Christian Hug
Seit ich mit meiner Liebsten zusammen bin, und das ist zu meinem grossen Glück schon recht lange, weiss ich, dass man sich zu besonderen Anlässen auch besonders kleiden soll. Das hat sie mir mit viel Liebe und Ausdauer beigebracht. Und seither erkennt sogar meine Umwelt das, was da auf meinem Kopf wuchert, als richtige Frisur. Weil ich nämlich (ungefähr) einmal im Monat zur Coiffeuse meines Vertrauens gehe, und die richtet meinen Kopf dann richtig sexy her.
Wenn ich also bei meiner Coiffeuse bin, schnappe ich mir immer ein Heftli und fange an, drin rumzublättern, aber wir kommen jeweils schneller ins Plaudern, als ich lesen kann. Letztes Mal sagte sie ganz besorgt: «Jetzt ist doch eben erst in Ennetbürgen ein Ehepaar kurz nach der Impfung wegen der Impfung gestorben, beide miteinander.» Das machte mich ein bisschen stutzig.
Ob wir denn da gesicherte Quellen haben, fragte ich sie. Ob es da ein ärztliches Attest gäbe. Und dass Ärzte ja eine Meldepflicht haben und dieses Ehepaar also zwingend in der nationalen Statistik der Impfnebenwirkungen aufgeführt sein müsste, dass da aber noch kein Todesfall gemeldet wurde. Meine Coiffeuse hörte auf, mit der Schere zu schnipseln, schaute mich etwas verwirrt an und sagte: «Meinsch?»
«Aber sicher», antwortete ich, «denkst du, alle Ennetbürgerinnen und Ennetbürger wissen vom plötzlichen Impftod des Ehepaares ausser dessen Arzt und die Bundesgesundheitsbehörde?»
Jetzt kam meine Coiffeuse ins Stutzen. «Hmmmm...», sagte sie, zuckte mit der Schere und kam zum Schluss: «Da hast du wohl recht.» Sie nahm die Arbeit wieder auf, mich zum sexyest Mann von Stans zurechtzustutzen. «Aber weisch, Christian», sagte sie dann, «du kannst dir gar nicht vorstellen, was für krude Theorien ich als Coiffeuse den ganzen Tag zu hören bekomme. Irgendwann weiss man selber nicht mehr, was man glauben soll und was nicht.»
Da musste wiederum ich ihr recht geben. Das Leben als Coiffeuse ist kein einfaches heutzutage. Wir haben dann mutwillig das Thema gewechselt und über das Wetter (endlich wieder Sonne), Vögel (endlich wieder Wellensittiche) und Konzerte (endlich wieder Heavy Metal) gesprochen.
Und bevor meine Coiffeuse zur Vollendung meiner Frisur kam, wollte ich dann doch noch ein bisschen in meinem Heft blättern. Auf Seite 6 las ich Folgendes, ich zitiere wörtlich: «Heute ist es noch wichtiger, gut informiert zu sein. Denn nur wer Bescheid weiss, kann mitreden und sinnvoll handeln.» Wahre Worte. Habe ich so gelesen in der «Globi Post» Nummer 30.
Christian Hug, Journalist aus Stans, äussert sich an dieser Stelle abwechselnd mit anderen Autoren zu einem selbst gewählten Thema. Seine gesammelten Kolumnen «Ich meinti» sind in Buchform in jeder Buchhandlung erhältlich.