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Kantonsspital Obwalden: Dieses Jahr wird nochmals schwierig

Nachdem das Parlament die Jahresrechnung des Kantonsspitals Obwalden nur mit Murren genehmigt hat, muss sich etwas ändern. Stellenabbau könnte ein erster Schritt sein. In Zukunft will die Regierung überprüfen, welche Angebote sinnvoll sind.
Eingang zum Bettentrakt am Kantonsspital Obwalden. (Bild: Corinne Glanzmann)

Der Kantonsrat ist nicht zufrieden mit dem Kantonsspital. 20 Parlamentarier machten ihrem Unmut über das Jahresergebnis des Spitals an der letzten Sitzung mit einer Enthaltung Luft (wir berichteten). Zwar wurde die Rechnung mit 21 zu 8 Stimmen dann doch gutgeheissen. Optimal sei es aber sicher nicht gelaufen, räumt Andreas Gattiker ein, seit vier Monaten CEO des Kantonsspitals. «Aber jetzt müssen wir nach vorne schauen und das Spital wieder auf Kurs bringen.»

Und doch, ein Blick zurück: Das Kantonsspital hatte für 2017 einen Verlust von 3,2 Millionen Franken budgetiert. Die Rechnung wies dann aber ein Minus von über 4,5 Millionen aus. Das Spital begründete das Ergebnis hauptsächlich mit der vom Kanton letztes Jahr erstmals in Rechnung gestellten, gesetzlich neu vorgeschriebenen Miete von 3,5 Millionen Franken. Doch auch die Personalkosten stiegen um ganze 2 Millionen an, weil das Spital rund 21 neue Stellen schuf. Das gab zu reden im Kantonsrat, und auch der Regierungsrat rügt in seinem Bericht, diese «extreme Stellenzunahme» sei «nicht nachvollziehbar» und stehe «in starkem Widerspruch» zu den Sparbemühungen des Kantons.

Das Spital habe die vielen zusätzlichen Stellen nie schlüssig erklärt, sagt Urs Keiser (CVP, Sarnen), Präsident der Spitalkommission. Man habe zu lange versucht, die Fallzahlen zu erhöhen. «Aber mit dem zusätzlichen Ertrag steigt eben auch der Aufwand.» Für Keiser wäre es besser gewesen, man hätte die Kantonsspitäler von Nid- und Obwalden vor Jahren zusammengelegt. «Aber das Volk hat sich sehr klar für ein eigenes Spital entschieden.»

Die Fallzahlen haben ein Plafond erreicht

Sind die ständig steigenden Kosten also die Kröte, welche die Obwaldner für «ihr» Spital schlucken müssen? Auf die Gretchenfrage, ob das Spital denn in dieser Grösse überhaupt rentieren könne, zögert der neue CEO: «Nein wäre die einfache Antwort, und vielleicht auch die richtige. Aber ohne eine genaue Kostenstellenrechnung, die wir in Zukunft detaillierter erarbeiten wollen, kann ich es nicht sagen.»

Auch wenn die vielen neuen Stellen für ihn im Nachhinein schwer nachzuvollziehen seien, habe es aus der damaligen Sicht sicher für alle eine Begründung gegeben, sagt Andreas Gattiker. Und: «Die Miete werden wir unter den heutigen Rahmenbedingungen auch langfristig nicht erwirtschaften können, auch wenn sie gemäss Krankenversicherungsgesetz korrekt wäre.» Urs Keiser will sich damit nicht zufriedengeben. «Es ist schwer nachzuvollziehen, dass ein Spital mit so vielen Stellen 0 Franken an die nach Gesetz über die Tarife zu generierenden Mietkosten erwirtschaften kann.» Einig ist sich der CEO mit dem Präsidenten der Spitalkommission bei den Fallzahlen. «Das Wachstum nach dem Neubau 2014 war wichtig und positiv. Aber von der Bevölkerungszahl her wurde 2016 ein Plafond erreicht.»

Temporärstellen wurden bereits abgebaut

Wie weiter? Die Regierung möchte vom Kantonsspital eine detailliertere Abrechnung, welche die Rentabilität der einzelnen Abteilungen aufzeigt. Daneben erachtet der Regierungsrat «die von der Spitalleitung angestrebten Korrekturen des Stellenplans als zwingend». Dies setze man bereits um, sagt Andreas Gattiker. «Temporärstellen wurden schon abgebaut.» Neben der Senkung von Pensen schliesst er einen Stellenabbau nicht aus. Um zusätzliche Klarheit zu erhalten, werde momentan eine Analyse vergleichbarer Schweizer Spitäler erstellt. «Viele Spitäler von ähnlicher Grösse wie Sarnen haben Schwierigkeiten», so Gattiker.

Die Regierung ihrerseits arbeitet an einer neuen Versorgungsstrategie, die auch eine Überprüfung des Spital-Leistungsauftrags beinhalten wird. 2019 kommt sie vor den Kantonsrat. Bis der neue Leistungsauftrag vorliegt, will der Regierungsrat weiterhin, wie schon dieses Jahr, 2 Millionen Franken an die Mietkosten des Spitals zahlen. «Wir erwarten jedoch, dass das Spital das Budget entsprechend umsetzt, was letztes Jahr leider in keiner Weise gelungen ist», hält Finanzdirektorin Maya Büchi fest. Man werde vermehrt auf zeitnahe Information pochen. «Es geht in Zukunft nicht mehr, dass wir erst nach Ablauf des Jahres von so einem Ergebnis erfahren.» Die neue Gesundheitsstrategie werde die Grundlage für die künftige Spitalplanung schaffen, so Büchi. «Es geht darum, zu eruieren, was zur Grundversorgung gehört, und welche Angebote am Kantonsspital sinnvoll sind.» Der Standort Sarnen sei jedoch unbestritten. «Wir nehmen den Volkswillen ernst.»

Massnahmen sollen ab 2019 greifen

Urs Keiser sieht derweil Ungemach auf das Kantonsspital zukommen: «Die Ertragsminderungen durch die Revision des Tarmed-Abrechnungssystems werden ins Gewicht fallen. Und die Projektkosten für die Einführung des elektronischen Patientendossiers spätestens im Jahr 2020 sind noch nirgends budgetiert.» Die Auswirkungen dieser Neuerungen seien noch schwer abzuschätzen, sagt der CEO des Spitals. 2018 werde aber «sicher noch einmal schwierig. Ab 2019 dürften dann die ersten Massnahmen greifen.» Aussagen über die Rentabilität der einzelnen Abteilungen könne man jedoch erst auf Basis der Kostenrechnung des Jahres 2020 machen, so Gattiker. «Einen Dampfer wie das Kantonsspital zu wenden, braucht mehr als ein paar Monate.»

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