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Interpellation

Ist Italienisch bald ein Auslaufmodell? Landräte stellen Fragen zur Zukunft der Fremdsprachen an Urner Schulen

Martin Huser und Rafael Keusch – beides Landräte und Lehrer – wollen mit einer Interpellation in Erfahrung bringen, wie es um den Italienischunterricht an Urner Schulen steht. 

Seit dem Jahr 1994, also bereits seit fast 30 Jahren, wird im Kanton Uri an den Primarschulen Italienisch unterrichtet. An der Landratssession von Mittwoch, 8. Februar, nahmen sich nun zwei Lehrer mit einer Interpellation dem Thema an: Martin Huser (SVP, Unterschächen) und Rafael Keusch (CVP/Mitte, Altdorf).

Rafael Keusch (CVP/Mitte, Altdorf). 
Bild: Bild: PD

Martin Huser (SVP, Unterschächen).
Bild: Bild: PD

Anders als die anderen Kantone habe man sich im Kanton Uri dafür entschieden, Italienisch als zweite Landessprache in der Primarschule einzuführen. «Diesen Entscheid von damals kann ich heute noch nachvollziehen, sind wir doch direkte Nachbarn von unserem italienischsprachigen Südkanton», hielt Huser im Rat fest.

Frühenglisch verdrängt Italienisch

Lange Zeit war Italienisch obligatorisch im Stundenplan der 5. und 6. Primarklassen. Mit der Einführung des Frühenglisch in der 3. Primar im Schuljahr 2005/06 fand man Italienisch nur noch als Wahlpflichtfach im Stundenplan der Mittelstufe 2. «Diese Statusänderung bedeutete für die Schulkinder, dass Italienisch fortan nur noch für Kinder vorgesehen war, welche in den Hauptfächern Mathematik und Deutsch keine markanten Schwierigkeiten hatten», führte Huser aus. Zudem wurde die Führung einer Italienischgruppe an eine Mindestanzahl von 5 Schülerinnen und Schüler gekoppelt. «Das führte natürlich dazu, dass an kleinen Schulen Italienisch teilweise gar nicht angeboten werden konnte», so Huser, selber Primarlehrer in Unterschächen, weiter.

Nach der anfänglichen Ausbildungsoffensive seien angehende Lehrpersonen im Rahmen ihrer Ausbildung im Lehrerseminar auf das Unterrichten dieser Fremdsprache vorbereitet worden. Nun aber haben gemäss Auskunft der Pädagogischen Hochschule (PH) Schwyz die Absolventinnen und Absolventen heute keine Möglichkeit, im Bachelor-Lehrgang eine Lehrbewilligung für das Fach Italienisch zu erwerben.

Das hat die beiden Landräte dazu bewegt, dem Regierungsrat folgende Fragen zu stellen:

Wie beurteilt der Regierungsrat das Risiko, dass über kurz oder lang keine ausgebildeten Lehrpersonen für das Fach Italienisch zur Verfügung stehen?

Wie viele Schülerinnen und Schüler im Kanton Uri entschieden sich in den letzten Jahren jeweils für das Wahlpflichtfach Italienisch?

Wie viele Schülerinnen und Schüler nutzen das Angebot Italienisch auf der Oberstufe?

Wäre ein Angebot eines Wahlpflichtfachs Italienisch, analog der Primarstufe, auch auf der Oberstufe möglich?

Wie viele Lehrpersonen im Kanton Uri können (theoretisch/praktisch) Italienisch unterrichten?

Sieht der Regierungsrat eine Möglichkeit, dass an den pädagogischen Hochschulen der Zentralschweiz ein Modul für das Unterrichten des Faches Italienisch angeboten werden könnte oder sieht der Regierungsrat andere zielführende Varianten?

Wenn Italienisch wegfallen wird, kommt – so sicher wie das Amen in der Kirche – das Fach Französisch obligatorisch für alle Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse, Mit welchen Zusatzkosten wäre für die Ausbildung der Lehrpersonen und die Anschaffung geeigneter Lehrmittel zu rechnen?

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