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Zug

Im Erstling einer Hünenberger Autorin kommen alte Geheimnisse ans Licht

Der Roman von Isabelle Leutenegger (62) handelt von drei Frauenschicksalen in einem Zuger Kloster.

Monika Wegmann

Viele Menschen wollen im Laufe ihres Lebens erfahren, woher sie stammen, oder wer die Vorfahren waren. So ergeht es in dem neuen Roman auch der jungen Amrei, die sich während der Schwangerschaft immer mehr Gedanken über ihre Herkunft macht: Sie ist ein Adoptivkind. Obwohl sie bisher glücklich mit ihrer Familie und dem Ehemann lebt, verspürt sie plötzlich den Drang, die leiblichen Eltern zu finden. Sie betrachtet dieses Wissen als wichtigen Teil zur Identitätsfindung.

Aber sie ahnt noch nicht, was sie damit alles auslöst. Nach der Geburt ihres Kindes erfährt sie schockiert, dass ihre Mutter eine Nonne ist und im Kloster Frauenthal in Cham lebt. Ihre Gefühle fahren Achterbahn, aber ebenso die von Schwester Dorothea, als sie den Brief ihrer adoptierten Tochter erhält.

Doch kurz bevor Amrei ihre Mutter treffen und mehr über ihre Herkunft – und auch ihren Vater – erfahren kann, stirbt diese plötzlich. Die Äbtissin lädt sie ein, bis zur Beerdigung einige Tage im Kloster zu verbringen, um das Leben der kleinen Gemeinschaft näher kennen zu lernen. Amrei nimmt die Einladung an.

Mit Schwester Tamara, der besten Freundin ihrer Mutter, begibt sie sich auf Spurensuche. Immer mehr wird deutlich, dass auch Äbtissin Marie lang bewahrte Geheimnisse in sich trägt. Amrei lässt nicht locker, sie sucht mutig nach den Puzzles ihrer Herkunft an verschiedenen Orten – und erfährt erschütternde Details.

Autorin ist von Klöstern fasziniert

Die Handlung ist laut der Autorin Isabelle Leutenegger (62) aus Hünenberg fiktiv und spielt innerhalb der Jahre 2018/19 im Kanton Zug. Im Vordergrund steht die Suche der als Kind adoptierten Amrei nach ihren Wurzeln. Es geht in der Geschichte aber auch um verratene Liebe, verdrängte Geschehnisse, Schuld bis zum Mord. Und von Kapitel zu Kapitel steigt die Spannung. Nebenbei erfährt man viele Details über das Klosterleben.

«Die Klöster haben mich schon als Kind fasziniert. In der Coronazeit waren wir oft mit dem Rad unterwegs und kamen auch zum Kloster Frauenthal. Ich habe es mir angesehen und konnte mit einer Nonne sprechen», sagt Leutenegger.

Die Recherche sei aufwendig gewesen. Sie habe verschiedene Klöster angefragt, aber keine oder nur abschlägige Antworten erhalten. «Einzig in Lindencham durfte ich eine Schwester einen Nachmittag lang mit Fragen löchern, beispielsweise, wie man Nonne wird, wie der Tagesablauf aussieht und anderes mehr.» Es habe sie fasziniert, die Gründe zu erfahren, warum Frauen ins Kloster gehen.

«Nicht alle sind vom Leben enttäuscht, manche möchten einfach ihr Leben Gott widmen. Viele Informationen habe ich im Internet gefunden. Es war mir wichtig, gut zu recherchieren und das Thema mit Respekt abzuhandeln, denn schwangere Nonnen waren schon früher eine Realität.»

Lust auf neue, grössere Projekte

Zuvor hatte die Hünenbergerin vor allem Kurzgeschichten publiziert, nun also ihren ersten Roman. «Für mich ist das eine Leistung. Es war schon lange mein Wunsch, aber ich habe mich gefragt: Schaffe ich das?» Seit einigen Wochen liegt das innen und aussen attraktiv gestaltete Buch vor. Allerdings habe sie gar nicht probiert, einen Verlag zu finden, sondern alles selber an die Hand genommen. Und die ersten positiven Reaktionen haben bei ihr bereits Lust auf neue, grössere Projekte geweckt.

«Das Thema ist ein spontaner Impuls gewesen», sagt Isabelle Leutenegger. Und doch gibt es einen persönlichen Bezug zur Geschichte: Sie selber hat ihre heute erwachsene Tochter in Indien adoptiert, nachdem sie 1992 einen Monat im Maria-Theresia-Kinderheim in Bombay gearbeitet hatte. «Alles ist damals legal abgelaufen», betont sie. Für ihre Tochter sei das Thema Adoption bisher noch nicht relevant gewesen.

Internationale Herkunft

Isabelle Leutenegger wurde als Tochter eines Schweizer Fremdenlegionärs und einer Deutschen in Frankreich geboren. Sie lebt seit einigen Jahren in Hünenberg und schreibt hier und im Grossen Walsertal. Inzwischen hat sie diverse Arbeiten publiziert und Preise für ihre Kurzgeschichten erhalten.

Isabelle Leutenegger, Jede Vergangenheit hat ihren Preis, Roman, 144 Seiten. tredition GmbH, Hamburg, ISBN: 978-3-347-62422-1.

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