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Luzern

In Luthern wird kräftig um die «geschleipfte» Tanne gefeilscht

Die Tanneschleipfete im Luthertal ist Jahr für Jahr ein wahrer Publikumsmagnet. Dieser Umstand führt mitunter sogar dazu, dass es auf der Spenderliste bis 2022 keinen Platz mehr hat.
Ober-Schleipfgrend Geri Wechsler (Mitte) mit den Tannenspendern Hans Christen (links) und Ivo Lustenberger. (Bild: Boris Bürgisser, Luthern, 31. Januar 2019)

Ernesto Piazza

27 Meter lang und zirka 6,5 Tonnen schwer: Die Tanne bei der 35. Ausgabe der Tanneschleipfete in Luthern ist einmal mehr ein stattliches Exemplar. Gefällt wurde sie auf 1150 Metern über Meer im Gebiet Ey/Trachselegg am Napf. «Sie ist ein Produkt aus dem Luthertal», strahlt Ober-Schleipfgrend Gerhard «Geri» Wechsler. Und er lässt überhaupt keine Zweifel offen: Die Berücksichtigung von einheimischem Gut ist für das siebenköpfige Organisationskomitee sehr wichtig.

Der genaue Ursprung des Brauchs, weshalb eine Tanne durch das Dorf gezogen wird, ist unklar. Laut Volkskundlern könnte er als Fruchtbarkeitsritual gedeutet werden oder auch mit dem sogenannten «Plochziehen» verwandt sein. Das ist ein Brauch aus dem Tirol. Die plausibelste Erklärung ist allerdings, dass die Waldbesitzer früher ihren Knechten und Arbeitern jeweils eine Tanne schenkten. Diese konnten sie verkaufen und der dafür gelöste Betrag erlangte für sie die Bedeutung einer willkommenen Gratifikation.

Unterbruch wegen tödlichem Unfall

Weil der Umzug durchs Dorf im Jahre 1951 durch einen tödlichen Unfall überschattet wurde, fiel er mehrere Jahre aus. 1985 hauchte ihm die Schlauchmannschaft der Feuerwehr Luthern jedoch neues Leben ein. Nach deren Auflösung wurde das Komitee sukzessive durch Fasnachtsenthusiasten ergänzt. Seit einigen Jahren besteht es aus den sieben sogenannten «Schleipfgrende Luthern».

Jede Tanne hat einen Spender. Diesmal sind dies Hans Christen und Ivo Lustenberger. Sie führen in Luthern einen Dach- und Zimmereibetrieb und feiern zugleich das 10-jährige Jubiläum. Und beim Suchen nach einem geeigneten Exemplar habe ihnen ein in Luthern Bad wohnender Arbeiter den Tannentipp gegeben, weiss Geri Wechsler. Die Spenderliste ist bis 2022 gefüllt. «Diese Personen betrachten den Betrag als guten Werbeträger», erklärt der Ober-Schleipfgrend. Wie hoch dieser jeweils ist, erfährt der Sponsor aber erst im Anschluss an den Fasnachtsumzug. Denn im Rahmen dieses Anlasses wird die auf einem Langholzwagen geladene Rottanne mit zwei Pferden vom Schützenhausplatz bis zum Sonnenplatz gezogen und dort anschliessend versteigert. Auf dem Wagen unterhalten jeweils zwei, drei Örgeler die Schaulustigen. Und das sind nicht wenige. Geri Wechsler rechnet, dass im 1300-Seelendorf Luthern in diesem Jahr wiederum gegen 3000 Besucher den Fasnachtsumzug bestaunen wollen.

Für den Betrag von 3000 bis 5000 Franken geht die Tanne an die Frau oder den Mann. Und quasi zum Warmlaufen wird zuerst immer ein ebenfalls gesponsertes lebendiges Säuli versteigert. «Mit dem Geld decken wir die Kosten des Umzugs», sagt Wechsler. Übrig bleiben für die Organisatoren nur «einige Franken», sagt der OK-Chef. «Das gibt für uns vielleicht gerade mal ein Znacht.» Was der Spender mit der Tanne macht, ist allein ihm überlassen. «Jemand hat daraus Schindeli hergestellt, ein anderer verwendete das Holz für Firstbalken im eigenen Haus», so Geri Wechsler.

Hinweis: Die Tanneschleipfete findet im Rahmen des Umzuges in Luthern am Güdisdienstag, 5. März, statt.

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