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Luzern

Kampf gegen zu laute Autos: Luzerner Regierung will Einsatz von Lärmblitzern prüfen

Autos und Töffs, die zu viel Lärm verursachen, sind auch für den Luzerner Regierungsrat ein Problem. Er befürwortet die Beschaffung von Lärmblitzern, drückt aber aus zwei Gründen aufs Bremspedal.
Eine Auswahl an Autos, welche die Luzerner Strafverfolgungsbehörden sichergestellt haben. (Bild: Staatsanwaltschaft Luzern)

Alexander von Däniken

Breitere Spoiler, tiefer gelegtes Fahrwerk, lautere Motorengeräusche: Sogenannte Autoposer zeigen gerne, was ihr Fahrzeug hergibt. Und verärgern dabei vor allem mit dem Lärm die Bevölkerung. Monique Frey, Fraktionschefin der Grünen und jungen Grünen im Kantonsrat, hat darum ein Postulat eingereicht. Darin fordert die Emmer Politikerin den Regierungsrat auf, via Luzerner Polizei Geräte anzuschaffen, die – analog zu Geschwindkeitsmessanlagen – zu laute Autos und Motorräder erfassen und mit denen die Halter zur Rechenschaft gezogen werden können.

Jetzt liegt die Stellungnahme des Regierungsrats vor. Er schreibt: «Auch die Luzerner Regierung teilt die Einschätzung, dass das unnötige Verursachen von Lärm durch einzelne rücksichtslose Verkehrsteilnehmer ein Problem darstellt. Und es ist leider eine Tatsache, dass dieses Verhalten die Lebensqualität der Bevölkerung unnötig und teilweise erheblich einschränkt.»

246 Fahrzeuge sichergestellt – 100 mehr als im Vorjahr

Die Kantone hätten in den letzten Jahren rund 4,3 Milliarden Franken in Massnahmen wie lärmarme Deckbeläge oder Lärmschutzwände investiert. «Verantwortungslose Verkehrsteilnehmende machen diese Anstrengungen teilweise zunichte.» Der gesetzliche Rahmen, um Lärmsünder ausfindig zu machen und sie zu sanktionieren, sei derzeit beschränkt. Die Luzerner Polizei kontrolliere regelmässig Fahrzeuge auf ihren rechtmässigen Zustand. Und es gebe schon heute schwerpunktmässig Verkehrskontrollen in Zusammenarbeit mit den Spezialisten des Strassenverkehrsamts. Werden bei einem Auto verbotene Teile festgestellt, müsse der Halter sein Fahrzeug in einen gesetzeskonformen Zustand versetzen und dies durch das Strassenverkehrsamt abnehmen lassen. Wenn Fahrzeuge kontrolliert werden, deren Verkehrssicherheit aufgrund massiver Umbauten fraglich ist, werden diese sichergestellt oder ganz stillgelegt.

Allein dieses Jahr bis Mitte November haben Polizisten und Spezialisten des Strassenverkehrsamts 246 Fahrzeuge sichergestellt. Das sind gut 100 mehr als letztes Jahr, wie der Regierungsrat weiter schreibt. Doch was die Lärmbelastung betrifft, fehlen sowohl die rechtlichen Grundlagen, als auch ausgereifte Geräte. Darum empfiehlt die Regierung, das Postulat nur teilweise erheblich zu erklären.

Motion in Bundesbern hängig

Immerhin: In Bundesbern bewegt sich etwas. Die Aargauer SP-Nationalrätin Gabriela Suter hat im Juni den Bundesrat beauftragt, die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, um übermässige Lärmemissionen im Strassenverkehr einfacher und stärker sanktionieren zu können. Die zuständige nationalrätliche Kommission hat dieses Anliegen kürzlich unterstützt.

Bis die rechtlichen Rahmenbedingungen stehen, hofft die Luzerner Regierung, sollte auch die technische Entwicklung so weit sein. Denn aktuelle Geräte stecken noch in den Kinderschuhen. Während Lärmblitzer sämtliche Eichtests bestehen müssen, wobei der Grenzwert noch festgelegt werden muss, gibt es bei sogenannten Lärmdisplays zum Teil schon kontraproduktive Resultate. Anders als die Blitzgeräte zeigen die Displays nur den gemessenen Lärmwert an. Das hat bei einem Pilotversuch im Kanton St.Gallen dazu geführt, dass Töff- und Autofahrer ihre Motoren extra aufheulen liessen. Die Resultate eines grösseren Pilotversuchs, der auch in Schwyz stattgefunden hat, stehen indes noch aus.

Kantonsrätin mit Regierung zufrieden

Postulantin Monique Frey sagt auf Anfrage: «Dass der Regierungsrat das Postulat teilweise erheblich erklären will, freut mich. Doch statt den Vorstoss nur teilweise erheblich zu erklären, hätte der Regierungsrat noch die Behandlung im Nationalrat abwarten können.» Anderseits sei auch Frey wohl etwas zu früh gewesen, wie sie einräumt. Das ändere aber nichts an der Brisanz des Themas. Denn die Autoposer hätten in den letzten Monaten für immer mehr Schlagzeilen gesorgt. «Ich verstehe die Faszination, an einem Auto herumzubasteln. Aber nicht mit dem Ziel, das Auto lauter zu machen, zum Teil durch Anbohren der Auspuffanlage.»

Da müsse zwingend ein Umdenken stattfinden. Denn der Siedlungsdruck ist gross, entsprechend müsse bei der Lärmbelastung Rücksicht genommen werden. Zum Teil würden Passanten erschrecken, wenn ein Fahrzeug plötzlich sehr laut werde. «Da hört der Spass definitiv auf.» Frey ist sowohl auf die weitere technische Entwicklung der Geräte gespannt als auch auf erste Erfahrungen aus Pilotversuchen.

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