Sina Engl
«Längere Ladenöffnungszeiten. Das hört sich doch liberal und einfach super an», eröffnet Moderator Severin Hofer die Debatte. Daraufhin übergibt er das Wort als Erstes an die Pro-Seite, welche in dieser Podiumsdiskussion von Colin Biermann, Vizepräsident der Jungfreisinnigen Zug, und Tabea Estermann, Co-Präsidentin der Jungen GLP Zug, vertreten ist. Danach soll die Kontra-Seite zu Wort kommen, vertreten durch Amélie Krause, Vorstandsmitglied der JUSO Zug, und Delia Meier, Präsidentin der Jungen Alternative Zug.
Die Veranstaltung hat einen besonderen Touch – sie findet als Videokonferenz über Zoom statt. Die Debattierenden sind mit Kamera anwesend, und rund 15 Zuschauerinnen und Zuschauer hören mit ausgeschaltetem Mikrofon im Hintergrund mit. Eine etwas aussergewöhnliche Situation, dennoch wird fleissig debattiert zur «Gesetzesinitiative zu längeren Ladenöffnungszeiten», über welche im Kanton Zug am 7. März abgestimmt wird.
Nach einer kurzen Einleitung durch Moderator Severin Hofer nehmen die Debattierenden erstmals Stellung zum Thema des Abends. Den Anfang macht Tabea Estermann für die Pro-Seite. «Ich arbeite in Zürich und das oft bis 19 Uhr. Wenn ich dann noch einkaufen muss, mache ich das in Zürich oder am Bahnhof in Zug», beginnt sie. Hofer entgegnet: «Warum muss man dann etwas anpassen? Das funktioniert anscheinend ja gut.» «Weil es unfair ist, dass Tankstellen oder Bahnhofshops länger verkaufen dürfen als andere Läden», erwidert Estermann. Colin Biermann fügt hinzu:
«Ausserdem ist die Änderung
kein Zwang. Niemand muss
seinen Laden nach Annahme
der Initiative bis 20 Uhr offen halten.»
Dann reagiert die Kontra-Seite. Delia Meier erklärt: «Die Initiative ist familienschädlich.» Das Problem sei nämlich, dass sowohl im Haushalt wie auch im Detailhandel vermehrt Frauen tätig seien. Die Annahme der Initiative führe zu Herausforderungen für Familien, denn: «Die Kitas werden weiterhin zur gleichen Zeit schliessen.» Auch Amélie Krause weiss ein Gegenargument einzubringen. «Der Konsum wird gleich bleiben. Wir brauchen ja nicht plötzlich zwei Liter mehr Milch», erläutert sie und weist darauf hin, dass dadurch mit der Zeit die Löhne sinken könnten.
«Scheue Lösung» und «konservative Haltung»
Severin Hofer leitet die Diskussion gekonnt und lässt trotz der ungewohnten Situation keine tückische Frage aus. Der Pro-Seite wirft er beispielsweise an den Kopf, sie hätten sich für eine «scheue Lösung» entschieden. Warum nur plus eine Stunde und nicht gleich ganz freie Öffnungszeiten, wie man sie u.a. aus den Kantonen Schwyz oder Aargau kennt? Colin Biermann dazu:
«Diese Idee hat der Kantonsrat
leider abgelehnt, und mit der
einen Stunde haben wir einen
guten Kompromiss gefunden.»
Auch für die Kontra-Seite hat Hofer eine Frage bereit. «Seid ihr Linken nicht immer eher progressiv? Warum jetzt bei den Öffnungszeiten konservativ sein?» Amélie Krause entgegnet: «Was die Öffnungszeiten angeht, bin ich tatsächlich eher konservativ.» Sie nennt den «als eher konservativ bekannten» Kanton Schwyz, der liberalere Öffnungszeiten kennt, als interessantes Gegenbeispiel und wehrt so geschickt ab.
In einer kurzen Schlussrunde nehmen die Teilnehmenden anschliessend noch ein letztes Mal Stellung zum Diskussionsthema, und Moderator Severin Hofer öffnet die Runde anschliessend für Fragen aus dem «Publikum». Nach gut 45 Minuten sind schliesslich alle zum Verweilen bei einem virtuellen Apéro eingeladen. Wer darauf keine Lust hat, darf sich ganz einfach «ausklinken».