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Obwalden

In Alpnach wird der Ruf nach Tempo 30 ziemlich laut

Knapp vier Jahre nach dem deutlichen Nein zu Tempo 30 in Alpnacher Siedlungsgebieten ist der Wunsch nach einer solchen Massnahme inzwischen recht gross. Diverse Personen sammeln Unterschriften. Der Gemeinderat steht den Anliegen offen gegenüber.
Benno Lottenbach (links) und Leo Wallimann begutachten die Situation an der Unterdorfstrasse. (Bild: PD)

Markus von Rotz

Im Verhältnis 2:1 sagten die Alpnacher im Juni 2015 Nein zur flächendeckenden Einführung von Tempo 30 in Siedlungsgebieten. Der Gemeinderat sistierte daraufhin die Pläne, versprach aber im vergangenen August, er habe «die Absicht, Anträge für die Temporeduktion auf Gemeindestrassen, die gestellt werden, zu prüfen und nach einem positiven Beschluss auch umzusetzen».

Diese Einladung zeigt nun offenbar Früchte. So melden die SP Alpnach und die IG Schulwegsicherheit, dass Anwohner von Unterdorf- und Dammstrasse Unterschriften sammeln, weil eine Temporeduktion «dringend notwendig» sei. Sie berufen sich auf das Versprechen des Gemeinderats und auf die Tatsache, dass mit dem Ja zu flankierenden Massnahmen rund um den Vollanschluss A8 auch Tempo 30 auf der Brünigstrasse (Hauptstrasse) akzeptiert ist. Das besagte Quartier nehme laut SP und IG «einen Spitzenplatz in der Unfallstatistik von Alpnach» ein, hätten sich doch hier in den vergangenen sechs Jahren vier Unfälle mit Verletzten ereignet. In einem Fall sei ein Kind betroffen gewesen.

Strassenquerung «eine Herausforderung»

«Mir ist total unverständlich, dass hier immer noch mit hohen Tempi durch die engen Kurven gefahren werden darf», findet Leo Wallimann-Durrer, Co-Präsident der SP Alpnach. So seien gerade die Bewohner des Alterszentrums auf sichere Zugänge ins Dorf oder zu Spazierwegen entlang der kleinen Schliere angewiesen. Unbefriedigend sei es auch für Pendler auf dem Weg zum Bahnhof. «Gerade jetzt im Winter, wenn es morgens und abends dunkel ist, stellt die Strassenquerung an der Unterdorfstrasse im Bahnhofbereich eine Herausforderung dar.» Eine Tempobeschränkung brächte «eine deutliche Verbesserung.»

Benno Lottenbach, Vater zweier schulpflichtiger Kinder und Mitbegründer der IG Schulwegsicherheit, sieht die Gemeinde in der Pflicht. Der dortige Schulweg sei nicht sicher genug, gebe es doch an der unübersichtlichen Unterdorfstrasse keinen Fussgängerstreifen. «Der Unfall von 2017, in welchem ein Nachbarskind angefahren wurde, hat mir zu schaffen gemacht.» Bereits Jahre zuvor hätten rund 25 Anwohner den Gemeinderat schriftlich auf die gefährliche Situation aufmerksam gemacht. Tempo 30 sei keine Garantie gegen Unfälle, aber immerhin hätten so Kinder und Autofahrer mehr Zeit, sich entsprechend angepasst zu verhalten.

Auch an anderen Orten wird gesammelt und diskutiert

SP und IG wollen im Februar die Unterschriften bei der Gemeinde einreichen. Sie schreiben, sie gäben «ihr diesbezügliches Wissen und allfällige Textvorlagen gerne an interessierte Einwohner weiter». Ebenfalls bereits am Laufen ist eine Unterschriftensammlung in Schoried: Silvia und Remo Kuster verlangen auf der Gruebengasse und der Hostettstrasse Tempo 30. «Unser Hauptargument ist, dass die Gruebengasse ein wichtiger Schulweg ist», sagt Kuster. Bis zu 60 Kinder nutzten den unübersichtlichen und teilweise gefährlichen Weg. Schliesslich, so sagt Kuster, kämen durch die geplanten Überbauungen Gummeli und Gresigen bis zu 120 mögliche weitere Autos hinzu. Die beiden sammeln bis Ende Januar Unterschriften. Der Rücklauf sei erfreulich, sagt Kuster auf Anfrage. Bereits hätten sie die Zustimmung aus über 70 Prozent der angrenzenden Häuser. Der Gemeinderat hatte im August geschrieben, er erwarte bei einem Gesuch, «dass rund 50 Prozent der Anwohner» ein Begehren unterstützen. Ausser einer einzigen negativen Reaktion sei das Echo positiv. Viele hätten ihm die Rückmeldung gegeben, sie seien dankbar für den Einsatz. Kuster weiss, dass auch für das Gebiet Obere Gründlistrasse/Rosenrain in Schoried eine Unterschriftensammlung läuft. Ferner sei das Thema am jüngsten Neujahrsapéro der CVP-Ortspartei diskutiert worden. Dabei wurden weitere Gebiete als mögliche Tempo-30-Zonen ins Gespräch gebracht, etwa die Bahnhof-/Alte Landstrasse, der Grüneckweg oder die untere Gründlistrasse.

Die zuständige Gemeinderätin Regula Gerig erklärt, Ende Jahr sei bereits ein erstes Gesuch für eine Tempo 30 Zone auf der Hinterdorfstrasse (Abzweiger Hofmättelistrasse – Alte Landstrasse) eingereicht worden. Der Gemeinderat werde die Begehren auch im Zusammenhang mit den flankierenden Massnahmen auf der Brünigstrasse und dem geplanten Vollanschluss A8 prüfen und abklären, ob jeweils ein Verkehrsgutachten oder noch bauliche oder andere Massnahmen erforderlich seien. «Grundsätzlich ist der Gemeinderat der Meinung, dass auf verschiedenen Strassen eine Tempo-30-Zone Sinn macht.»

Bereits im Rahmen der Abstimmung von 2015 habe die Kantonspolizei Obwalden eine Vorprüfung einzelner Gebiete vorgenommen. Zudem habe die Gemeinde seit Ende 2017 einen behördenverbindlichen Verkehrsrichtplan, auf den man sich abstützen könne. Wo nichts gegen eine Tempo 30-Zone spreche, werde man es bei der Kantonspolizei beantragen, die abschliessend entscheiden müsse. Eine Abstimmung für die einzelnen Massnahmen in Quartieren braucht es laut Gerig nicht.

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