Karl Tschopp
Eben noch im Gasthaus gesessen und die letzten Wildmenus genossen, richten sich die Gastrobetriebe bereits für das erste Käsefondue ein. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass es draussen kälter, das Wetter unbeständiger und das Umstellen auf die Winterzeit schon Tatsache ist. Der Monat Oktober geht heute zu Ende und die Warteschlange beim Anstehen bei der Stanserhornbahn wird immer kürzer. Ein paar wenige goldene Tage werden zwar noch erwartet, um der Nebeldecke im Tal zu entfliehen, aber der November war halt schon immer ein schwieriger Monat, um die Natur nochmals voll zu geniessen.
Umso mehr freut man sich, sich drinnen an der Wärme und im Trockenen aufzuhalten, sofern die Heizung funktioniert. Als Übergangslösung tut es auch noch das offene Feuer am Cheminée, das zusätzlich für romantische Stimmung sorgt. Wenn es jetzt noch schneien würde, wäre man mit den Gedanken schon fast bei Weihnachten. Es ist kaum zu glauben, aber eigentlich normal, es gibt schon die ersten Weihnachtsdekorationen in den Geschäften. Die ersten Regale sind gefüllt mit Guetzli und Weihnachtskugeln, es fehlt fast nur noch das «Stille Nacht» aus den Lautsprechern.
Das Weihnachtsgeschäft ist für viele das Geschäft des Jahres. Süsser die Kassen nie klingeln: Vor den Festtagen erreicht der Detailhandel bis zu 70 Prozent mehr Umsatz als in der übrigen Zeit. Die schöne Bescherung will gut geplant sein. Im Internet wimmelt es jetzt von guten Ratschlägen, wie man sich als Detailhändler auf das Weihnachtsgeschäft vorbereiten soll. Verkaufs- und Preispsychologie stehen an erster Stelle: «Bieten Sie das Beste zuerst an», Alleinstellungsmerkmale finden, Schnäppchen-Tage wie Black Friday und Cyber Monday sowie Sonderöffnungszeiten einplanen und schliesslich noch Gutscheine vorbereiten sowie Grusskarten verschicken, um nur einige Tipps zu zitieren.
Schon fast väterliche Ratschläge sind das, wenn ich an den konkurrenzierenden Online-Handel denke, der sich gewaltig entwickelt hat und immer weiter wächst. Dazu kommt noch die riesige Logistik, die hinter diesen Vorbereitungen steht, wenn es um das Versenden der Bescherung geht.
Ich meinti, es ist ja wirklich noch lange nicht Weihnachten! Nach den Gedanken an unsere lieben Verstorbenen steht das Rütlischiessen auf der Traktandenliste, der Zahltag an Martini ist noch zu erfüllen und der Herbstmärcht in Stans fehlt auch noch.
An verschiedensten Generalversammlungen von Vereinen und Gesellschaften ist noch Rechenschaft abzulegen, den Organen Entlastung zu erteilen und neue Mitglieder in die Vorstandsgremien zu wählen. An den Herbstgemeindeversammlungen müssen noch Budgets verabschiedet und wichtige Geschäfte erledigt werden. Die letzten Planungen von den Geschäftsweihnachtsessen müssen noch abgeschlossen und die Geschäftsabschlüsse mit den Revisoren vorbesprochen werden. Der Samichlaus will auch noch durch das Dorf ziehen und die Skisaison sollte ebenso noch eröffnet werden. Es gibt noch so viel zu tun, zu überlegen und abzuschliessen, bis ich dann schliesslich zur letzten schwierigen Frage des Jahres komme: «Und was schenke ich meinen Liebsten zu Weihnachten?»