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Luzern

Ja, wir zeigen Fussballerküsse - Coronaregeln sind kein Grund für Zensur

Torjubel im FCL-Stadion - und mit den Emotionen geht das Coronavirus vergessen. Was bei den Fussballern passiert, ist ein Abbild der Realität: Wir alle halten uns nicht immer zuverlässig an die so wichtigen Abstandsregeln.
Jérôme Martinu, Chefredaktor Luzerner Zeitung und Regionalausgaben. (Bild LZ)
Abstandsregeln vergessen: So zeigte unsere Zeitung in der Printversion den FCL-Jubel nach dem zweiten Treffer gegen Basel.  (Screenshot Luzerner Zeitung vom 22. Juni 2020)

Jérôme Martinu, Chefredaktor

Jérôme Martinu, Chefredaktor

Torjubel im Super-League-Fussball: Der FCL-Torschütze bedankt sich beim Assistgeber überschwänglich nach dem 2:0-Treffer beim Restart gegen Basel nach der Lockdown-Pause – mit einem Kuss. Und unsere Zeitung zeigt diese Szene in der Montagsausgabe sogar. «Ist es wirklich sinnvoll, ein solches Bild zu veröffentlichen? Ich denke da an Gedankenlosigkeit bis Verantwortungslosigkeit», schreibt uns ein Leser. Haben Fussballer und Medien hier schlimme Verfehlungen begangen oder gar Gesetze missachtet? Nein.

Fussballer sind privilegiert, sie stehen voll im Rampenlicht. Sie müssen in ihrem Verhalten Vorbilder sein. Die Kicker sind in Coronazeiten gehalten, beim Jubeln möglichst auf Körperkontakt zu verzichten. Verboten ist es aber nicht, das wäre sowieso unrealistisch. Sport weckt Emotionen. Da kann es auch mal zu einem unkontrollierten Überschwang kommen, siehe Torjubel. Und ja, wir zensurieren solche Fussballerküsse natürlich nicht. Denn sie zeigen die Realität: Die Abstandsregeln gehen manchmal einfach vergessen. Bei Profisportlern ebenso wie beim Rest der Bevölkerung.

Selbstverständlich ist der Verweis auf die Realität kein Freipass für die Medien, Bilder aller Art zu zeigen, etwa von Mord und Totschlag. Es gilt die Vernunft zu wahren. Und den Respekt gegenüber den Akteuren und der Leserschaft. Es ist gut, dass diese Kussszene viele Reaktionen ausgelöst hat. Denn das ist der beste Beleg dafür, wie sensibilisiert wir in Sachen Virus inzwischen sind. Und wie wichtig es ist, die Abstandsregeln einzuhalten.

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