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Obwalden

«Ich meinti»: Mehr rauchen, weniger scrollen

Von Lucky Luke, Rauchen und Smartphones: Der Griff ans Holster, Pardon, in die Hosentasche bringt «Ich meinti»-Kolumnist Primus Ettlin zum Nachdenken.

Primus Ettlin

Sind Lucky Luke Comics noch beliebt? Ganz bestimmt waren sie es mal. Wenn der Westernheld sein Revolver aus dem Holster zieht, dann haben die Ganoven ausgedient. Das Bild von Lucky Luke, der seinen Revolver zieht, kam mir neulich an der Bushaltestelle in den Sinn. Innert wenigen Minuten war bei einigen Leuten der gleiche «Lucky Lukesque»-Bewegungsablauf zu beobachten. Kaum an der Bushaltestelle angekommen, schnellt der Griff in die Hosentasche und der Lieblingsgegenstand wird gezückt. Smartphone – das Werkzeug der Revolverheldinnen und Revolverhelden des 21. Jahrhunderts. Leider habe auch ich mir diesen Reflex angeeignet. Fast schon instinktiv merke ich, dass ich mich in einer Situation befinde, in der das Unbehagen des Wartens und des Alleinseins in der Öffentlichkeit bekämpft werden muss. Schon zu oft habe ich mich dabei ertappt, wie ich dieselben unwichtigen Apps zum zigsten Mal öffne, nur um beschäftigt zu wirken.

Ich «meinti», die paar Minuten wären auch ohne Smartphone auszuhalten. Und da schafft das grosse Idol aus dem Wilden Westen Abhilfe. Lucky Luke war Raucher. Raucher starren nicht während Minuten auf einen Bildschirm. Wer an der Bushaltestelle einen Sargnagel «schlotet», der ist schliesslich beschäftigt. Ganz klar: Die Zigarette ist eine adäquate Alternative zum Smartphone oder andersrum. Passend dazu zeigen die Zahlen des Bundesamts für Gesundheit, dass der Tabakkonsum seit einigen Jahren abnimmt. Möglicherweise hat dies auch ein wenig mit der digitalen Entwicklung zu tun. Von einer Sucht in die nächste.

Suchtgefahr hin, Rauchgestank her. Es gibt durchaus Gründe, die für das Rauchen sprechen. Alle sehr subjektiv und sicherlich romantisiert. Zum einen erscheint der Akt des Rauchens sehr ästhetisch, besonders wenn zuvor die Zigarette mit geübten Fingerfertigkeiten selbst gerollt wurde. Zum anderen sind die zusammen verbrachten Rauchpausen eine soziale Angelegenheit oder hätten zumindest das Potenzial, als soziales Schmiermittel zu dienen. Es ist sicher nicht nötig, eine Lanze für sie zu brechen, allerdings will schon gesagt sein: Raucherinnen und Raucher haben es nicht leicht. Dass es immer mehr Rauchverbote gibt, in Bahnhöfen oder auf öffentlichen Plätzen, müsste meinetwegen nicht sein. Zugegebenermassen sind Zigarettenstummel auf dem Boden unschön, doch auch da tut sich was. In letzter Zeit sehe ich vermehrt fortschrittliche Raucherinnen und Raucher mit mobilen Aschenbechern. Wer im Ausgang in seinen «TAschenbecher» ascht statt auf den Boden, wirkt äusserst sympathisch. Ein weiterer Pluspunkt.

Mein schlechtes Gewissen und die berechtigte Sorge um meine Gesundheit haben mich trotz der rosaroten Brille, mit der ich auf Raucherinnen und Raucher schaue, davon abgehalten, der Verführung zu verfallen. Ausserdem raucht Lucky Luke schon seit einer Ewigkeit nicht mehr. Dem armen Teufel wurde bereits 1983 das Rauchen verboten. Der Autor fügte sich dem sozialen Druck und ersetzte die Zigarette durch einen Grashalm.

Bei «TAschenbecher» handelt es sich um die Schreibweise des Herstellers.

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