sich in ihrer Heimatstadt Shenyang nieder. Achermann wollte Kultur und Leute kennenlernen, arbeitete als Englischlehrer, bereiste das Land und machte seiner Partnerin auf der chinesischen Mauer den Heiratsantrag. «Aus dem geplanten, einen Jahr wurden schliesslich fünf», erzählt er schmunzelnd. Bei seiner Rückkehr sprach er nicht nur fliessend Chinesisch, sondern hatte auch ein breites kulinarisches Wissen im Gepäck. Die grundlegende Erkenntnis:
«Klar sind den Chinesen materielle Werte sehr lieb. Am Ende des Tages zählen aber vor allem das Essen und die Gastfreundschaft.»
Deshalb würden viele Geschäfte oder politische Debatten zu Tische geführt. «Die grösste Freude bereitet man einem Chinesen, wenn man eingeladen ist und dabei so richtig reinhaut.»
Fokus auf «schärferem» Jialu in Luzern
Den Traum vom eigenen Restaurant haben sich Jiayin und Lukas Achermann mittlerweile also erfüllt. In Hochdorf und darüber hinaus hat sich das Jialu einen exzellenten Ruf gemacht, das zeigen auch die positiven Bewertungen bei Tripadvisor und Best of Swiss Gastro. Ihr Fokus liegt nun auf dem Jialu in Luzern, wo sie der Kundschaft die nordchinesische Küche näherbringen. «Sie ist etwas schärfer, allerdings nicht zu scharf. Die Schweizer essen ohnehin schärfer als die Chinesen», berichtet Achermann.
Selber kocht er nie, dafür hat er sein chinesisches Personal. «Meinen Köchen sage ich: Kocht, wie es eure Mütter und Grossmütter tun. Und nicht für Touristen.» Authentizität steht eben über allem, oder anders formuliert: Chinese of course.