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Jetzt spricht der neue Andermatter Gemeindepräsident: «Es gibt keinen Dorfkönig»

Hans Regli ist nach dem Knatsch im Gemeinderat in Andermatt zum neuen Gemeindepräsidenten gewählt worden. Der einstige Kritiker des Tourismusresorts spricht über die Mentalität der Urschner und was die Pläne von Samih Sawiris bewirkt haben.
Der neue Gemeindepräsident Hans Regli möchte Ruhe ins Gremium bringen und Vertrauen gewinnen. (Bild: Manuela Jans-Koch, Andermatt, 22. Februar 2019)

Interview: Florian Arnold

Hans Regli, Sie sind neu Gemeindepräsident von Andermatt. Ist das eine Ehre oder eine Bürde?Ich bin stolz auf mein Dorf, deshalb ist es eine Ehre für mich, Gemeindepräsident zu sein. Würde bringt aber auch Bürde. Das gehört dazu. Im vergangenen Spätherbst lief nicht alles so rund und es war ein gewisser Unmut spürbar. Das war nicht gut für die Gemeinde.Sie sprechen den Knatsch um das Gemeindepräsidium an. Wie kam es dazu?Ich will da nicht nachbohren, was genau passiert ist. Das ist jetzt Geschichte, ich will darunter einen Strich ziehen und nun neu anfangen.Wie gehen Sie dies an?Es geht darum, Ruhe reinzubringen und das Vertrauen der Bevölkerung in die Gemeindebehörden wieder herzustellen. Die Leute im Gemeinderat machen eine gute Arbeit, aber auch sie können es nicht allen recht machen. Ich habe meine Unterstützung angeboten, weil ich nicht riskieren wollte, dass plötzlich alle Mitglieder zurücktreten.Sie waren 22 Jahre lang in der Korporation Ursern tätig. Worin liegt der Unterschied zum Gemeinderat?Die Korporation ist ganz anders aufgebaut, mit dem Engeren und dem Grossen Rat. Einmal im Jahr findet die Talgemeinde statt, vor der man Rechenschaft ablegen muss. Vor allem aber sind die Geschäfte total anders. Was gleich ist: Man ist vom Volk gewählt und muss somit die Aufgaben sorgfältig erledigen.Die Korporation erstreckt sich über drei Dörfer. Wieso fusionieren die Gemeinden nicht in gleicher Weise?Die Interessen der Gemeinden sind unterschiedlich. Im Moment ist es kein Thema, zu fusionieren.Hat man das Heu nicht auf derselben Bühne?Grundsätzlich kommt man gut miteinander aus. Die Hospentaler sind etwas frustriert, da ihr einstiges Skigebiet, das Winterhorn, schliessen musste. Uns geht es besser.Wegen Sawiris. Sie zählten anfänglich zu den Kritikern seines Tourismusresorts.Ich bin Bauer und es gab dazumal etwas Unmut wegen des Vorgehens, wie das Land vergeben wurde. Dazu äusserte ich mich kritisch. Ich habe aber nie gesagt, dass wir das nicht brauchen. Denn uns ging es nicht gut. Die goldenen Zeiten, als der Bund für Arbeitsplätze sorgte, waren vorbei, das Skigebiet verschuldet und alt. Wenn der Investor nicht gekommen wäre, würden wir hier wohl nicht mehr Skifahren.Bringen die neuen Anlagen nun den Aufschwung, den man sich wünscht?Wir haben ein super Skigebiet, das die Leute rühmen, und einen wunderschönen Golfplatz. Die Landwirtschaft hat sich arrangiert mit dem Resort. Es gibt Arbeit im Sommer wie im Winter.An den Gemeindeversammlungen wird immer wieder kritisiert, Sawiris habe nicht alles verwirklicht, was er versprochen habe.Ich weiss nicht, was die Leute noch erwarten. Irgendwann kann man auch zufrieden sein. Golf, Ski, Schwimmbad: Alles ist da. Und das Chedi hat einen grossen Boom ausgelöst.Die Rede war unter anderem von einem Sportzentrum.Den Andermattern steht die Halle des Bunds zur Verfügung. Selbst das Fitnesscenter im Chedi kann man benützen. Und zudem leben wir in einer wunderbaren Natur, wo man Langlaufen und Biken kann. Das reicht doch.Sie sind nun Gemeindepräsident – und Sawiris Dorfkönig?Dem muss ich widersprechen. Das sind Unterstellungen. An der Gemeindeversammlung kann jeder seine Meinung sagen. Aber es ist für uns auch selbstverständlich, dass man einen Investor anhört, der ein Anliegen hat. Schon zu Zeiten des Militärs war das so. Ob man immer alles macht, was ein Investor begehrt, das stelle ich in Frage. Wir lassen uns nicht herumdirigieren. Der Urschner mag das nicht leiden. Deswegen wird niemand zum Dorfkönig.Die Entwicklung in Andermatt ist deutlich sichtbar. Gibt es für Sie überhaupt noch Herausforderungen?Ich kenne die Pendenzen noch nicht im Detail. Mir ist auf jeden Fall wichtig, nichts liegenzulassen. Auch Andermatt muss sich Gedanken machen, wie die Behörden in Zukunft besetzt werden können. Das Siedlungsleitbild muss erstellt werden. Und im Tagesgeschäft gibt es einiges zu tun. Die Arbeit wird uns also nicht ausgehen.
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