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Zug

In einem Hobbyraum in Walchwil liegt eine besondere Welt

Der Künstler Andreas Jordi baut an seiner zweiten Modelleisenbahn. Diese zeigt er Interessierten gern.

Wer die erste Reizüberflutung überstanden hat und genau hinschaut, der erkennt mitunter Neckisches: Hier zeigen zwei Wanderinnen ihre nackten Oberkörper, dort scheint aus einem Gebäude ein auffälliges Rotlicht.

Die Modelleisenbahn von Andreas Jordi lädt zum Verweilen ein; nicht nur wegen der Technik, sondern auch und vor allem wegen der liebevollen Details in der vielfältigen Landschaft. Vor allem die Berge haben es dem 59-jährigen Künstler aus Walchwil angetan. Wie vieles andere stellte er diese selbst her, oftmals dank spontaner Eingebungen. So dient beispielsweise eine mit Lack besprühte Folie als Wasserfall und die Wolken sind aus Watte. Das Flugzeug der «Edelweiss» ist jedoch ein gekaufter Miniaturnachbau – wie natürlich auch die zahlreichen Loks und Wagen der Modellspurweite 0. Bis zu sechs Züge könne er gleichzeitig laufen lassen, führt Jordi aus. Da die Weichen gegenwärtig allerdings noch händisch zu bedienen seien, erfordere das auch vom Erbauer einen grossen Einsatz. Das thematische Durcheinander auf seiner Anlage dürfte manchem Liebhaber ein Naserümpfen entlocken. So steht etwa die Nachbildung des Bahnhofs Bonn inmitten dieser sonst sehr schweizerischen Landschaft. «Ich bin nicht Bähnler, sondern Künstler», stellt Jordi klar.

Eine Erinnerung an seinen Vater

Er sieht diese Welt als eine Art Zufluchtsort. «Hier kann ich meine Fantasie walten lassen», sagt er. Das klingt seltsam aus dem Mund eines Manns, der mit Kunst sein Geld verdient. Auf die entsprechende Nachfrage sagt der Maler: «Das hier ist 3D.» Im vergangenen Herbst hat er mit dem Bau der Modelleisenbahn begonnen. Es ist seine zweite, nachdem ihn nicht lange zuvor seine Kindheit eingeholt hatte: Sein Vater war schon begeisterter Bähnler gewesen. Der Abbruch der ersten Bahn sei schwierig gewesen, sagt Andreas Jordi. Er habe das gleichwohl zelebriert, indem er dabei «Spiel mir das Lied vom Tod» als Begleitmusik laufen gelassen habe.

Seit dem vergangenen Herbst hat er nach eigener Schätzung bislang gegen 700 Stunden für den Neuaufbau in einem grösseren Raum investiert, der passenderweise beim Bahnhof Walchwil liegt. Auch für Laien ist augenscheinlich, dass es noch viel zu tun gibt. Es ist ohnehin keine zusammenhängende Welt, Jordi macht fast überall auf den mehreren Quadratmetern Ausbaumöglichkeiten aus. So soll etwa die Gondelbahn bald zum Laufen gebracht werden. Was Jordi im Verlauf des angeregten Gesprächs sagt, ist allerdings keine Überraschung:

«Sie wird nie fertig.»

Das muss sie auch nicht, denn der Künstler ist gedanklich bereits einige Schritte weiter. Er plant den Bau einer dritten Bahn. Bis es soweit ist, zeigt er Interessierten die aktuelle mit Freuden. Wer diese Gelegenheit nutzen will, kann sich per E-Mail bei ihm anmelden: farbtaenzer@bluewin.ch.

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