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Bösch

Keine Wohnungen und mehr Pendler: Der Hünenberger Gemeinderat setzt auf öffentlichen Verkehr

Nach dem Kantonsratsentscheid gegen die Erweiterung der Wohnzone im Arbeitsgebiet überlegt sich der Gemeinderat nun, wie der motorisierte Individualverkehr dezimiert werden kann. Zudem steht mit der Urnenabstimmung im Frühsommer ein wichtiger Entscheid für das Gewerbegebiet bevor. 

Am 18. Juni stimmen die Hünenbergerinnen und Hünenberger über den Verkauf des Grundstücks 2200 (Bildmitte) ab. Dort soll ein Gebäude für die Velofirma Specialized entstehen. 
Bild: Bild: Andreas Busslinger

Am Donnerstag letzter Woche sind die Würfel gefallen: Wie bereits berichtet wird der Wohnraum im Arbeitsgebiet Bösch in Hünenberg nicht erweitert. Laut dem Hünenberger Gemeinderat sei dies eine «verpasste Chance», wie das Onlineportal Zentralplus schreibt.

Weiter sagt Gemeindepräsidentin Renate Huwyler gegenüber dem Portal: «Der Gemeinderat ist von diesem Entscheid enttäuscht und kann die Argumente nicht nachvollziehen.» Im Kantonsrat gaben vor allem die Lärm- und Geruchsemissionen zu reden, «die unweigerlich Konflikte verursachen, welche nicht zu unterschätzen sind», so die vorberatende Kommission für Raum, Umwelt und Verkehr des Kantons Zug.

Vision Bösch wird weiterverfolgt

Laut Huwyler würden nun «andere, kreative Wege gesucht», um die Pendlerströme zu vermindern. Gemeint sei hiermit der motorisierte Individualverkehr, der mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze weiter zunehmen dürfte.

Renate Huwyler, Gemeindepräsidentin von Hünenberg.
Bild: Bild: PD

Auf unsere Frage, welche Ansätze es bereits für diese «kreativen Wege» gebe, sagt Huwyler: «Im Moment läuft bei den fünf grössten Firmen im Bösch eine Umfrage, wie das Verhalten der Mitarbeitenden beeinflusst werden kann, damit sie vermehrt den öffentlichen Verkehr nutzen.» Weitere Massnahmen sehe man etwa in der Verbesserung des Busanschlusses und der Standorte der Bushaltestellen.

Zudem schreibt Huwyler, dass der Gemeinderat die Vision Bösch ungeachtet des Kantonsratsentscheids weiterverfolgt. Es soll «ein einmaliges, übersichtliches, konkurrenzfähiges Industrie-, Gewerbe- und Dienstleistungsgebiet» entwickelt werden.

Pendlerverkehr würde sich verlagern

Eine weitere wichtige Entscheidung für das Arbeitsgebiet steht mit der Urnenabstimmung vom 18. Juni bevor. An diesem Tag befindet das Hünenberger Stimmvolk über den Verkauf des Grundstücks 2200 im Bösch und über die Änderung des Bebauungsplans Bösch-Rothus .

Auf diesem Grundstück soll künftig die Velofirma Specialized, die derzeit noch auf dem Papieri-Areal in Cham ansässig ist, einen neuen und grösseren Standort erhalten. «Mit dem Erhalt des Firmensitzes der Specialized im Zugwest-Gebiet beziehungsweise überhaupt im Kanton Zug und der Entwicklung dieses namhaften Unternehmens wird das Bösch an Ausstrahlungskraft über die Gemeindegrenzen hinaus gewinnen», ist sich Huwyler sicher. Man werde alles daransetzen, «die Stimmbevölkerung von den vielen Vorteilen dieser Ansiedlung zu überzeugen».

Mit der Velofirma würden im Bösch neue Stellen geschaffen. Von bis zu 300 Arbeitsplätzen ist die Rede. «Im Bösch besteht bereits jetzt eine Wohnzone», so Huwyler. Da der Kanton nur eine Erweiterung der Wohnzone abgelehnt hat, ist sie zuversichtlich, dass eine gewisse Anzahl der Arbeitnehmenden trotz des Entscheides in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsort wohnen könne. «Im Übrigen arbeiten die aktuell rund 120 Mitarbeitenden der Specialized bereits heute in Cham und Hünenberg», schreibt sie weiter. «Sie werden somit keinen Mehrverkehr generieren, sondern diesen verlagern.»

Laut Verein Zukunft Bösch «ein schlechter Entscheid»

Patricia Diermeier, ehemaliges Vorstandsmitglied des aufgelösten Vereins Zukunft Bösch.
Bild: Bild: PD/Lukas Schnurrenberger

Auch der Ende letzten Jahres aufgelöste Verein Zukunft Bösch, der sich für die Aufwertung des Arbeitsgebiets eingesetzt hat, äussert sich nicht erfreut über den Kantonsratsbeschluss. «Dafür, dass man das Bösch weiterentwickeln will, ist es ein schlechter Entscheid», sagt Patricia Diermeier als ehemaliges Vorstandsmitglied.

Man nehme den Arbeitgebenden die Möglichkeit, attraktive Stellen mit nahegelegenen Wohnungen anzubieten. «Diese wären ja nicht für Familien, sondern etwa für Arbeitnehmende gedacht gewesen», so Diermeier weiter. Sie selbst betreibt im Bösch die Kita Zug West und wisse, wie schwierig es im Kanton Zug ist, dass Angestellte eine Wohnung in der Nähe ihres Arbeitsplatzes finden.

Am Dienstag, 30. Mai, 19.30 Uhr, findet im Saal «Heinrich von Hünenberg» eine öffentliche Orientierungsversammlung statt.

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