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Kolumne

«Ich meinti»: Wer soll das bezahlen?

«Ich meinti»-Kolumnist Karl Tschopp über die belasteten Portemonnaies dieser Tage. 

Karl Tschopp, Rechtsanwalt aus Stans.
Bild: Bild: PD

Eine solche Frage mitten im sogenannten Januarloch zu stellen, ist etwas heftig, aber brandaktuell. Eigentlich ist es ein altes und auch heute noch bekanntes Fasnachtslied, das mit dieser Frage beginnt. «Wer soll das bezahlen?» war eine Anspielung auf die durch die Währungsreform vom Juni 1948 ausgelösten Preissteigerungen in Deutschland. Das kurz nach der Währungsreform auf den Markt gekommene Angebot überforderte damals die Kaufkraft der deutschen Konsumenten. Obwohl es im Gasthaus und zu Hause viele Dinge zu bezahlen gab, war es nicht klar, wer die Rechnung schliesslich bezahlen musste. Der Refrain dieses Liedes stellt somit die Frage, wer die Kosten für das, was bestellt wurde, wird tragen müssen.

Die aktuellen Umstände, die heute auf das Portemonnaie drücken, haben wir ja sicher nicht bestellt. Trotzdem sind sie in erdrückender Weise und unausweichlich da. Fast alles ist teurer geworden in den letzten Monaten: Treibstoff, Elektrizität, Mieten, Krankenkassenprämien und Hypothekarzinsen sind die grössten Brocken. Die Teuerung hat die Lohnerhöhungen für 2023 bereits weggefressen. Es geht also nur noch mit rigorosem Sparen und Einteilen.

Wir haben um die letzten Weihnachtstage Strom gespart, auf Weihnachtsbeleuchtungen verzichtet und warme Socken und Pullover getragen. Die öffentliche Hand hat auf das Beleuchten von Bauten und teilweise von Strassenabschnitten verzichtet oder zeitlich eingeschränkt. Wir kochen achtsamer und die Waschmaschine und der Backofen laufen nicht mehr Tag und Nacht. Endlich sind wir coronaentwöhnt und bereits sind wir im nächsten Schlamassel.

Die Prognosen für 2023 sind auch nicht gerade motivierend: Das Wirtschaftswachstum schwäche sich ab und die Industrie büsse an Schwung ein. Es drohen Zahlungsausfälle bei Hypothekarzinsen und günstige Immobilien werden knapp. Immerhin gehe die Inflation etwas zurück und die Arbeitslosigkeit bleibe tief, sagen die Spezialisten. Fragiles Wachstum auf dünnem Eis, so titelt Economiesuisse die Konjunkturprognose.

Ich meinti, finanziell am stärksten betroffen sind wie so oft die wirtschaftlich Schwächsten. Die Tendenz, dass es auch den Mittelstand massiv trifft und demzufolge immer mehr ein Abdriften zu den Schwächeren stattfindet, nimmt zu. Nicht vergessen habe ich Krieg und Klimawandel. Jetzt ist die Liste komplett. Wir leben mitten in einer Krise, die es global zu bewältigen gilt. Und wo bleiben da die guten Nachrichten in der Medienwelt? Gerne erinnere ich mich an die viel Hoffnung machenden Worte der vergangenen Neujahrsansprachen von Wirtschaftsverbänden und erfreue mich an den positiven Nachrichten für viele Singles, dass der Trend, sich selbst zu heiraten, immer grösser wird.

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