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Luzern

Jetzt steht es fest: Die «Familie Eichwäldli» will die Soldatenstube heute besetzen

«Wenn wir hier rausgehen, wird das Haus abgerissen», schreiben die Bewohner des Gebäudes am Murmattweg 2. Ein Gremium aus Fachpersonen soll die Lage beim Eichwäldli neu beurteilen.
Eichwäldli. Das Gebäude soll nach dem Willen des Stadtrats abgerissen werden. (Dominik Wunderli (Luzern, 9. Februar 2021))

Simon Mathis

Lange war offen, was heute Montag in der Soldatenstube am Murmattweg 2 geschehen wird. Die Stadt Luzern erwartet von den rund 13 Bewohnern, das Gebäude zu verlassen; die Exekutive will das Holzhaus abreissen. Die «Familie Eichwäldli» jedoch, wie sich die Bewohner nennen, will den Abbruch verhindern – und kündigte schon im November eine Hausbesetzung an. Jetzt ist klar: Die «Familie» will das Gebäude nicht verlassen. In einer Mitteilung schreibt sie:

«Wenn wir hier rausgehen, wird das Haus abgerissen. Das bringen wir einfach nicht übers Herz, nicht nach all dem, was wir die letzten zweieinhalb Jahre für diesen Ort gemacht haben.»

Die Stadt Luzern als Eigentümerin des Gebäudes erwartet von den Bewohnern, dass sie das Holzhaus heute verlassen. Das heisst also, dass es nun wohl zu einer erneuten Hausbesetzung kommen wird.

«Gesamtheitlicher» Bericht soll den Blick öffnen

Die «Familie Eichwäldli» habe einen Vorschlag in der Hand, der für alle Seiten «konstruktiv und gangbar» sei, schreibt sie in der Mitteilung weiter. Dieser Vorschlag lautet: Eine Gruppe von Fachpersonen aus den Bereichen Architektur, Statik, Holzbau und Denkmalschutz soll eine gesamtheitliche Neubeurteilung des Gebäudes am Murmattweg 2 zusammenstellen. Dieser Prozess soll sechs Wochen dauern. Sobald die Neubeurteilung vorliege, wolle man die Resultate evaluieren und eine weitere Planung anstossen.

Die Kosten für die vorgeschlagene Beurteilung wollen die Bewohner selbst tragen. Das beinhalte auch die Kosten für allfällige Messungen und Sofortmassnahmen, die im Rahmen der Neubeurteilung anfallen. Die Beurteilung der Stadt Luzern sei zu eng, findet die «Familie». Sie lasse das architektonische und historische Gesamtbild unberücksichtigt. Die Bewohner schreiben:

«Die renommierten Fachpersonen gehen davon aus, dass die Liegenschaft mit verhältnismässig geringem Aufwand in Stand gestellt werden kann.»

Die Namen der «renommierten», «hochkarätigen» Fachpersonen lässt die Medienmitteilung indes offen. Dem Luzerner Stadtrat sei die Identität der Experten bekannt, schreibt die «Familie Eichwäldli». Vergangene Woche sei der Stadtrat auch über den Plan einer Neubeurteilung informiert worden.

Kommt es zu einer polizeilichen Räumung?

Der Vorschlag komme erst jetzt, weil der Luzerner Stadtrat wesentliche Daten und Gutachten erst am 4. Februar veröffentlicht habe, erläutert die «Familie Eichwäldli» weiter. In der Mitteilung werfen die Bewohner selbst die Frage auf, ob von einer polizeilichen Räumung auszugehen sei. Eine klare Antwort geben sie nicht, eher einen Appell:

«Wir sind zuversichtlich, dass der Stadtrat auch an einer deeskalativen und konstruktiven Lösung interessiert ist.»

Die Stadt Luzern war am Sonntagnachmittag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Stadtpräsident Beat Züsli (SP) zeigte sich bisher optimistisch, dass es nicht zu einer Räumung kommen werde. Nun scheint diese Räumung wieder möglich. Kommt es zu einer Hausbesetzung der Soldatenstube, wäre das nicht das erste Mal; bereits Anfang 2019 weigerte sich die «Familie Eichwäldli», das Gebäude zu verlassen. Damals handelten die Bewohner und die Stadt einen Gebrauchsleihvertrag aus. Der Stadt Luzern betonte bisher, dass eine Verlängerung des Vertrages ausser Frage stehe.

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