John F. Kennedy, John Lennon oder John McEnroe: Das sind nur einige wenige von vielen berühmten Persönlichkeiten mit dem Vornamen John. Für mich müsste auch John Massey in die Liste der bekannten Männer namens John aufgenommen werden. Meine Frau Xenia und ich haben ihn in der Nähe von Cornwall in England kennen gelernt. Er hat uns mit seiner Hilfsbereitschaft eine wunderschöne Zeit auf seinem Bauernhof ermöglicht.
Aber von vorne. Seit rund einem Jahr waren Xenia und ich bereits pannenfrei mit unserem Camper «Elsa» in Europa unterwegs, als wir erfahren mussten, dass jede Glückssträhne irgendwann enden kann. Auf dem Parkplatz eines Einkaufscenters bemerkte ich, dass «Elsas» rechter Hinterreifen massiv Luft verloren hatte. Nach einer nervenaufreibend langsamen Fahrt mit eingeschalteter Warnblinkanlage erreichten wir eine Werkstatt. Der Mechaniker holte das Ersatzrad unter dem Bus hervor und montierte dieses umgehend. Um für eine nächste Panne gerüstet zu sein, wollten wir auch das «neue» Ersatzrad auf Vordermann bringen. Doch leider hatte der Garagist die passende Grösse nicht zur Verfügung.
Wir entschieden uns zum Weiterzufahren – was sich als Fehler herausstellen sollte. Kurze Zeit später ging erneut ein Reifen kaputt. Wir konnten gerade noch neben einem Bauernhof anhalten, mussten dann aber feststellen, dass die Garagen in England samstags pünktlich um 16 Uhr schliessen. Der offensichtlich mit Vorfreude das Wochenende erwartende Herr am Telefon riet uns, am Montag nochmals anzurufen. Zum Glück arbeitete John Massey damals gerade auf seinem Bauernhof. Ich fragte ihn, ob wir möglicherweise bis am Montag auf dem Parkplatz seiner Liegenschaft übernachten könnten. Er willigte ein.
In der Folge führten wir mit John mehrere interessante Gespräche. Er lud uns auf eine Tasse Tee zu sich nach Hause ein und organisierte den Reifenwechsel in der Garage seines Vertrauens. John hat früher als Jockey gearbeitet und musste sich neben der Rennstrecke mit den Fäusten gegen konkurrenzierende Jockeys behaupten, die ihm seinen Platz auf dem Rennpferd streitig machen wollten. Wie wir erfuhren, hat er auch mehrere Jahre in Deutschland gelebt und dort die Rennpferde eines vermögenden Deutschen trainiert. Dieser entliess ihn allerdings nach einer sehr erfolgreichen gemeinsamen Zeit. «Er meinte, alles selber machen zu können», glaubt John den Grund für die damalige Trennung zu kennen. «Von jenem Tag an hat übrigens keines der Pferde des Deutschen je wieder einen Sieg geholt.» Das mit dem Schildern der Kündigung verbundene Augenzwinkern ist dabei nicht zu übersehen …
Heute züchtet John Massey auf seinem Bauernhof Pfaue, die er nach zwei Jahren für eine beachtliche Summe weiterverkauft. Er fährt einen alten Land Rover, der erst nach dem fünften Versuch startet und unübersehbar auch nicht mehr den vorgeschriebenen amtlichen Mindestanforderungen entspricht, um auf den öffentlichen Strassen unterwegs sein zu dürfen. Er tut es trotzdem. Denn John kennt die meisten Polizisten in der Umgebung beim Vornamen. «Und falls ich mal in eine Verkehrskontrolle bei einem unbekannten Cop gerate, dann spiele ich ganz einfach den unwissenden alten Mann», meint er mit einem Schmunzeln.
Ich könnte noch unzählige Geschichten über John erzählen. Doch dann würde aus dieser Kolumne ein mehrere Seiten füllender Bericht. Sollte ich Ihnen in Zukunft zufälligerweise über den Weg laufen, spendieren Sie mir doch einfach einen Hopfen-Smoothie, und ich erzähle Ihnen abendfüllende Geschichten über John Massey, der auf meiner persönlichen Liste mit berühmten Männern namens John mittlerweile ganz zuoberst steht.