Dass es so schnell gehen könnte, haben wohl die wenigsten erwartet. Die Kirchgemeindeversammlung vom Dienstag sorgte für angeregte und kritische Diskussionen im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Dorfplatzes. Die deutliche Ablehnung ihres Beitrags ist insofern etwas erstaunlich, da noch gar kein Projekt vorliegt und es im Moment nur um einen Planungskredit von 233 000 Franken ging, der je zur Hälfte von der Kirchgemeinde und der Politischen Gemeinde getragen werden sollte. «Manchmal muss man gewisse Ideen im Keime ersticken lassen», brachte es Redner Dieter von Arx (59) auf den Punkt. Er war der letzte von mehreren Votanten gegen das Projekt und sein prägendes Schlusswort war das Abbild der herrschenden Stimmung im Loppersaal. Mit 200 Nein gegen 33 Ja schickten die Stimmbürger die Pläne des Gemeinderates und des Kirchenrates deutlich bachab (Ausgabe von gestern).
«Neugestaltung bringt keinen Mehrwert»
Eingangs hatte Kirchenrat Luca Bee das Geschäft vorgestellt und von «einem Platz zum Verweilen und Entschleunigen» gesprochen. Der Kirchenrat habe sich zum Ziel gesetzt, diesen Platz vermehrt zu einem offenen Ort der Begegnung zu machen und die Umgestaltung der nahen Umgebung der Kirche soll dieses Ziel erfahr- und erlebbar machen, so Bee. Doch damit fand er bei den Katholiken wenig Gehör.
Christoph Keller, Präsident der SVP, stellte den Verwerfungsantrag: «Die Neugestaltung des Dorfplatzes bringt keinen Mehrwert.» Zudem sei die geplante Aufhebung der Parkplätze für die umliegenden Geschäfte existenzbedrohend. Unterstützt wurde Keller vom ehemaligen Kirchenrat André Lustenberger: «Es gibt keinen vernünftigen Grund, den Dorfplatz umzubauen.» Er untermauerte dies mit zahlreichen Beispielen von Anlässen. Benedikt Hodel, der eine Metzgerei am Dorfplatz führt, rügte insbesondere die Aufhebung von Parkplätzen.
Als einziger Pro-Redner trat Niklaus Reinhard ans Rednerpult, der als Architekt ins Projekt involviert ist. «Wenn wir dieses Projekt jetzt vorzeitig abwürgen, denken wir nicht darüber hinaus.» Doch sein Appell war erfolglos. Kirchenratspräsident Martin Dudle, einer der Promotoren der Dorfplatzerneuerung, konnte nicht Stellung nehmen, weil er sich im Ausland befindet. Die Kirchgemeindeversammlung wurde deshalb von Vizepräsident Markus Luther geführt. Mit dem Nein der Kirchgemeinde entfällt auch die an die Urne verwiesene Abstimmung der Politischen Gemeinde nächstes Jahr.
Ja gesagt hat die Kirchgemeinde einstimmig zu einem Beitrag von 80 000 Franken an die Sanierungskosten des neuen Pfadilokals. Diesen Betrag erhält aber nicht etwa die Pfadi, sondern die Politische Gemeinde, welche das Pfadilokal bereits realisiert und bezahlt hat.
77 Bürger mit einer Vision
Bei der Politischen Gemeinde gab es auch einige Diskussionen, vor allem zum Projektierungskredit von 420 000 Franken für die Sanierung der Badi. Markus Marti, ehemaliges Mitglied der Finanzkommission, stellte den Verwerfungsantrag und schlug als Alternative eine Vergrösserung der Badi mit unterirdischen Parkplätzen vor. Martis Vision beinhaltet zudem, die Anlage das ganze Jahr zugänglich zu machen ähnlich wie die Lidos in Sarnen oder Luzern. «Hergiswil hat genügend finanzielle Mittel, diese einmalig schöne Parzelle wunderschön für die Bevölkerung zu gestalten», rechnete der ehemalige UBS-Banker vor. Hergiswil habe ein Eigenkapital von 86,6 Millionen, während zum Beispiel Meggen nur eines von 15,6 Millionen habe, so Marti. Seinem Verwerfungsantrag stimmten 77 Anwesende zu, während 228 im Sinne des Gemeinderates stimmten. Diskussionen löste auch die Frage eines Ortsbusses aus. Während Landrat Joe Blättler diesen als viel zu teuer bezeichnete, gab es mehrere Voten dafür. Mit 238 Ja zu 58 Nein erhielt der Gemeinderat den Auftrag, einen Vorschlag für die Einführung zu erarbeiten. Diskussionslos wurde allen andern Geschäften zugestimmt samt Einbürgerung eines 48-jährigen Deutschen.