Andreas Faessler
Andreas Faessler
Andreas Faessler
Andreas Faessler
Ob Walzer, Polka, Schottisch oder klassischer Ländler – nur wenige Schweizer Volksmusikkomponisten verstanden und verstehen es so meisterhaft, sämtlichen Tanzarten gleichermassen eine unverkennbare, auf so erfrischende Weise lebensbejahende Handschrift einzuverleiben wie einst Jost Ribary. Erste Assoziation bei dessen Namen ist unweigerlich sein Schottisch «Steiner Chilbi», der sich im kollektiven Schweizer Volksmusikgedächtnis seit der Uraufführung anno 1933 festgesetzt hat und noch heute als Standardwerk innerhalb dieses immateriellen Kulturgutes gilt. Fernsehmann Wysel Gyr (†) führte «Steiner Chilbi» 1991 gar als eine «Schweizer Nationalhymne» an.
Am Sonntag, 21. Februar, jährte sich der Todestag des Ländlermeisters aus Oberägeri zum 50. Mal. Das Vermächtnis des Komponisten reicht freilich weit über die Steiner Chilbi hinaus – sein musikalisches Lebenswerk umfasst zwischen 800 und 1000 Kompositionen. Wäre Ribary am 21. Februar 1971 nicht schon im Alter von gerade mal 60 Jahren verstorben, wie viele wären es geworden?
Jost Ribary, am 18. Juli 1910 in einfache Verhältnisse hineingeboren, fand durch seinen Vater Roman Ribary schon im Kindesalter zur Musik. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte er als Klarinettist an der Zuger Fasnacht 1927. Nach diversen Gelegenheitsjobs erhielt Ribary 1932 in der Handharmonikafabrik Bachenbülach eine Anstellung. Von da aus fasste er bald Fuss in der Stadtzürcher Volksmusikszene und spielte wochenends regelmässig im «Konkordia» auf – der Name Ribary war schnell in aller Munde, das Restaurant im Niederdorf wurde zur überregional bekannten Pilgerstätte für Volksmusikfreunde. Ab 1942 wohnte Ribary direkt über dem «Konkordia».
Er zementierte seinen Ruf als stilprägender, virtuoser Meister des Faches, indem er versierte Instrumentalisten um sich sammelte, unter anderen den Luzerner Klarinettisten Kaspar Muther, später auch seinen Sohn Jost II. (1935–2013) und ab 1957 der gerade mal 16-jährige Akkordeonist René Wicky aus Oberägeri, der mit Jost «Jöstl» Ribary bis zu dessen Tod engst verbundener Mitmusiker blieb. Wicky – seines Zeichens selbst auch schaffenskräftiger Komponist – ist der «Ribary-Dynastie» bis heute treu und spielt unter anderem in der Kapelle von Jost Ribary III.
So klingt beispielsweise ein Schottisch von Jost Ribary:
1962 zog der Ländlerkönig wieder in seine Heimat im Ägerital und bezog mit seiner Frau ein neu gebautes Heim. Kurz nach seinem unerwarteten Tod am Fasnachtssonntag 1971 leiteten Ribary-Freunde die Errichtung eines Denkmals für den Ländlerkönig ein. Dieses – ein fast 13 Tonnen schwerer Granitstein mit Gedenktafel – steht mitten in Oberägeri an der Hauptstrasse:
Sternstunde zu Ehren Ribarys und Wickys
Zeitig zu Jost Ribarys 50. Todestag ist im Ägerital ein besonderes Musikprojekt auf die Beine gestellt worden. Der einheimische Klarinettist, Komponist, Radiomoderator und Gupfbuebä-«Frontmann» Dani Häusler lanciert seine dritte Auflage der «Innerschwiizer Ländler-Stärnstund», bei der er sich einerseits auf die Schweizer Ländlermusik der 1930er-Jahre – und entsprechend auf die Kompositionen Jost Ribarys – fokussiert. Andererseits widmet er einen Teil seines Projektes dem späteren treuen Ribary-Begleiter René Wicky.
Als Hauptarrangeur hat Häusler 16 musikalische Nummern erarbeitet: Neben Originalkompositionen von Jost Ribary und René Wicky finden sich darunter Stücke von Musikern aus dem engen Umfeld Ribarys und eine Häusler-Eigenkomposition.
Dies ist ein Walzerlied von René Wicky und Franz Feierabend:
Und auch diesen Walzer von Rost Ribary mit Text von Willy Vogel hat Dani Häusler neu arrangiert:
Mitwirkende bei diesen teilweise sehr innovativ arrangierten Neu-Einspielungen waren neben Dani Häusler der Ribary-Enkel Jost III., Carlo Brunner, René Wicky, Fredy Reichmuth und weitere namhafte Instrumentalisten und Vokalisten.
Unter dem Titel «Weisch no ufem Schifflibach» – der Name eines Walzerliedes von Albert Hagen aus dem Programm – erscheint das Musikprojekt auch in CD-Form, eine besondere Widmung an den grossen Ländlerkomponisten aus Oberägeri und seinen Quasi-Nachfolger René Wicki. Dani Häusler schreibt dazu:
«Mit dieser Produktion ist es mir endlich möglich, meine Faszination und meine Begeisterung für Jost Ribary sen. und René Wicky im grossen Stil umzusetzen.»
Doch soll die aufwendig arrangierte Musik nicht nur aus Lautsprechern rieseln: Geplant war/ist ein Konzertprogramm, darunter ein Gedenkkonzert zum 50. Todestag Jost Ribarys am 21. Februar im Maienmattsaal in Oberägeri. Dieses musste aus altbekannten Gründen abgesagt werden, es ist auf den 20. Februar 2022 verlegt worden.
Bestellung der CD: info@danihaeusler.ch, Aktuelles und Updates zu den weiteren geplanten Konzerten unter www.gupfbuebe.ch