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Uri

Kaum Besucher an der GV: Corona-Virus hält Dätwyler auf Trab

Bei Dätwyler gab es für einmal eine Fast-Geister-GV. Intern hat das Unternehmen Massnahmen wegen des Corona-Virus getroffen.
Paul Hälg, Verwaltungsratspräsident der Dätwyler Holding AG, warnte in seinem Referat vor der Kündigungsinitiative.  (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 11. März 2020))

Urs Hanhart

An der 62. ordentlichen Generalversammlung der Dätwyler Holding AG, die am Mittwoch im Theater Uri in Altdorf abgehalten wurde, war einiges anders als gewohnt. Die Veranstaltung wurde in schon fast familiärem Rahmen abgehalten. Anwesend waren im grossen Theatersaal lediglich 17 Inhaberaktionäre und ein Namenaktionär. Die geringe Beteiligung hing mit dem grassierenden Corona-Virus zusammen. Viele Aktionäre folgten der Empfehlung des Verwaltungsrates, anstelle einer persönlichen Teilnahme ihre Stimme mittels elektronischer Fernabstimmung oder mittels Weisung an den unabhängigen Stimmrechtsvertreter abzugeben. Um die Gefahr einer Ausbreitung des Corona-Virus zu reduzieren, wurde zudem auf das traditionelle Abendessen im Anschluss an die GV verzichtet.

Eine Task Force bereits eingesetzt

Auch CEO Dirk Lambrecht ging in seinen Ausführungen zum Geschäftsgang auf die Corona-Krise ein. Er betonte:

«Wir sind derzeit mit einem schwierigen Umfeld konfrontiert. Zusätzlich zu den bereits bestehenden politischen, konjunkturellen und währungsbedingten Herausforderungen kommt noch die Unsicherheit rund um das Corona-Virus dazu.»

Kurzfristig werde man sich allfälligen Nachfragerückgängen nicht entziehen können. Man müsse davon ausgehen, dass die Unsicherheiten in den kommenden Monaten anhalten werden. Dätwyler hat im Zusammenhang mit dem Corona-Virus schon vor geraumer Zeit eine Task Force eingesetzt, welche die Aktivitäten koordiniert. «Bereits seit dem Ausbruch des Virus im Januar in China verfolgt unsere Beschaffungsabteilung die Entwicklung auf dem Weltmarkt sehr nahe», erklärte Lambrecht und fügte an: «Im Fall von Versorgungsengpässen ergreifen wir geeignete Massnahmen.»

Inzwischen hat Dätwyler Reiseverbote für China, Italien und Korea erlassen. Zudem wurden die Mitarbeiter weltweit dazu aufgerufen, Reisen, Sitzungen und Workshops auf das absolute Minimum zu begrenzen. «Wir sind überzeugt, dass wir mit diesen Massnahmen die Sicherheit unserer Mitarbeitenden gewährleisten, die Ausbreitung des Corona-Virus bekämpfen und einen Betriebsunterbruch in unseren Werken, wenn immer möglich, vermeiden können», so der CEO, der darauf hinwies, dass die beiden Dätwyler-Werke in Norditalien unverändert mit normaler Kapazität produzieren. Auch die chinesischen Werke seien seit Mitte Februar wieder im Normalbetrieb und fast alle Mitarbeiter seien inzwischen wieder verfügbar.

«Offenheit gleich Wohlstand»

Verwaltungsratspräsident Paul Hälg warnte in seinem Referat vor der Kündigungsinitiative der SVP, über die am 17. Mai abgestimmt wird. Er betonte: «Als Dätwyler haben wir unsere aktuelle Position der Stärke genutzt, um uns proaktiv neu aufzustellen und für die Herausforderungen der Zukunft zu rüsten. Wir tun gut daran, uns auch als Nation Schweiz und als Stimmbürgerinnen und Stimmbürger auf unser Erfolgsrezept zu besinnen. Dieses besteht im Wesentlichen aus einem Mix von Offenheit, flexiblem Arbeitsmarkt, dualer Ausbildung, stabilem politischen System und sozialem Netz.» Später fügte er zu diesem Thema noch an: «Ich bin zutiefst überzeugt, dass sich meine auch schon geäusserte Erkenntnis von ‹Offenheit gleich Wohlstand› langfristig durchsetzen wird.»

In seinem Ausblick sagte Hälg:

«Was Dätwyler betrifft, so sind wir mit der neuen strategischen Ausrichtung für die Herausforderungen der Zukunft gut gerüstet.»

Neben den führenden Marktpositionen verfüge das Unternehmen über starke Werte und eine gewachsene Unternehmenskultur, in der die Eigeninitiative und die Eigenverantwortung eines jeden Mitarbeiters gefördert werde. «Das schnelle und selbstverantwortliche Entscheiden unserer Mitarbeitenden auf allen Stufen wird zum wichtigen Erfolgsfaktor. Damit können wir auch in immer unsichereren und komplexeren Märkten erfolgreich Mehrwert für unsere Kunden, Aktionäre und Mitarbeitenden erarbeiten.»

Dividende bleibt unverändert

Sämtliche Anträge des Verwaltungsrats wurden von den anwesenden Aktionären gutgeheissen. Angesichts der soliden operativen Ertragskraft und der viel versprechenden Perspektiven beschloss die GV eine gehaltene Dividende von drei Franken pro Inhaberaktie und 0,60 Franken pro Namenaktie. Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von 43,1 Prozent des bereinigten Nettoergebnisses. Die bisherigen Verwaltungsräte wurden alle für eine weitere Amtsperiode von einem Jahr wiedergewählt. Hälg bleibt Verwaltungsratspräsident. Die Sonderversammlung der Inhaberaktionäre hat Jürg Fedier und Jens Breu als ihre Vertreter im Dätwyler-Verwaltungsrat gewählt, welcher unverändert aus acht Mitgliedern besteht. Als Mitglieder des Nominierungs- und Vergütungsausschusses wurden Hanspeter Fässler (Vorsitz), Claude R. Cornaz und Jens Breu bestimmt.

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