Die Radrennfahrer am Ende des Hauptfeldes werden stets als Verlierer angeschaut. Man nennt sie Helfer, Wasserträger, Domestiken, Gregario: Sie opfern ihre Karriere, um dem Star des Teams zum Sieg zu verhelfen. Der litauische Dokumentarfilm-Regisseur und Produzent Arunas Matelis folgte diesen modernen Kriegern über mehrere Jahre hinweg während des Giro d’Italia.
Aus dem Auto der Ärztecrew heraus verfolgen die Kinobesucher hautnah den Alltag dieser «wunderbaren Verlierer», erleben ihre Stürze und Missgeschicke mit und fühlen ihre Energie, die sie wieder aufstehen und weiterkämpfen lässt – für ihren Teamleader. Entstanden ist «Wonderful Losers», ein sensibles Porträt von Menschen, die für andere grosse Opfer bringen.
Urner Biker diskutieren mit
Die Urner Premiere des Films erfolgt am Freitag, 12. Oktober, um 19 Uhr im Cinema Leuzinger in Altdorf. Im Anschluss werden der bekannte Urner Biker und Vize-Schweizer-Meister der Masterkategorie 2018, Patrick Tresch, und allenfalls auch Nachwuchsradsportler der IG Radsport Uri über den Film diskutieren.
Die Medien berichten (fast) nie über die Fahrer, die als Hundertste ins Ziel kommen, aber für ihre Kapitäne vierzig Wasserflaschen und zehn Sandwiches getragen haben. Man sieht sie am Medizinfahrzeug angelehnt stehen, ihre Trikots sind zerrissen, ihre Ellbogen blutig. Aufgeben? Keine Chance, die Teamkollegen brauchen sie noch. Sie sind auch bekannt als Domestiken. Ihre Aufgabe: dem Leader Windschatten zu bieten, Ausreisser zu verfolgen und den Sprint anzufahren. «Wonderful Losers» ist ganz nah dran an diesen Schlüsselfiguren des Radsports.
Über Jahre gefilmte Beobachtung
In Rennen und Krankenzimmern gelingt dem Regisseur Arunas Matelis ein sensibles Porträt von Menschen, die für andere grosse Opfer bringen. Eine dichte, über Jahre gefilmte Beobachtung: «Dort, in den untersten Zeilen der Ergebnislisten, schlägt das wahre Herz dieses Sports», sagt Matelis.
«Dort, in den untersten Zeilen der Ergebnislisten, schlägt das wahre Herz dieses Sports.» - Regisseur Arunas Matelis
«Das Radfahren ist für mich weit mehr als ein nur Sport oder ein Thema eines Films», erklärt der Regisseur. «Es ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Mein Kindheitstraum war es, professioneller Radsportler zu werden und ich trainierte enorm viel, um dieses Ziel zu erreichen.» Eine Verletzung hat diesen Traum zunichte gemacht, als er noch in der Schule war. «Ich musste den Sport aufgeben und habe mich der Mathematik zugewandt.»
Später ist er Regisseur geworden, hat aber die Passion für den Radsport nie aufgegeben. «Dieser Film hat mir die Möglichkeit gegeben, meinen Traum, der mich nie losgelassen hat, zu verwirklichen, den Schmerz zu überwinden, um die steilsten Bergstrassen des Giro d’Italia zu erzwingen.» (pd/bar)
«Wonderful Losers» wird am Freitag, 12. Oktober, 19 Uhr, im Cinema Leuzinger gezeigt. Weitere Aufführungen gibt es am 13., 14. und 17. Oktober, jeweils um 19 Uhr.