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Luzern

Surseer Stadtpräsident Beat Leu: «Interessanteste Zeit meines Lebens»

Nach acht Jahren gibt Beat Leu das Surseer Stadtpräsidium ab. Für den 56-Jährigen ist es ein definitiver Abschied aus der Politik.
Beat Leu vor dem Rathaus in Sursee. (Bild: Patrick Hürlimann (Sursee, 26. August 2020))

Dominik Weingartner

Wenn Beat Leu über Sursee spricht, gerät er ins Schwärmen. Das altehrwürdige Städtli, das Urbane und doch noch Persönliche. «Die Leute leben gerne hier», sagt er. Immer wieder grüssen Passanten den 56-jährigen CVP-Politiker, der das Stadtpräsidium per Ende August nach acht Jahren abgibt. Man kennt sich in Sursee.

Leu verlässt die Surseer Stadtverwaltung nicht mit Wehmut. «Dass ich zwei Legislaturen im Amt sein werde, war von Anfang an geplant», sagt er. Es sei schöner, wenn es nach acht Jahren heisse: «Es ist schade, dass er geht», als wenn es nach zwölf Jahren heisse, «es wäre jetzt dann Zeit». Für Leu ist es ein definitiver Rückzug aus der Politik. 2015 hat er noch für den Nationalrat kandidiert, das schliesst er für die Zukunft aus. «Politisieren werde ich nur noch zu Hause in meiner Familie oder am Stammtisch», sagt Leu.

Dafür soll es beruflich noch einmal hoch hinaus gehen. Leu, der als Linienpilot für die Swiss fliegt, wollte eigentlich eine Umschulung für Langstreckenflüge in Angriff nehmen. Doch Corona vereitelt diese Pläne vorderhand: «Zurzeit finden gar keine Umschulungskurse mehr statt.» Dafür hat er nun wieder mehr Zeit, sich der privaten Fliegerei zu widmen. Und seiner Familie: «In den letzten Jahren musste die Familie zurückstecken und sich mir anpassen. Das könnte sich nun ändern», sagt der Vater von zwei 18-jährigen Söhnen.

Kräfteraubende Gemeindeversammlung

Man merkt, Beat Leu ist mit sich im Reinen. Das gilt auch für seine Amtszeit. «Wir haben es gut geschafft, eine bereits vorgespurte Linie weiterzuführen», sagt er. Sursee spiele als zweites Zentrum des Kantons eine wichtige Rolle. «Die Bedürfnisse sind sehr breit und unterschiedlich. Allen kann man es nicht recht machen», sagt Leu. Und doch ist er überzeugt:

«Wir haben einen guten Mix gefunden. Die Leute fühlen sich wohl in Sursee.»

Die Zeit als Stadtpräsident sei wohl «die interessanteste Zeit meines Lebens» gewesen, bilanziert Leu. Besonders in Erinnerung bleiben wird ihm die Gemeindeversammlung zur Gesamtrevision der Ortsplanung, die über zwei Abende bis weit nach Mitternacht dauerte. «Das war sehr hoch getaktet und erforderte über sechs Stunden jeweils höchste Konzentration.» Doch auch der Besuch beim einzigen Surseer Ehrenbürger Hans Küng in Tübingen zu dessen 90. Geburtstag bezeichnet Leu als einen der Höhepunkte seiner Amtszeit.

Sorgen um die Finanzen

Er freut sich darauf, wenn er nicht mehr so stark im Fokus der Öffentlichkeit stehen wird. «Man ist nicht nur zu Bürozeiten Stapi, sondern eigentlich 24 Stunden lang. Richtig abschalten konnte ich nur in den Ferien», sagt Leu. Hinzu komme, dass die Kontaktaufnahme der Bürger nicht immer nur freundlich sei. «Man dient manchmal auch als Blitzableiter.» Leu resümiert:

«Das Stadtpräsidium ist ein attraktives Amt und ein sehr schöner Job. Aber man braucht manchmal auch eine ziemlich dicke Haut.»

Politisch in Erscheinung getreten ist Leu Ende der Nullerjahre mit dem Verein «Starke Region Sursee», der sich für eine bessere Zusammenarbeit der Gemeinden rund um Sursee und schlussendlich auch für Fusionen stark gemacht hat. Das hat nicht geklappt, aber: «Wir haben Druck aufgebaut, dass die Zusammenarbeit unter den Gemeinden verbessert werden muss.» Das sei gelungen, eine Folge davon ist der Gemeindeverband Sursee Plus. In diesem Rahmen habe man «gute Projekte aufgegleist», sagt Leu. Dennoch: «Ich persönlich bin nach wie vor der Meinung, dass eine Fusion zwischen gewissen Gemeinden eine gute Lösung wäre.»

Als grösste Herausforderungen sieht Leu das Verkraften des Wachstums sowie die Finanzen. «Das Nein zum Therma-Areal hat gezeigt, dass die Politik vermehrt die Aufgabe hat, aufzuzeigen, wie man den Verkehr und die zunehmende Dichte bewältigen kann», sagt er. Und die Finanzlage der öffentlichen Hand sei durch AFR 18 und Corona «katastrophal». Das schränke den Handlungsspielraum erheblich ein.

Seiner Nachfolgerin Sabine Beck-Pflugshaupt rät er, Freude an der Arbeit zu haben. Und Leu gibt ihr ein Sprichwort mit auf den Weg: «Habe die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die du nicht ändern kannst, den Mut, Dinge zu ändern, die du ändern kannst, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.»

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