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Obwalden

Kernser Harmoniemusik wagte schwierige Reise in den Osten

Die Harmoniemusik sorgte für ein auserlesenes Hörerlebnis. Dirigent Beat Blättler setzte bestmögliche Arrangements mit dem über 60-köpfigen Musikkorps auf höchstem Niveau um.
Begeisterte mit schwierigen Werken: Harmoniemusik Kerns. (Bilder: Kurt Liembd, Kerns, 8. November 2019)
Dirigent Beat Blättler leitet das Korps schon seit 38 Jahren.

Kurt Liembd

Kurt Liembd

Es ist eher selten, dass sich Blasmusikkorps an so grosse Komponisten wagen wie Rimski-Korsakow, Dvorak, Mussorgsky oder gar Tschaikowsky wagen. Die Hürden sind sehr hoch, technisch, rhythmisch und vor allem musikalisch. Die Harmoniemusik Kerns bewies viel Mut, auch weil bis auf eine Ausnahme alles Transkriptionen für Blasmusik aufgeführt wurden. Alle Werke erwiesen sich dafür gut geeignet und klangen in der Interpretation bestmöglich nahe am Original. Die grandiose Darbietung, die das zahlreiche Publikum an zwei Abenden begeisterte, trägt die Handschrift von Beat Blättler (61), der die Musik seit 38 Jahren dirigiert. Einmal mehr wusste er bestmögliche Arrangements auszuwählen und mit dem Musikkorps auf höchstem Niveau umzusetzen.

Nahe am Original und musikalisch brillant

Unter dem Motto «Ostwärts» präsentierte das Korps eine musikalische Reise durch Osteuropa und Russland und gefiel durch bezaubernde Klangvielfalt und vorbildliche Interpretation. Eröffnet wurde das genussreiche Konzert mit «Prozession der Ritter» aus der Oper Mlada von Nikolai Rimski-Korsakow. Beim Klassiker «Moskauer Nächte» vereinten sich mehrere volkstümliche Klänge aus dem alten Russland in einem wundersamen Klangteppich und verbreiteten schon ein bisschen vorweihnächtliche Stimmung. Solistischer Höhepunkt war das «Lied an den Mond» aus Dvoraks Märchenoper «Rusalka». Mit inniger Sehnsucht und melancholischem Ausdruck meisterte Nicolas Blättler auf der Trompete dieses schlichte und ausdrucksstarke Solo. Mit dem «Slawischen Marsch» von Peter Tschaikowsky folgte der Höhepunkt des Abends.

Man muss einfach gehört haben, wie die Harmoniemusik dieses äusserst anspruchsvolle symphonische Meisterwerk interpretierte: So nahe am Original und musikalisch so brillant, dass das Publikum die grosse Begeisterung mit einem langen Applaus unterstrich. Exzellent erklangen nicht nur die serbischen Volkslieder und die russische Nationalhymne, Ebenso im Sinne des grossen Meisters Tschaikowsky gabs Ausschnitte aus dem weltbekannten Ballett «Dornröschen».

Von anderem Charakter kam «A Jewish Fantasy» daher, eine gelungene Mischung aus jüdischen Volksliedern auf hohem Niveau. Solistische Glanzpunkte setzten hier und bei weiteren Werken etwa Olivia Rava (Klarinette), Christian Zemp (Tenorhorn) oder Flurin Liesch (Perkussion). Ebenso hochstehend gings in die ungarische Puszta mit Volksmusik vom Feinsten im rhapsodischen Stil. Liebe, Freude und Leiden der Zigeuner beeindruckten in der «Kleinen ungarischen Rhapsodie». Zum Ende entführten die Musikanten in die Ukraine mit ihrer emotionalen Volksmusik. Nach dem tosenden Applaus setzte Dirigent Beat Blättler mit zwei Zugaben noch einen drauf.

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