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Zug

Jagen ist in Zug mehr als bloss schiessen

Diese Woche hat für 17 Männer und eine Frau die Ausbildung zum Jäger begonnen. Anderthalb Jahre wird diese nun dauern. In der ersten Lektion lernten sie, was alles zum Jagen dazugehört.
Alfred Meier ist Präsident des Zuger Patent Jägervereins. (Bild: Maria Schmid (Unterägeri, 24. Mai 2018))

Charly Keiser

Der Kanton Zug weist schweizweit die höchste Dichte an Jägern auf. Dies sagte Alfred Meier, Präsident Zuger Kantonaler Patentjägerverein (ZKPJV), Anfang Woche am ersten Unterrichtsabend des Zuger Jagdlehrgangs. Bestehen 2020 alle Teilnehmer die Prüfung, streifen ab dann zusätzlich 17 Jungjäger und eine Jungjägerin durch die Wälder des Kantons Zug.

Meier referierte zur Entwicklung der Jagd und erklärte besonders genau, wie die Zuger Jagd vonstattengeht. Bei der Patentjagd könne jeder mitmachen, der einen Kenntnisnachweis erbringe, sagte er: «Darum haben wir in Zug auch Jagdgruppen mit Pöstlern und Generaldirektoren und von Normalverdienern bis zu Millionären. Bei uns haben alle die gleichen Rechte. Deshalb nenne ich die Patentjagd Volksjagd.»

Höchst unterschiedliche Interessen

Jäger seien eine Minderheit, betonte Meier. «Wir rund 30000 Jäger stehen mehr als acht Millionen Einwohnern gegenüber. Jäger sind anständig, fair und kameradschaftlich. Es ist wichtig, dass ihr bei den vielen Leuten, die sich heutzutage im Wald aufhalten, positive in Erscheinung tretet», mahnte er. Meier legte dar, was die Aufgabe der Jäger ist, und wie diese zum Wohl des Waldes, des Wilds und der Öffentlichkeit ihre Aufgaben wahrnehmen. «Die Forstwirtschaft hätte am liebsten gar kein Wild und wir Jäger würden lieber mehr Tiere in den Zuger Wäldern sehen», zeigte Meier die höchst unterschiedlichen Interessen auf.

Ein Blick in den Lehrgangsausweis macht klar, dass Jagen nur zum kleinen Teil mit dem Schiessen von Tieren zu tun hat. Im Gegenteil: Das Zählen von Wild, Kitz-Rettung vor Vermähung, Verblenden von Strassen, damit das Wild nicht überfahren wird, das Entfernen von nutzlos gewordenen Zäunen, aber auch praktische Naturschutzarbeiten, sind Teil des Pflichtprogramms der Jagdlehrgangteilnehmer und den aktiven und gestandenen Jägern. Mindestens einmal im Jahr müssen die Jäger in den Schiessstand, um dort den Treffsicherheitsnachweis zu erlangen.

Da heuer die Zuger Jäger zwei so genannte Marken erhalten, kann theoretisch jeder Jagdteilnehmer zwei Tiere erlegen. Meier vergleicht dazu das Jagdverhalten von Franz Ferdinand von Österreich-Este, seines Zeichens Thronfolger von Österreich-Ungarn. 1914 wurde er in Sarajewo ermordet. Ferdinand soll ab seinem 9. Lebensjahr und bis zu seinem Tod im Alter von 50 Jahren insgesamt 274889 Stück Wild erlegt haben. Allein im Jahr 1911 hat er 18799 Wildtiere erlegt. Sein «Tagesrekord» im Jahr 1908 waren 2763 Lachmöwen. Dabei wird schnell klar, wie unblutig die Zuger Jagd ist.

Die Klasse ist heterogen

Witzig gestaltete Priska Müller vom Amt für Wald und Wild und dort in der Abteilung Fischerei und Wald tätig, ihre Ausführungen. Dabei ging es einerseits darum, den Lehrgängern aufzuzeigen, wie und von wem der Kurs organisiert ist, und was da alles gelehrt wird. Andererseits zeigte Müller auf, wie heterogen die aktuelle Jagdlehrgangs-Klasse ist. Sie forderte dazu die anwesenden Teilnehmer auf, sich auf dem Kiesplatz des Schluechthofs in Cham, wo die Schulung grösstenteils stattfindet, nach verschiedenen Kriterien hinzustellen: «Wer aus einer Talgemeinde kommt, stellt sich bitte rechts hin, die aus den Berggemeinden links», begann der äusserst interessante Vergleich.

Einreihung nach Alter, mit Familie oder noch ohne, mehr oder weniger als 50 Prozent Arbeit am Computer, mit oder ohne familiären Hintergrund zur Jagd. Die Resultate verblüfften. Und ganz zum Schluss sagte Müller: «Stellt euch doch bitte bezüglich eurer Vornamen von A bis Z auf. Dazu müsst ihr halt miteinander reden.» Von André bis Stefan reicht unsere Klasse. Und altermässig stand ich am Ende der Schlange.

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