Roger Rüegger
Roger Rüegger
Natürlich haben die Rhythmus-Rammler bis zuletzt auf die Fasnacht gehofft. So wie zahlreiche Gruppen, Zünfte und Einzelmasken. Der Fasnachtsverein aus Schlierbach leidet ob der Auszeit aber vielleicht ein wenig mehr als andere, denn er hätte heuer das 40-Jährige gefeiert.
Die Gemeinde ist zwar klein, aber die Fasnacht wird dort ausgiebig zelebriert. «Wir haben vier Fasnachtsbälle, einen Umzug mit 35 Nummern und 700 Teilnehmern. Am Mittwoch vor dem Schmudo wäre unser Jubiläums-Rammlerball gewesen», fasst Marco Galliker, Präsident der Rammler, zusammen.
Rüüdig verreckt – im Jubiläumsjahr erst recht
Wen wundert's also, dass die 900 Schlierbacherinnen und Schlierbacher die Fasnacht nicht einfach sausen lassen wollen. Es ist jetzt aber nicht so, dass sie sich über Recht und Ordnung hinwegsetzen. Es werden also auch hier keine Aktivitäten ausgeübt. Aber dass die Zeichen auf «rüüdig verreckt» stehen, will man in Jubiläumsjahr schon zeigen. Das geht selbstverständlich auch unter Einhaltung des ganzen Corona-Sicherheits-Gerümpels.
Die beiden Fasnachtsvereine Rammler und Roggenzunft haben hierbei etwas Starthilfe geleistet und Mitte Januar die «Göiguaktion» lanciert. So wurden Flugblätter in die Haushalte verteilt und die Leute aufgerufen, die Fasnacht im Dorf sichtbar zu machen, indem sie ihre Gärten und Häuser mit lebensgrossen Figuren und Sujets schmücken.
Den Schlierbachern muss man dieses Thema nicht lange vorbeten. Der Aufruf hat gefruchtet, fast an jeder Ecke begegnet man einer Szene mit einer Figur. Es dürften weit über 50 Dekors sein, meint Galliker: «Wir sind erstaunt, wie viele unserem Aufruf gefolgt sind. Der Brauch mit den Göigle wird zwar immer noch von einigen wenigen Leuten aufrechterhalten, aber dieses Jahr lebt er wieder richtig auf.»
Das zeigt sich bereits beim Dorfeingang, wo ein grosser Holzbogen installiert wurde. Zwei Figuren klammern sich daran, zwei sind auf jeder Seite platziert. Die Aufschrift: «D' Rammler öberbröcke d Zit bes Fasnacht 2022».
Die Leute zeigen sich kreativ. So seilen sich aus einem Fenster eines Gebäudes zwei Puppen ab, die als Ausbrecher erkennbar sind.
An einem Ort ist eine Musikkapelle, deren Figuren sich bewegen und Instrumente spielen, aufgebaut und auch Sujets über Mohrenköpfe oder gar mehrere Impfstübli sind Thema.
Sightseeing Schlierbach mit einer Göigle-Rally
«Wir haben uns vor Monaten schon überlegt, wie ein möglicher Ausfall kompensiert werden kann. Es darf doch nicht sein, dass alle Aktivitäten, die sonst im Vorfeld stattfinden, einfach ersatzlos gestrichen werden. Die Wagenbauer, die Frauen, Männer und Kinder, die ihre Kostüme aufwendig selber gestalten und nähen, die ihre Grende basteln, die wollen und müssen beschäftigt sein, jetzt erst recht, wo die Leute Zeit haben», schildert Uwe Schubkegel, Präsident der Roggenzunft, die Hintergründe für die Aktion.
Die Idee dabei ist, dass sich die Leute im Dorf umsehen und die Fasnacht auf diese Weise erleben. Am schmutzigen Donnerstag haben einige, die ihre Häuser schmückten, zu den Sujets heisse Getränke und Snacks gestellt. Als zusätzliche Motivation für Sightseeing Schlierbach sorgt eine Göigle-Rally. Es geht grob darum, sechs Sujets oder Göigle ihre Standorte zuzuordnen. Weitere Erklärungen gibt es nicht. Schlierbach weiss Bescheid.