notifications
Luzern

Jetzt spricht Stadtpräsident Beat Leu über die strittige Überbauung mit Hochhaus in Sursee: «Der Widerstand hat uns überrascht»

Sursee stimmt am Sonntag über eine umstrittene Überbauung mit Hochhaus am Bahnhof ab. Stadtpräsident Beat Leu nimmt Stellung.
Beat Leu am Rande einer Klausur des Surseer Stadtrats in Nottwil. (Bild: Pius Amrein (23. Juni 2020))

Dominik Weingartner

Am Sonntag stimmt Sursee über den Bebauungsplan Therma-Areal ab. Direkt am Bahnhof sollen über 100 Wohnungen, Büro- und Gewerberäume sowie Restaurations- und Geschäftsflächen entstehen. Hauptbestandteil sind ein 63 Meter hohes Gebäude sowie ein 25 Meter hoher Längsbau. Zudem ist eine Parkanlage geplant. Investorin ist das Basler Vorsorgeunternehmen Pax (siehe Links am Ende des Textes).

Nicht nur wegen des Hochhauses – es wäre das höchste Gebäude der Stadt – ist der Bebauungsplan umstritten. Das Wachstum von Sursee generell wird in Frage gestellt. Ein Gegner-Komitee wirbt für ein Nein am Sonntag. Flankiert wird das Komitee von den Grünen.

Im Interview nimmt Stadtpräsident Beat Leu (CVP) Stellung zu den Vorwürfen der Gegner und sagt, wie es bei einem Nein weitergehen würde.

Hat Sie der Widerstand gegen den Bebauungsplan Therma-Areal überrascht?Ja, eigentlich schon. Der Stadtrat führte eine öffentliche Mitwirkung durch und der Bebauungsplan lag öffentlich auf. Es gab somit im Vorfeld viele Möglichkeiten, sich zum Bebauungsplan zu äussern – zuletzt an der Infoveranstaltung im März. Die Stimmung war stets positiv. Der Bebauungsplan wurde seriös vorbereitet. Mit der Pax zusammen hat die Stadt verschiedene Varianten evaluiert, wir stehen hinter dem Projekt. Unter diesen Vorzeichen hat mich die Opposition doch sehr erstaunt.Was würde ein Nein für die Stadt Sursee bedeuten?Für die geplante Neugestaltung des Bahnhofplatzes hätte es den negativen Einfluss, dass die Übernahme von gut 950 Quadratmetern Land von der Pax für die Wendeschleife des Bushofes sehr viel teurer werden würde. Ansonsten hätte ein Nein keinen Einfluss auf das Bahnhofplatzprojekt. Für das Gesamtbild wäre es aber nicht schön, wenn die Brache noch längere Zeit bestehen würde.Gibt es einen Plan B für das Therma-Areal?Bei einem Nein müsste man gemeinsam mit der Pax analysieren, was das Hauptproblem war. Das wird nicht ganz einfach, da keine Gemeindeversammlung stattgefunden hat, an der die eigentlichen Gründe spürbar gewesen wären. Kritik gibt es vor allem am Hochhaus. Können Sie das nachvollziehen?Die 63 Meter sind schon lange bekannt, nebenan steht bereits ein Gebäude von über 50 Metern Höhe. Es ist also nicht so, dass man einfach so einen hohen Turm hinstellt. In der Ortsplanung von Sursee, welche im März 2019 an der Gemeindeversammlung gutgeheissen worden ist, ist das Therma-Areal eines von zwei Gebieten, in dem Hochhäuser vorgesehen sind. Der Standort war eigentlich nie umstritten. Deshalb erstaunt es mich schon, dass jetzt das Hochhaus plötzlich Grössenwahn sein soll.Kommt die Kritik vor allem von Anwohnern?Es ist eine unheilige Allianz von verschiedenen Personen, die Eigeninteressen vertreten: Einerseits Anwohner, aber auch Leute, die dort selber etwas planen oder eigene Ideen für den Bahnhof haben, die jetzt nicht so enthalten sind. Das Wachstum von Sursee wird generell in Frage gestellt. Ist Sursee zu schnell gewachsen?Ich erinnere daran, dass die Schweizer 2013 mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit und Sursee sogar mit über 70 Prozent entschieden haben, dass man keine Zersiedelung mehr will, sondern in den Zentren verdichten soll. Dann ist es schwierig, jetzt zu sagen, es wird zu viel, zu dicht und zu hoch gebaut. Das funktioniert so nicht.Gibt es Grenzen der inneren Verdichtung? In Sursee sind in den letzten Jahren viele neue Gebäude entstanden.Wenn es Veränderungen gibt, wenn es dichter und enger wird, jubeln die Leute natürlich nicht, das ist so. Wir haben aber Wachstumsvorgaben des Kantons. Dennoch haben wir als Stadtrat aber immer auf Qualität gepocht und nicht nur auf die Quantität geschaut. Ich bin der Meinung, das ist uns gut gelungen. Auch beim Therma-Areal haben wir erreicht, dass ein grosser Park erstellt wird, der öffentlich zugänglich ist. Das macht nicht jeder Investor. Darauf sind wir stolz.Der Stadtrat hat einen Informationsfilm zur weiteren geplanten Entwicklung beim Bahnhof veröffentlicht. Ist das eine Abstimmungskampf-Massnahme?Nein, ist es sicher nicht. Wir haben aber festgestellt, dass im Zuge der Diskussion um das Therma-Areal in der Bevölkerung Fragen aufgetaucht sind, wie die beiden Projekte Therma-Areal und Bushof im Zusammenhang stehen. Eigentlich wollten wir die Neugestaltung des Bahnhofsplatzes mit dem neuen Bushof und der unterirdischen Velostation schon früher öffentlich auflegen. Der Prozess war allerdings sehr komplex. Deswegen hat es etwas gedauert, bis wir jetzt den Bushof in diesem Planungsstand der Öffentlichkeit präsentieren können. Die beiden Projekte können zwar unabhängig voneinander realisiert werden, aber es handelt sich um denselben Perimeter. In diesem Sinn gibt es gegenseitige Einflüsse.
Der Zeitpunkt des Filmes ist aber kein Zufall.Den Bushof an einer Informationsversammlung vorzustellen, war wegen Corona nicht möglich. Da aber in der Bevölkerung viele Fragen vorhanden sind – auch gerade zur Neugestaltung des Bahnhofplatzes mit dem Bushof – haben wir den Film aus Transparenzgründen gemacht. Auch die Pläne sind auf unserer Website aufgeschaltet. Gibt es ein Ja am Sonntag?Ich bin grundsätzlich ein Optimist. Ich traue der Bevölkerung zu, die Vor- und Nachteile richtig zu gewichten und zum Schluss zu kommen, dass ein Ja zum Therma-Areal Vorteile für den Bahnhof, für Sursee und für die ganze Region bringt.

Visualisierungen des Projekts:

Kommentare (0)