Niels Jost
Eine «Oase der Ruhe»: So beschreibt sich die Luzerner Gemeinde auf ihrer Website. Der Werbetext richtet sich aktiv an interessierte Neuzuzüger und lockt mit Schlagwörtern wie «fantastische Lage», «Wohn- und Lebensqualität», «Individualität» und «Unsere BürgerInnen sind unsere Kunden». Das scheint zu fruchten. Denn die Gemeinde ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen – im Vergleich zu 2015 um rund 15 Prozent, was über dem kantonalen Durchschnitt von rund 4 Prozent liegt.
Auch in naher Zukunft rechnet die Gemeinde mit Neuzuzügern. Bis ins Jahr 2026 soll das Dorf, welches Ende des letzten Jahres die Heimat von 1185 Einwohnern war, rund 360 Personen mehr zählen. Das entspricht einem Wachstum von rund 30 Prozent.
Sagiareal und Wendelmatte stehen vor öffentlicher Auflage
Grund ist die rege Bautätigkeit. Bereits bewilligt sind gemäss Gemeindepräsidentin Claudia Bernasconi der Gestaltungsplan im Gebiet Ziegelhus sowie der zweite Teil der Überbauung Steinmatte, welche beide oberhalb des Dorfkerns liegen. In Planung befinden sich zudem zwei Grossüberbauungen direkt am Vierwaldstättersee, nämlich auf der Wendelmatte und dem Sagiareal.
Letzteres darf nach langem Hin und Her doch überbaut werden, wie das Bundesgericht vor knapp einem Jahr entschied. Die Vorprüfung des Gestaltungsplans ist nun durch den Gemeinderat erfolgt. «Es wurden noch kleinere Änderungen vorgenommen», sagt Bruno Amberg von der Transterra AG, welche zur Gebrüder Amberg Bauunternehmung AG gehört. Der Gestaltungsplan soll im April öffentlich aufgelegt werden, dann folgt das Baugesuch. Zu reden gab im Vorfeld, ob der Zugang zum See öffentlich bleiben soll. Dies sei in den aktuellen Plänen so vorgesehen, versichert Amberg.
Das andere Grossprojekt befindet sich nur einen Steinwurf weit entfernt auf der Wendelmatte. Auch hier läuft seit geraumer Zeit das Vorprüfungsverfahren des Gestaltungsplans. Dieser soll voraussichtlich im April öffentlich aufgelegt werden, sagt Daniele Obino von der Novoreal AG. Er vertritt eine von drei Parteien, welche die Überbauung auf diversen Teilabschnitten realisieren möchten. Wann die Baugesuche für die insgesamt rund 50 Wohneinheiten folgen, könne er nicht abschätzen, denn dies hänge von allfälligen Einsprachen beim Gestaltungsplan ab. «Nach jahrelanger Planung hoffen wir, dass der Baustart möglichst bald erfolgen wird», sagt Obino.
Im Schulhaus hat's genügend Platz
Zurück zum Bevölkerungswachstum: Ein solches zieht immer auch Investitionen in die Infrastruktur mit sich. Diesbezüglich sei Greppen gut aufgestellt, sagt Claudia Bernasconi. Die CVP-Politikerin verweist beispielsweise auf den aktuellen Umbau des Schulhauses. Das 7-Millionen-Projekt soll in diesem Herbst abgeschlossen sein. «Der dadurch entstehende zusätzliche Platz reicht aus, um das bevorstehende Bevölkerungswachstum aufzufangen.» Dies auch vor dem Hintergrund, dass voraussichtlich eher weniger kinderreiche Familien nach Greppen ziehen werden. Bernasconi:
«Die Bodenpreise steigen auch bei uns. Junge Familien können sich das wohl weniger leisten.»
Dafür sei Greppen hoch im Kurs bei Küssnachtern oder Leuten aus dem nahen Kanton Zug.
Investitionen stehen dafür bei anderen Bereichen an. Geplant sind beispielsweise die Renovation der Strassen im Dorfkern inklusive Tempo 30, die Fertigstellung der Verbundwasserleitung nach Weggis sowie die Hochwassersanierung des Rubibachs. Die Kosten sind im Aufgaben- und Finanzplan eingestellt.
Die Gemeinde erhofft sich aber auch finanzielle Mehreinnahmen durch die Zuzüger. Die durchschnittliche Steuerkraft soll um drei Prozent wachsen, wie Finanzvorsteher Daniel Rafferty in der neusten «Grepper Poscht» schreibt. Hinzu kämen Sondersteuern, Grundstückgewinn- und Handänderungssteuern. Ziel sei es daher, den Steuerfuss bis 2025 von aktuell 1,85 Einheiten auf 1.50 Einheiten zu senken. Damit würde Greppen zu den Top-Ten-Gemeinden mit den tiefsten Steuern gehören.
CO2-neutrale Energie aus dem Nachbardorf
Auch in Sachen Wärmeversorgung möchte die Rigigemeinde vorwärtsmachen. Bereits heute sind über 200 Wohnungen am Wärmenetz angeschlossen, darunter das Gemeinde- und Schulhaus. In den nächsten Jahren sollen weitere dazu stossen. Die Energie wird heute von einer provisorischen Lösung der Fernwärme in Greppen geliefert. Ab Frühling 2022 soll die Wärme vom neu erstellten Holzheizkraftwerk bei der Schilliger Holz AG in Haltikon kommen. Der Bau der Leitungen von Haltikon nach Greppen sollen Ende Monat starten. «Im Frühling 2022 sollen auch wir CO2-neutral heizen können», sagt Bernasconi.
Die seit 2012 amtierende Gemeindepräsidentin hebt die Wichtigkeit dieses Projekts hervor. «Ein Wärmeverbund wie dieser trägt dazu bei, das Klimaziel Netto-Null Emissionen bis 2050 zu erreichen. Wenn wir schon die Möglichkeit haben, mit Holz als lokalem Energieträger zu heizen, dann sollen wir diese auch wahrnehmen.»