Franziska Herger
Sie hat abwechslungsreiche Jahre hinter sich, die Liegenschaft mit dem Kino Seefeld und dem ehemaligen «Hirschen» in Sarnen. Nach dem Tod des bisherigen Betreibers übernahm 2016 der Aargauer Bruno Arnold das einzige Kino im Sarneraatal. Im «Hirschen» kam zunächst temporär die «Colorbox» unter, ein Malangebot für Asylsuchende, dann seit einem Jahr das «Chessi», ein Zentrum für Kulturanlässe und Treffs. Seither ist etwas Ruhe eingekehrt. Doch die dürfte nicht lange währen, denn die beiden Gebäudeteile müssen saniert werden.
Der «Hirschen» stammt von 1866, der Kino-Teil aus dem Jahr 1947. «An beiden ist jahrelang nichts gemacht worden», sagt Gemeindeschreiber Max Rötheli. Die Gemeinde kaufte die beiden Parzellen 2015 nach dem Ja der Gemeindeversammlung für 1,6 Millionen Franken. Nun hat sie eine Analyse der Bausubstanz erstellen lassen. «Der vordere und mittlere Teil mit dem ‹Hirschen› kann saniert werden», führt Max Rötheli aus. «Beim hinteren Teil mit dem Kino kam die Analyse zum Schluss, dass eine Sanierung wegen der für die Erdbebensicherheit nötigen Massnahmen teurer würde als ein Abriss mit späterem Neubau. Daher stehe die Variante Abriss momentan im Vordergrund.»
Entwicklung des Kinos wird bis Herbst abgewartet
Bis auf weiteres soll sich aber noch nichts ändern. Die Pläne für das Kino und den ‹Hirschen›, die insgesamt 4 bis 5 Millionen Franken kosten dürften, seien bis Herbst auf Eis gelegt worden, sagt Max Rötheli. «Wir wollen die Entwicklung des Kinos abwarten.» Man wisse nicht, in welche Richtung die Besucherzahlen gingen und welche Pläne der Kinobetreiber für den Innenausbau hege. «Ziel ist aber ein Wiederaufbau mit erneutem Kino-Angebot», so Rötheli. «Das haben die Stimmbürger 2015 an der Gemeindeversammlung mit der grossen Zustimmung zum Kauf ausgedrückt.»
Kinobetreiber Bruno Arnold sagt auf Anfrage, er wisse von den Abriss-Plänen. «Totalsanierung oder Abriss und Neubau kommt für mich aber auf das Gleiche heraus: Am Ende ist das Kino wieder da.» Arnold, der auch das Kino Stans betreibt, will in Sarnen weitermachen, trotz «nicht berauschender» Zuschauerzahlen. Mit rund 15 000 Kinoeintritten hatte Obwalden 2018 am zweitwenigsten Kinogänger aller Kantone, vor Glarus. Die Obwaldner seien keine Kinomuffel, wehrt Bruno Arnold ab. «Aber der Kanton bietet sonst viel: Sonne, Schnee, See, viele Veranstaltungen – das haben andere Standorte nicht.»
Das Kino Seefeld alleine werde wohl nie rentieren, meint er. «Aber zusammen mit Stans ergibt sich ein Plus.» Ab diesem Sommer werde man in Sarnen zudem einen Sommerfahrplan einführen. «Dabei entscheiden wir auf Wochenbasis je nach Wetter, ob das Kino offen ist. Im letzten Sommer sind die Besucherzahlen nämlich wegen des schönen Wetters ins Bodenlose gefallen.»
Diese Flaute nutzte der Betreiber, um die Tonanlage zu ersetzen sowie die Bestuhlung zu erneuern und von 200 auf 100 Sitze zu reduzieren. All das, obwohl er schon damals von den Umbauplänen der Gemeinde wusste. «Es war nötig», sagt Arnold. «Bei 20 Leuten in einem Saal für 200 kommt einfach kein Kinofeeling auf.» Wie viele Plätze es nach dem Neubau noch sein werden, wisse man noch nicht. Bruno Arnold sieht den geplanten Abriss als Chance, dem Kino zu neuem Schwung zu verhelfen. «Es braucht einen Effort, um das ‹alte Seefeld› aus den Köpfen zu vertreiben.»
Der Verein Chessi hofft auf Fortsetzung
Hampi van de Velde, Präsident des Trägervereins Chessi, sagt, man sei sich bewusst, dass der ehemalige «Hirschen» saniert werden müsse. «Es war immer klar, dass das ‹Chessi› eine Zwischennutzung ist», so van de Velde. «Trotzdem möchten wir natürlich, dass unsere Projekte weitergehen und die Gemeinde uns irgendwie integrieren kann.» Denn in der Bevölkerung bestehe ein Bedürfnis nach den «Chessi»-Angeboten, obwohl etwa das Kunst- und Literaturcafé oft nur eine Handvoll Besucher anziehe. «Gerade bei der ‹Heimatküche› haben wir aber oft mehr Besucher als Stühle, es kommen Schweizer und Ausländer jeden Alters. Und der monatliche Positiv-Treff ist eine bereichernde Informationsquelle», sagt Hampi van de Velde. «Das ist das, was in Obwalden immer gefehlt hat.»