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Luzern

Jung, grün, Kantonsrat - drei Gewinner der letzten Wahlen

Sie sind um die 20 Jahre alt, politisch aktiv und haben am Sonntag den Sprung in den Kantonsrat geschafft: Samuel Zbinden , Jonas Heeb und Judith Schmutz. Sie wollen zeigen, dass Politik nicht nur etwas für 50-jährige Männer ist.
Die jüngsten Luzerner Kantonsräte: Jonas Heeb (links, 21), Judith Schmutz (22) und Samuel Zbinden (20). (Bild: Nadia Schärli (Luzern, 1. April 2019))

Martina Odermatt

Samuel Zbinden (Grüne, 20, Sursee), Jonas Heeb (Junge Grüne, 21, Horw) und Judith Schmutz (Grüne, 22, Rain) sind die jüngsten Neuzugänge im Kantonsrat. Das Trio kennt sich bereits lange und ist eng befreundet. «Es ist toll, nicht nur mit Grünen in den Kantonsrat gewählt worden zu sein, sondern mit Kollegen», sagen die drei.

Der jüngste Kantonsrat ist der Surseer Samuel Zbinden. Erst im Januar 20 Jahre alt geworden, hat er bereits eine politische Karriere aufzuweisen. 2016 schloss er sich den Grünen Sursee an, im Oktober 2017 hat er das Präsidium übernommen. Vorher war er schlicht und einfach zu jung dafür. Zbinden ist umtriebig, engagiert sich für die Jungen Grünen auf nationaler Ebene, arbeitet in einem Kinderheim in Luzern und ist Scharleiter der Jungwacht Sursee. In der Gemeinde führt praktisch kein Weg an Zbinden vorbei.

Einigen dürfte er noch als Organisator der Schüler-Streiks 2017 in Erinnerung sein. Rund 1000 Schüler demonstrierten damals lautstark gegen die «Zwangsferien», eine Folge der Sparmassnahmen des Kantons.

Junge wollen Vorbildfunktion einnehmen

Nun hat es Zbinden direkt in den Kantonsrat geschafft. Es scheint, als gebe es für ihn nur eine Richtung: vorwärts. «Es passierte alles viel schneller als gedacht», sagt er denn auch. «Aber mir gefällt, was ich gerade mache.»

Zbindens Ziel ist es, sich neben der Klimapolitik auch für den Verkehr einzusetzen. «Ich könnte mir vorstellen, in der Verkehrskommission Einsitz zu nehmen. Das Potenzial vom Kanton Luzern ist noch lange nicht ausgeschöpft.» Doch sein wichtigstes Anliegen ist Zbinden die Jugend: «Wir drei möchten versuchen, unserer Generation ein Vorbild zu sein, damit auch sie Lust an der Politik bekommt und sieht, dass die Politik nicht nur aus 50-jährigen Männern besteht.» Eigentlich hätte er diesen Herbst sein Soziologie- und Politik-Studium in Bern beginnen wollen. Nun wurden diese Pläne auf den Kopf gestellt. «Vielleicht werde ich Teilzeit studieren, das werde ich mir noch überlegen.»

Diese Gedanken macht sich auch Judith Schmutz. Ihre Kandidatur für den Kantonsrat verlangte viel Organisationstalent, denn: Judith Schmutz studiert Jus in Fribourg, tingelte für den Wahlkampf also stets zwischen Luzern und ihrem Studienort. «Das war manchmal etwas mühsam», sagt die Studentin. Doch die Mühe habe sich gelohnt. «Dass die Bürger drei so junge Politiker ins Kantonsparlament gewählt haben, finde ich super. Es zeigt, dass man nicht jahrzehntelange Erfahrung haben muss, und dass die Bevölkerung uns vertraut.»

Auf die politischen Schwerpunkte möchte sich Schmutz hier noch nicht festlegen. Sicher ist, dass sie sich für die Anliegen der Jungen einsetzen wird. «Junge sollen Politik nicht als etwas Langweiliges empfinden.» Mit diesem Thema beschäftige sie sich seit ihrer Maturaarbeit, sagt Schmutz und lacht.

Doch bevor die junge Frau im Kantonsrat so richtig Vollgas geben kann, muss Schmutz noch ihre Bachelor-Prüfungen ablegen –just zum Sessionsbeginn. «Wenn man Junge in der Politik will, braucht es Möglichkeiten, um parlamentarische Politik mit dem Berufsleben oder Studium vereinbaren zu können.»

Das Interesse für Politik wurde der 22-jährigen Co-Präsidentin der Jungen Grünen Schweiz aus Rain praktisch in die Wiege gelegt. «An unserem Familientisch waren alle politischen Ansichten vertreten», sagt Schmutz. «Meinem Vater war es wichtig, dass wir stets informiert waren, damit wir uns unsere eigene Meinung bilden konnten.» Er habe sie stets motiviert, abzustimmen und zu wählen – ungeachtet der politischen Einstellung.

Nicht nur Klimapolitik im Kopf

Der dritte im Bunde hatte am Sonntag Historisches geschafft. Zum ersten Mal überhaupt sind die Jungen Grünen mit Jonas Heeb im Kantonsrat vertreten. «So ganz begriffen habe ich das immer noch nicht.» Heeb engagiert sich schon länger politisch. Ausschlaggebend seien für ihn die Nationalratswahlen 2015 gewesen. Mit deren Ausgang war er nicht zufrieden. «Deshalb habe ich beschlossen, selber mitanzupacken, anstatt mich zu beschweren.» Seit letztem September ist Heeb denn auch Mitglied im Horwer Einwohnerrat.

Die Baustellen, die Heeb im Kantonsrat als erstes angehen möchte, sind die Finanzpolitik und die Tiefsteuerstrategie - und nicht wie man denken könnte, die Klimapolitik. Mit den Verschiebungen im Kantonsrat kann man vielleicht auch dem Bildungsabbau entgegenwirken.» Nichtsdestotrotz: «Natürlich werde ich auch für eine gute Klimapolitik einstehen. Der Kantonsrat hat bereits eine Klimasession geplant, da werden wir das Maximum rausholen.»

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