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Obwalden

Junger Obwaldner setzt an der Schweizer Meisterschaft der Springreiter Massstäbe

Elias Laky nimmt als jüngster Teilnehmer einen Doppelsieg mit nach Hause. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet er von seinen Erfahrungen.
Elias Laky nach seiner Rückkehr von der Schweizer Meisterschaft 2020 im Springreiten in Kerns Sand. (Bild: Christian Tschümperlin)
Elias Laky nach seiner Rückkehr von der Schweizer Meisterschaft 2020 im Springreiten in Kerns Sand. (Bild: Christian Tschümperlin)

Christian Tschümperlin

Christian Tschümperlin

Zwei Minuten entscheiden über Sieg oder Niederlage: Im Leben des Sachslers Elias Laky ist alles auf den grossen Moment ausgerichtet. Elias ist erst elf und kürzlich von seiner ersten Teilnahme an einer Schweizer Meisterschaft im Springreiten zurückgekehrt. Im Gepäck brachte er als jüngster Turnierteilnehmer drei Medaillen nach Hause: In der Kategorie der Children-Kader konnte er in der ersten und zweiten Runde einen Doppelsieg verbuchen. Im Final schloss er mit dem achten Platz ab. Für den Jungreiter eine grossartige Erfahrung, auf die er hart hingearbeitet hat: «Das gute Abschneiden hat mich schon ein bisschen überrascht, aber dies war auch mein Ziel», sagt er. An eine Schweizer Meisterschaft gehe man ja, um zu gewinnen.

Die Schweizer Meisterschaft in der Disziplin Springen fand dieses Jahr in der Woche vom 3. bis 9. August in Le Chalet-à-Gobet bei Lausanne statt. Die Reitanlage der Familie Johner brachte Elias Laky von Anfang an ins Staunen. «Das Gelände ist fantastisch. Auf dem Springparcours steht ein überbauter Wassergraben und um die Anlage herum erstreckt sich eine Galoppbahn», schildert er seine Eindrücke. Inmitten dieser Anlage trat er mit der Startnummer 1 am Mittwoch zum ersten Umlauf an.

Die Kür im Kalenderjahr

Zusammen mit den Trainern Markus und Silvia Kuri lief der Elfjährige vor Wettkampfbeginn den für ihn zuvor unbekannten Parcours ab. «Es sah nach einem anspruchsvollen Parcours aus, was mir Respekt einflösste», sagt Elias rückblickend. Sprunghöhe, Linienführung, Kombinationen und elf statt wie an anderen Turnieren zehn Sprünge zeugten davon, dass es sich nicht um irgendein Turnier handelte, sondern um die Kür im Kalenderjahr der Springreiter. Die Schritte zählend – um die Distanzen einschätzen zu können –, lief er von Hindernis zu Hindernis, die jeweils mit verschiedenen Farben versehen waren und deren Reihenfolge sich Elias merkte. «Die dafür nötige Vorstellungskraft muss man trainieren», sagt Vater Sandor Laky. Der Sprung Nummer 11 war gleich hoch wie Elias selber: «Mein Trainer fand das originell und schoss ein Foto von mir neben dem Hindernis.»

Viel Zeit blieb nicht: Eine goldene Glocke läutete zweimal, und Elias machte sich startklar. «Ich war nicht nervös, sondern hochkonzentriert.» Nach zwei Minuten war der Durchlauf auch schon wieder vorbei. Die Zuschauer applaudierten, und ihr Klatschen versank in den Klängen des Siegerliedes, das aus den Lautsprechern wimmerte. Mit null Fehlern und dem schnellsten Abschneiden ritt er auf Platz 1.

