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In Baar stellt sich die Gretchenfrage um das Geld

Der Gemeinderat wird an der Gemeindeversammlung gefragt, was er mit den angehäuften Erträgen zu tun gedenke. Die Antwort darauf wird erst im Winter fallen. Derweil beweist der Gemeindepräsident Mut im Tippen.
Das Baarer Zentrum, von der Ägeristrasse gesehen. Die Gemeinde kann in den kommenden Jahren hohe Investitionen tätigen. Bild: PD (30. April 2018)

In Rechnungs-Gemeindeversammlungen geht es ja eigentlich um Vergangenes. Gestern in Baar war allerdings die Zukunft das grosse Thema. Vereinfacht gesagt steht die Frage im Zentrum, wie das viele Geld, das die Gemeinde auf der hohen Kante hat, ausgegeben werden kann. Die Jahresrechnung 2017 schloss mit einem Plus von 19,5 Millionen Franken und damit fast 17 Millionen Franken höher als budgetiert. Ein Jahr zuvor hatte der Mehrertrag satte 15,4 Millionen Franken betragen.

Einige Parteienvertreter stellten dem Gemeinderat die Gretchenfrage, wie Baar es schaffen soll, das Finanzhaushaltsgesetz einzuhalten: Also über die Dauer von acht Jahren gesehen ausgeglichene Rechnungen zu erreichen. Das könnte bedeuten, dass die Gemeinde die Steuern weiter senken muss und/oder sehr hohe Investitionen tätigt – im Extremfall nicht einmal nötige. «Es wird ein spannender Budgetprozess», sagte der Finanzchef Hans Steinmann (SVP) lediglich. Und er sagte es gelassen. Schliesslich wird es sein letzter sein. Der 69-Jährige wird sich im kommenden Oktober nicht mehr zur Wahl stellen und hat seinen Platz in der Gemeindegeschichte als Finanzchef der Rekorde längst sicher.

Motion wurde erheblich erklärt

Zurücktreten werden auch seine Kollegen Paul Langenegger (Bauchef, CVP) und Andreas Hotz (Gemeindepräsident, FDP). Der Letztgenannte freute sich gestern über eine aus seiner Sicht reibungslos verlaufene Gemeindeversammlung mit der respektablen Zahl von 294 Stimmberechtigten. Keines der Geschäfte war in der Abstimmung umstritten, obschon manche davon teilweise von allen Seiten des politischen Spektrums mit den jeweiligen Argumenten beleuchtet worden waren.

«Es wird ein spannender Budgetprozess.»
Baarer Finanzchef Hans Steinmann (SVP)

Das dürfte auch an der Gemeindeversammlung (GV) vom kommenden September der Fall sein. Dort wird die Umsetzung der gestern erheblich erklärten Motion der FDP und SVP behandelt werden. Diese hat zum Ziel, die Kommissionen gemäss den Wähleranteilen der Parteien zu besetzen und nicht – wie heute der Fall – nach der Zusammensetzung des Gemeinderats.

Die Umsetzung wird die Zukunft betreffen und wird Andreas Hotz und und Co. also nicht mehr tangieren. Die offenkundige Entspannung des Gemeindepräsidenten drückte sich auch in einer Fussball-lastigen Einführung aus. Im Vorfeld hatte er zudem einen gewagten Tipp für die Partie der Schweiz gegen Brasilien abgegeben: «Wir gewinnen 4:1.» Mit hohen Resultaten kennt man sich in Baar zwar aus. Aber dieses Ergebnis würde tatsächlich überraschen – ganz im Gegensatz zu einem weiteren Topergebnis in der nächsten Jahresrechnung.

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