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Luzern

Klingelingeling: Die FDP steht vor der Tür

Die Liberalen gehen auch in Luzern auf Hausbesuch. Sie treffen dabei nicht nur auf potenzielle Wähler, sondern auch auf Misstrauen. Mit Hilfe digitaler Technik soll der Pilotversuch dennoch gelingen.
Karin Ruckli und Nicolas A. Rimoldi unterwegs für die FDP. (Bilder: Manuela Jans-Koch, 31. Januar 2019)
Karin Ruckli und Nicolas A. Rimoldi unterwegs für die FDP.

Urs-Ueli Schorno

Urs-Ueli Schorno

«Guten Abend, wir sind das Team FDP.» Nicolas A. Rimoldi sagt seinen Satz freundlich in die Gegensprechanlage des Mehrfamilienhauses. Die Tür öffnet sich, gemeinsam mit Parteikollegin Karin Ruckli tritt Rimoldi in den Eingangsbereich. Am Revers tragen beide eine Brosche, zudem eine Tasche mit dem Parteilogo.

Wir sind unterwegs mit FDP-Vertretern, die mit Hausbesuchen den Puls der Stimmbürgern erfühlen wollen. Die Politiker suchen das persönliche Gespräch nicht auf der Strasse, sondern im privaten Rahmen, bei den Leuten zu Hause. Sie tun dies in Pfaffnau, Buchrain und in der Stadt Luzern, wo wir uns gerade befinden.

Die Tradition neu belebt

Zur Einstimmung hatte man sich eine Stunde zuvor in einem Café in der Nähe eingefunden. Karin Ruckli berichtet von ersten Erfahrungen. «Es ist schon auch hartes Brot», gibt sie zu. «Viele begegnen uns misstrauisch, lugen vielleicht zwischen den Vorhängen hindurch, um zu sehen, wer da geklingelt hat.» Aggressives Verhalten, wie es etwa die Parteikollegen in Zürich erlebten, sei ihnen nicht begegnet, sagen die Luzerner FDPler. Sei der Kontakt aber erst einmal hergestellt, ändere sich die Stimmung oft rasch, werde meist freundlich, bisweilen sehr persönlich. Benjamin Häfliger, Geschäftsführer der FDP Luzern:

«Wenn man erst einmal ins Gespräch kommt, schätzen die Leute meist, dass sie Sachen deponieren können, die sie beschäftigen.»

Er erzählt von einem Herrn, der ihm seine Erfahrungen mit der Kesb sehr offen geschildert hat – eine Geschichte, die Häfliger nahe gegangen ist. «Wir wollen den Leuten zuhören und nicht missionieren», betont er. Auch dann, wenn Menschen die Tür öffnen, die kaum je die FDP wählen würden.

Per App zum persönlichen Kontakt

Vor 20, 30 Jahren hat es eine politische Kultur des Tür-zu-Tür-Wahlkampfes hierzulande noch gegeben. Heute ist es vor allem die SP, die auf dieses Mittel setzt. Und nun auch die FDP. Den kleineren Personalaufwand will man bei den Liberalen mit dem Einsatz von digitaler Technik und dem Einverständnis des Datenschützers kompensieren: Die Partei plant ihre Hausbesuche mit einer App.

Anhand der Informationen, welche das Umfrageinstitut GFS erhoben hat, bestimmt Projektleiter Rimoldi Rayons, in denen sich potenzielle künftige FDP-Kundschaft befinden könnte. Die Teams erhalten keine detaillierten Informationen, sondern werden sich diese wieder erfragen. «Anschliessend tragen sie den Verlauf der Kontakts in eine Maske ein. So erhalten wir eine genaue Karte mit Informationen, wer der Partei zugeneigt ist, wo keine Kontaktaufnahme möglich war oder wo weiterer Kontakt unerwünscht ist.» Gespeichert werden dürfen diese Informationen nur über eine begrenzte Zeit. Ob sich daraus valable Daten für die Wähleranalyse generieren lassen, oder ob die Aktion eher ein PR-Gag ist, wird sich nach Abschluss des Pilots Ende Jahr weisen.

Die junge Dame, welche die beiden Parteivertreter zu sich in die Wohnung gebeten hat, erweist sich als bekennende «Liberale», wie sie sich selbst bezeichnet. «Wir wurden super empfangen», sagt Rimoldi. Man habe sich über Bildung, Umwelt und Klima unterhalten. Noch eine halbe Stunde lang wollen sie ihre Tour fortsetzen. «Je später der Abend, desto unwahrscheinlicher wird es, dass einem die Leute die Tür öffnen», weiss Ruckli. Nach ersten Erfahrungen öffnen zwei von zehn Stadtbewohnern die Türe. Auf dem Land dürfte die Quote höher sein, auch weil man sich eher kennt.

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