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Nidwalden

Kirchenmitglieder lehnen Budget ab

Wegen Differenzen mit dem Kirchenrat: Pfarrer Dominik Flüeler verlässt die evangelisch-reformierte Kirche Nidwalden im kommenden Jahr.
Kirchenratspräsident Wolfgang Gaede spricht zur Versammlung. (Bild: Richard Greuter (Stansstad, 29. November 2021) )
Vizepräsidentin des Kirchenrates Diana Hartz bei der Wahl der Stimmenzähler. (Bild: Richard Greuter (Stansstad, 29. November 2021))
An der Herbstversammlung äusserten einige Versammlungsteilnehmer ihre Bedenken. (Bild: Richard Greuter (Stansstad, 29. November 2021))

Richard Greuter

Richard Greuter

Richard Greuter

Der grosse Aufmarsch bei der Herbstversammlung der evangelisch-reformierten Kirche Nidwalden vom vergangenen Montag liess erahnen, dass einiges bevorstand. Insgesamt 75 reformierte Mitglieder trafen sich zur Herbstversammlung im ökumenischen Kirchengemeindehaus in Stansstad.

Kurz nachdem Präsident Wolfgang Gaede das Budget mit einem Mehraufwand von 227'900 Franken vorstellte, folgten die ersten Wortmeldungen. Eine Person fragte, ob für Prozesskosten im Fall des ehemaligen «Kirchen-News»-Redaktionsleiters Thomas Vaszary Rückstellungen gemacht worden seien. Dies sei nicht gemacht worden, lautete die Antwort. Auf Nachfrage erklärte Gaede, dass zum Zeitpunkt der Budgeterstellung noch keine Forderungen vorlagen.

Differenzen zwischen Kirchenrat und Pfarrer

Über Jahre war die Firma von Thomas Vaszary für die Redaktion des Informationsblattes «Kirchen-News» verantwortlich. Zum Bruch kam es, als Vaszary einen Beitrag zur Konzernverantwortungs-Initiative nicht aus dem Blatt entfernen wollte, wie es der Kirchenrat verlangte. Der Kirchenrat stampfte die Ausgabe ein und beendete die Zusammenarbeit mit der Firma von Vaszary. Dies passte nicht allen. «Negativschlagzeilen sind nicht gut für die Kirche», sagte eine Versammlungsteilnehmerin und stellte fürs Budget einen Ablehnungsantrag. Dieser wurde angenommen. Das Budget wurde somit mit 33 Nein- und 20 Ja-Stimmen abgelehnt. Zugestimmt wurde hingegen dem Antrag des Kirchenrates, den Steuerfuss auf 0,26 Einheiten zu belassen. An einer ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung Anfang des nächsten Jahres können die Mitglieder nochmals über das Budget befinden.

Gleich am Anfang der Versammlung verlas Pfarrer Dominik Flüeler seinen freiwilligen Verzicht auf eine Wiederwahl als Pfarrer. «Unauflösbare divergierende Ansichten mit dem Kirchenrat über die kirchenpolitische Ausrichtung, die Führung der Kirche und der Pfarrtätigkeit sowie der Seelsorge haben mich zur Überzeugung geführt, dass ich nicht mehr zur Wiederwahl antrete», sagte Flüeler der Versammlung.

Keine Wahlempfehlung für Flüeler

Wie Pfarrerin Silke Petermann-Gysin wäre auch Flüeler nach vier Jahren zur Wiederwahl gestanden. Bereits vor seinem Verzicht entschied sich aber der Kirchenrat, für Flüeler keine Wahlempfehlung auszusprechen – im Gegensatz zu Pfarrerin Silke Petermann-Gysin. Auch dies sorgte für Diskussionsstoff. «Mich nähme wunder, was da läuft», sagte ein Mitglied aus dem Kirchenkreis Stans. Das sei so mit Flüeler abgesprochen, entgegnete Kirchenratspräsident Wolfgang Gaede. Keine Wahlempfehlung sei eigentlich eine Kündigung, sagte ein Kirchenmitglied aus Ennetbürgen. «Er hat sich entschlossen, die Kirche Nidwalden zu verlassen», lautete die Antwort Gaedes.

Für weitere Wortmeldungen sorgte der Umstand, dass in den Unterlagen, welche die Kirchenmitglieder erhalten haben, vom Gemeindekreis Stans, wo beide Pfarrpersonen wirken, keine Wahlempfehlung vorlag. «Ich bin befremdet über die Kommunikation im Kirchenrat», äusserte sich eine Frau aus der Versammlung. Der Präsident verwies auf das Reglement. Pfarrerin Petermann wurde dann in ihrem Amt bestätigt. Pfarrer Dominik Flüeler wird seine Tätigkeit im Gemeindekreis Stans per 30. Juni beenden.

Umstrittene Änderung des Kirchenreglements

Schliesslich entlud sich der Frust der Versammlung auch angesichts der bevorstehenden Erneuerung des Kirchenreglements. Anstelle einer Volkswahl will der Kirchenrat die Pfarrperson nach dem kantonalen Personalreglement einstellen. Die Gemeindekreise würden dann neu durch die Pfarrperson, das Sekretariat und freiwillige Mitarbeiter geführt.

Doch mit dieser Kompetenzverschiebung tun sich einige Mitglieder schwer. «Ich bitte euch, die Pfarrwahl bei den Gemeindekreisen zu belassen», so eine Wortmeldung. Zudem, meinte dieser Votant, sollen Pfarrpersonen im Kirchenrat Einsitz erhalten und auch dessen Sitzungen besuchen. Der kritische Punkt ist dabei allerdings, ob die Pfarrpersonen auch ein Stimmrecht erhalten sollen. Laut Gaede sollen sie das. Einige Gemeindekreismitglieder lehnen das hingegen ab. Offenbar wird befürchtet, dass diese dann überstimmt werden könnten. An einer ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung werden die Mitglieder über die endgültige Handhabung befinden können.

In einem speziellen Traktandum orientierte Regina Hauenstein mit grosser Begeisterung über den Religionsunterricht. Die feierliche Verabschiedung der ehemaligen Kirchenrätin Rahel Rutz verlieh der Versammlung dann doch noch einen versöhnlichen Abschluss.

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