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Luzern

Jürg Aebi ist neuer Stadtpräsident von Sempach: «Ich trete das Amt mit viel Demut an»

Jürg Aebi (CVP) erhält das Vertrauen der Bevölkerung. Der 60-Jährige setzt sich klar gegen seinen Parteikollegen Bruno Rosset durch. Der Wahl-Sempacher hat bereits konkrete Ziele für das Städtli.
Der neue «Stapi» von Sempach: Jürg Aebi, hier bei der Seeallee. (Bild: Patrick Hürlimann (28. Juni 2020))
Bruno Rosset schaffte die Wahl nicht.
(Bild. Eveline Beerkircher (3. Jun i2020))

Niels Jost

Niels Jost

Am Ende war das Resultat doch deutlich: Mit 265 Stimmen Vorsprung wurde Jürg Aebi als neuer Stadtpräsident gewählt. Für den CVPler legten 902 Sempacher ihre Stimme ins Couvert, sein Parteikollege Bruno Rosset erzielte 637 Voten. Die Stimmbeteiligung lag bei 52,2 Prozent.

Der erste Wahlgang von Ende März ging noch knapp über die Bühne: Aebi konnte 715 Bürger überzeugen und verpasste das absolute Mehr hauchdünn um zwei Stimmen; Rosset verbuchte 703 Stimmen. Bereits gewählt wurde damals der neue Finanzvorsteher Marcel Hurschler, ebenso von der CVP. Mit Aebi, der den abtretenden Präsidenten Franz Schwegler von der CVP beerbt, bleibt das Parteienverhältnis im Stadtrat gleich: drei CVP und zwei FDP.

Deutliches Resultat überrascht beide Kandidaten

Zu seinem deutlichen Wahlresultat sagt der frisch gewählte «Stapi»: «Das habe ich nicht erwartet.» Natürlich freue er sich sehr darüber. «Sempach tut dieses klare Ergebnis gut. Es zeigt, dass es keinen Graben innerhalb der Bevölkerung gibt.»

Dasselbe ist vom unterlegenen Bruno Rosset zu hören. «Für Jürg ist ein solch klares Resultat besser. Das mag ich ihm gönnen.» Er selber sei aber «sehr überrascht» über die Deutlichkeit. Seine Enttäuschung konnte er denn auch nicht zurückhalten. Eine Erklärung für sein schlechteres Abschneiden – im ersten Wahlgang holte Rosset noch 65 Stimmen mehr – habe er noch keine. Auf seinen Wahlkampf habe er positive Rückmeldungen erhalten. Rosset sagt daher: «Ich brauche nun erst mal ein paar Tage, um das zu analysieren.»

Derweil überwiegen bei Jürg Aebi die Glücksgefühle. Nach dem ersten Wahlgang hatte sich der gebürtige Oberaargauer, der mit seiner Frau seit 13 Jahren im Städtli wohnt, das Ziel gesteckt, seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Das sei ihm offenbar gelungen, freut sich Aebi.

Aebis Ziele: Transparentere Kommunikation, neuer Jugend-Beirat

Als politischen Quereinsteiger sei für ihn das Amt des «Stapi» eine Herausforderung. «Ich trete es mit viel Demut an», sagt Aebi. Denn der bisherige Stadtrat habe gute Arbeit geleistet. Dennoch möchte er zuerst eine Auslegeordnung erstellen und festlegen, welche Themen in der kommenden Legislatur angegangen werden können – etwa beim Verkehr, bei der Raumplanung oder auch der Seeallee.

Ganz sicher umsetzen möchte Aebi zweierlei: eine transparentere Kommunikation des Stadtrates sowie die Einberufung eines Jugend-Beirates. Für Letzteren habe er bereits diverse Gespräche mit Jugendlichen geführt. «Die Jungen sind heute nicht mehr in Parteien eingebunden und gehen kaum an die Gemeindeversammlung. Daher ist es mein Ziel, ihnen eine Stimme zu geben», sagt Aebi, der in zwei Wochen seinen 61. Geburtstag feiert. Schliesslich sei die junge Generation am längsten von den Entscheidungen betroffen, die heute gefällt werden.

Onlineumfrage über Sorgen der Bevölkerung

Doch nicht nur die Meinung der jungen Bevölkerung möchte der künftige «Stapi» einholen. Welche Themen die Sempacherinnen und Sempacher beschäftigen, will Aebi mittels digitaler Möglichkeiten evaluieren. Dass dabei die unterschiedlichsten Begehrlichkeiten auftauchen können, sei er sich bewusst. Der Stadtrat müsse die Dringlichkeiten gewichten und priorisieren. Eine Aufgabe, die er von seiner langjährigen Tätigkeit als Direktor des Kantonsspitals Sursee-Wolhusen und zuletzt als CEO des Kantonsspitals Baselland kenne. Aebi sagt: «Der Stadtrat soll nahe an der Bevölkerung politisieren.» Er selber könne dabei auch mit Kritik umgehen. «Das gehört zu einem politischen Amt dazu. Wichtig ist, dass der Stadtrat das Vertrauen der Bürger hat.»

Um dieses zu erlangen, wird sich Aebi nun bis zu seinem Stellenantritt vom 1. September zunächst in die verschiedensten Geschäfte einlesen. «Ich möchte meine Dossiers kennen», sagt der gelernte Kaufmann und studierte Betriebsökonom. Die dafür nötige Zeit kann Aebi, der immer noch in leitender Funktion am Kantonsspital Baselland arbeitet, freiräumen. Auch für das Präsidium, welches einem 35-Prozent-Pensum entspricht, sei er künftig genügend flexibel. Zudem ist er überzeugt: «Das Amt wird mir viel Freude bereiten. Das wird dann hoffentlich auch die Bevölkerung spüren.»

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