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Luzern

Jugendorganisationen sollen Bänke reinigen, Spielanlässe organisieren und Festabzeichen verkaufen

Die Jugendorganisationen wollen nach dem Wegfall der Papier- und Kartonsammlung weitere Freiwilligeneinsätze. Gemeinsam mit der Stadt Luzern wurden nun drei Einsatzmöglichkeiten erarbeitet.
Die Kartonsammlung wird vom Strasseninspektorat durchgeführt. (Andreas Toggweiler/SOL)

Sandra Monika Ziegler

Die städtischen Jugendorganisationen erhalten von der Stadt Luzern weiterhin einen Beitrag zum Ausgleich, der durch den Ausfall der Einnahmen aus der Papier- und Kartonsammlung entstand. Mit dem Bericht und Antrag «Weiterführung der Unterstützungsbeiträge an die städtischen Jugendorganisationen» soll nun die Finanzierung gesichert werden. Dazu beantragte der Stadtrat beim Stadtparlament einen Sonderkredit in der Höhe von 1,96 Millionen Franken, das umfasst die Beiträge für die nächsten zehn Jahre. «Nun muss das Stadtparlament noch zustimmen. Der Entscheid wird im Juni erwartet», sagt Martin Merki, Sozial- und Sicherheitsdirektor Stadt Luzern.

Die Jugendorganisationen Pfadi, Blauring und Jungwacht hatten ab 1992 bis in den Sommer 2020 die Kartonsammlung in der Stadt Luzern übernommen und damit ihre Kassen aufpoliert. Aus Sicherheitsgründen übernahm danach das Strasseninspektorat das Sammeln. Ein tragischer Unfall in Buchrain, der sich im Mai 2007 ereignete, war Auslöser für die Sicherheitsdiskussion. Damals begleitete ein Lastwagen eine Primarklasse beim Papiersammeln. Ein 13-jähriger Schüler geriet während eines Rückwärtsmanövers unter die Hinterachse des Fahrzeugs und verstarb.

Arbeiten für die Allgemeinheit hat Kultur

Die Jugendorganisationen nahmen durch das Einsammeln jährlich rund 196'000 Franken ein. Der Luzerner Stadtrat wollte die finanzielle Lücke schliessen, indem er diesen Beitrag ohne Gegenleistung den Jugendorganisationen auszahlt. Ohne Gegenleistung, das wollten die Organisationen jedoch nicht. «Es ist in der Kultur der Jugendverbände, dass sie für die Allgemeinheit Leistungen erbringen. Diese Kultur wollten beide Seiten beibehalten», betont FDP-Stadtrat Martin Merki.

Auf politischer Ebene wurden dazu drei Vorstösse eingereicht, von der FDP, den Grünen und SP und deren Jungparteien und von der damaligen CVP. Der Stadtrat wurde aufgefordert, Grundlagen zu schaffen, damit die städtischen Jugendorganisationen unabhängig von der Kartonsammlung weiterhin im bisherigen finanziellen Rahmen unterstützt werden können. Der Luzerner Stadtrat prüfte freiwillige Arbeitseinsätze durch Jugendorganisationen. Für das Jahr 2021 gibt die Stadt rund 1600 Jugendliche an, die aktiv in Organisationen tätig sind. Die Stadt zeigt nun in ihrem Bericht und Antrag drei mögliche Arbeitseinsätze auf.

  • Bisher hat das Stadtluzerner Tiefbauamt mit dem Projekt «Stadtgrün Luzern» die 1400 öffentlichen Sitzbänke auf dem Gebiet der Stadt Luzern bewirtschaftet. Für eine regelmässige Reinigung fehlen jedoch die Ressourcen. Dies könnten die Jugendorganisationen übernehmen.
  • Als weitere Möglichkeit besteht das Organisieren von öffentlichen Spielanlässen auf Stadtgebiet. Die Idee geht auf das Postulat «Pilotprojekt Open-Air-Ludothek in Luzern» zurück. Es wurde von den Grossstadträten Claudio Soldati und Regula Müller namens der SP-Fraktion im Dezember 2020 eingereicht. Nun gelte es, einen zentralen Ort für das Open-Air-Spielmaterial zu finden, schreibt die Stadt in ihrem Bericht und Antrag. Zur Auswahl stehen die beiden stillgelegten Telefonkabinen am Mühlenplatz und am Löwenplatz. Die leeren Kabinen könnten für das Einlagern von Materialien umgebaut und benützt werden.
  • Als dritte Möglichkeit wird das Verkaufen der Feststagsabzeichen für das Stadtfest aufgeführt. Auch hier mangelt es beim Verkauf an Freiwilligen. Da könnten nun die Jugendlichen Abhilfe schaffen. Werden künftig mehr Festabzeichen verkauft, erhöht sich auch der Erlös, der gemeinnützigen Zwecken zukommt.

All die genannten Einsatzmöglichkeiten müssten koordiniert werden, so der Stadtrat. Diese Funktion kann der Bereich Kinder- und Jugendförderung der Dienstabteilung Kinder Jugend Familie übernehmen; er wird auch als Ansprechstelle dienen.

Finanzierung die nächsten zehn Jahre gesichert

Bis Ende 2020 konnten die Beträge dem Budget der Umwelt- und Mobilitätsdirektion (UMD) zugerechnet werden. Damit war auch 2021 finanziert. Für das laufende Jahr kann die Stadt auf Mittel aus dem Margaretha-Binggeli-Fonds zurückgreifen. Und ab 2023 sollen die Kosten von jährlich 196’000 Franken im Aufgaben- und Finanzplan aufgeführt werden. Der künftige Beitrag der Stadt an die Jugendorganisationen soll weiterhin keine explizite Abgeltung für die in diesem Bericht aufgeführten Spezialaufgaben sein. Mit den vorgelegten Einsatzmöglichkeiten und der beantragten Finanzierung werden die politischen Vorstösse als erledigt abgeschrieben.

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