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Zug

«Instagram der Antike»: Forscher entdecken herausragenden Münzschatz

Archäologen haben einen schweizweit einzigartigen Fund gemacht. Die Entdeckung besteht aus 20 Silber- und drei Bronzemünzen aus keltischer und römischer Zeit.
Die 23 Silber- und Bronzemünzen aus keltischer und römischer Zeit sind über 2000 Jahre alt. (Bild: Res Eichenberger/PD)
Diese Münzen zeigen: Gottheit Roma (symbolisiert den römischen Staat oder die Stadt Rom); Reiter mit Palmzweig (Sinnbild für den Sieg) auf galoppierendem Pferd; ein von vier Pferden gezogener Triumphwagen; Galeere (Kriegsschiff); Tempel; Stier (Sinnbild für Kraft); Legionsadler und militärische Feldzeichen; Göttin Victoria (personifiziert den Sieg) mit Kranz und Palmzweig vor einem Altar, der mit Girlanden geschmückt ist und oben von einer Schlange umwunden wird; ein an eine Palme gekettetes Krokodil; ein von zwei Pferden gezogener Streitwagen (Biga). (Bild: Res Eichenberger/PD)
Das an eine Palme gekettete Krokodil (unten) steht für die militärische Unterwerfung Ägyptens – das Land am Nil wird durch das Krokodil symbolisiert und die Palme ist ein altes Sinnbild für den Sieg. Aus der Zeit dieser Ereignisse stammen die beiden «Legionsdenare» des Marcus Antonius. Sie zeigen auf der einen Seite eine Galeere (Kriegsschiff) und auf der anderen einen Legionsadler und Feldzeichen. (Bild: Res Eichenberger/PD)

(bier) Der Fund wurde im Januar 2020 im Rahmen von Prospektionsarbeiten in einem abgelegenen Waldstück zwischen Zug und Walchwil gemacht, wie der Kanton Zug erst jetzt mitteilt. Es könnte sich um den Inhalt einer vor rund 2000 Jahren verloren gegangenen Börse handeln. Das aufgefundene Geld stamme aus dem 2. und 1. Jahrhundert vor Christus und setze sich im Wesentlichen aus keltischen Silbermünzen und römisch-republikanischen Silber- und Bronzemünzen zusammen.

In der Schweiz sei bislang nur ein einziger weiterer Mischfund von keltischen Silbermünzen und republikanischen Denaren entdeckt worden. Bei den elf keltischen Geldstücken handelt es sich um sogenannte «Obole» (Kleinsilberstücke). Sie stammten aus Noricum, einem keltischen Königreich, das einst grosse Teile des heutigen Österreichs, das Burgenland und Teile von Westungarn umfasst habe. Die zwölf römischen Münzen setzen sich zusammen aus acht Silber-Denaren, einem Silber-Quinar sowie drei Bronzemünzen, darunter das jüngste Fundstück, das um 15 bis 9/7 vor Christus in Nemausus, dem heutigen Nîmes (Frankreich), geprägt wurde.

«Der Fund stösst nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen auf grosses Interesse, sondern dürfte wegen der vielfältigen Motive auf den Münzen auch das breite Publikum faszinieren», wird Stefan Hochuli, Leiter Amt für Denkmalpflege und Archäologie, in der Mitteilung zitiert.

Münzen als Kommunikationsmittel

Römische Münzen dienten nicht nur als Zahlungsmittel, sondern waren auch ein beliebtes Massenmedium zur Kommunikation zwischen den Regierenden und der Bevölkerung im weitläufigen Reich sowie den teilweise fernab des italischen Kernlands im Einsatz stehenden Legionen. So sind im Fund aus dem Kanton Zug neben Bildnissen von Gottheiten auch eine Galeere (Kriegsschiff), ein Legionsadler, ein von vier Pferden gezogener Triumphwagen, militärische Feldzeichen oder ein an einer Palme angekettetes Krokodil zu erkennen, das für die Unterwerfung Ägyptens steht.

Laut dem Amtsleiter Hochuli konnte die römische Führungselite in den Münzbildern ihre politischen und religiösen Anschauungen und militärische Erfolge vermitteln oder sich selbst darstellen, eine Art «Instagram der Antike».

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