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Landauf, landab

Kartenlesen für Fortgeschrittene

Bei einem Ausflug ins Luzerner Hinterland leisteten unserem Reporter die Karten ein grosse Hilfe. Sie gewährten ihm sogar einen Blick in die Vergangenheit.

Reporter Roger Rüegger.
Bild: Bild: Pius Amrein

Der Hunger hat uns diesen Sommer ins Hinterland geführt. Ziel war ein Wirtshaus mit bekannt guter Küche. Da mein Mädchen und ich vorher noch nie an dieser Adresse waren, nutzten wir zur Orientierung die Strassenkarte meines Handys.

Das Studium der Speisekarte war kurz, der Verzehr der bestellten Wienerschnitzel dauerte etwas länger.

Nach dem «Guet Nacht, s esch fein gsi» marschierten wir satt und zufrieden Richtung Parkplatz. Aus dem Augenwinkel erspähte ich durch ein Fenster vier Leute, die in der Gaststube jassten. Was mir spanisch vorkam: Die spielten mit französischen Karten. Wir befanden uns aber weit hinter dem Jasskarten-Röschtigraben, der sich im Norden entlang der Kantonsgrenze zum Aargau zieht. Manche Jasserinnen und Jasser erachten dies ja fast als feindliche Linie.

Der Reporter in mir witterte eine Story, weil die Leute im Kanton Luzern fast ausnahmslos Deutschschweizer Karten benutzen. So näherte ich mich behutsam dem Tisch, um die Runde nicht zu sprengen. Nach kurzem Abtasten war das Rätsel gelöst. Die eine Jasserin outete sich als Zofingerin. Das ist nicht schlimm, muss aber erwähnt sein. Aufgewachsen war sie jedoch in einer kleineren Gemeinde an der Aare. Dort wohnte sie früher am Bachweg.

Zwischen Mischen und Verteilen der Karten erzählte sie noch dies und jenes aus vergangenen Tagen. Dabei kam zum Vorschein, dass sie in dem Haus aufgewachsen ist, wo heute mein Göttimeitli wohnt und ausserdem fanden wir heraus, dass sie die Schwester eines meiner Schul-Gspänlis ist.

Eine Story ist das zwar nicht, eine hübsche Geschichte aber allemal. Dazu kam die Erkenntnis: Entscheidend ist nicht die Wahl der Karten, man muss sie nur lesen können. Den Nachhauseweg fand ich dann übrigens ohne.

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