Am zweiten Tag wurde die Sprunghöhe um 5 auf 120 Zentimeter erhöht, diesmal würde Elias als Letzter antreten. «Sie kehren die Startreihenfolge jeweils um», erklärt der Sachsler. Auch an diesem Tag sass er fest im Sattel. Die Beziehung zum Pferd klappte. «Die Fähigkeiten von Pferd und Reiter müssen niveaumässig zusammenpassen», erklärt Vater Sandor Laky. Die Familie ist zufrieden mit ihrer Wahl: Die Hacorada de Guldenboom ist drei Jahre älter als Elias. «Hacorada ist ein erfahrenes Pferd, und wir haben uns schnell gefunden» sagt Elias, der am zweiten Tag wiederum als Schnellster und mit null Fehlern auf den ersten Podestplatz ritt. «Man kann sagen: Er hat beim ersten Durchgang die Messlatte gesetzt und beim zweiten Durchgang das Feld von hinten aufgeräumt», sagt Vater Sandor Laky, der sich dem Management des Teams Laky widmet.

Final erfordert mentale Kraft

Derweil helfen Mutter Andrea Laky und Vater Sandor Laky ihrem Sohn auch mental immer wieder auf die Sprünge. Die Reitpädagogin und der HR-Manager erzählen: «Wir als Team Laky, zusammen mit den Trainern Markus und Silvia Kuri, liessen es offen, ob wir Elias am grossen Final auf einer Höhe von 1.25 Metern springen lassen sollten.» Die Runde habe eine erhöhte Dynamik, sie erfordere noch mehr mentale Kraft als die beiden Parcours zuvor. «Nach dem Doppelsieg war dies aber plötzlich kein Thema mehr, wir trauten es Elias zu und meldeten ihn schliesslich an.» Elias Laky ritt als Zwölfter los. «Leider war die Hacorada beim ersten Hindernis noch nicht ganz wach, und es kam zu einem Abwurf am Hindernis», bedauert Elias. Dies kostete ihn Punkte. An solch anspruchsvollen Turnieren sind heutzutage für einen Sieg null Fehler Pflicht. «Beim Durchritt muss man die Strategie dem Moment anpassen. Kommt es zu Fehlern, nimmt man einen etwas weiteren Weg auf sich, um zusätzliche Fehler zu vermeiden», weiss der Sachsler. Dank seiner schnellen Reaktion konnte er weitere Abwürfe vermeiden und landete auf Platz 8 von 12.

Am Turnier traf Elias Laky auch auf die ganz Grossen aus der Grand-Prix-Elite wie etwa Martin Fuchs, Pius Schwyzer, Elian Baumann und Steve Guerdat. Guerdat führt aktuell die Weltrangliste an. «Ich habe ihn sofort erkannt, er war sehr offen und hat mir gratuliert», erzählt Elias Laky begeistert. Am Sonntag durfte er die Elite und ihre Methoden am Grand Prix beobachten.

Sprung ins kühle Nass

Mit vielen neuen Erfahrungen im Rucksack bereitet sich Elias Laky nun intensiv auf seinen ersten Auslandstart im September in Lamprechtshausen (Österreich) vor. Das Turnier hätte eigentlich vom 13. bis 15. Mai stattfinden sollen (unsere Zeitung berichtete), wurde aber coronabedingt verschoben . Im Zuge einer Crowdfunding-Aktion für dieses Turnier kamen 4500 Franken zusammen. Dank der Spender konnte sich das Team Laky einen Occasion-Pferdeanhänger von Mustang leisten. «Egal, wie warm es ist, für die Pferde ist es in diesen Anhängern immer angenehm und gut durchlüftet», sagt Elias. Ihren zweiten Anhänger haben die Lakys an den Schweizer Meisterschaften ausgeräumt und richteten dort eine kleine «Stube» ein.

Trotz harter Konkurrenz pflegen die Children-Kader untereinander ein freundschaftliches Verhältnis. Zum Abschluss des Turniers sprang Elias mit der Mannschaft samt Kleidern in einen kühlenden Pool. Der Sonnenuntergang tauchte die Anlage in ein warmes Licht, eine Trainerin kam am Pool vorbei und ermutigte die Jungspringer: «Kämpft weiter, Children, viel Glück!»

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