Für den Erfolg der zweitägigen Feierlichkeiten rund um den 1. August in Neuheim haben Luft und Liebe nicht ganz ausgereicht. Aber es waren zwei Elemente, die wesentlich zum Gelingen beigetragen haben. Zunächst ist da die Liebe zur 1.-August-Feier, welche die Helfer Jahr für Jahr die Strapazen für das Höhenfeuer auf sich nehmen lässt. Erde ausstechen, Holzsammeln und -stapeln, Erdloch wieder füllen. Eine solche Hauptattraktion kann man nur mit Schweiss und Muskelkraft bezahlen.
Die Beschaffung von Holz wiederum gestaltete sich in Neuheim auch schon spektakulärer. Früher hatten die Neuheimer eine Vorliebe dafür, das Triftholz der Stadtzürcher zu freveln. Solche Vorkommnisse sind für fast 200 Jahre überliefert, bis im Jahre 1865 ein Gutachten zum Schluss kam, dass unter anderem wegen der Diebstähle das Triften nicht mehr wirtschaftlich sei – wie im Buch des Neuheimers Franz Felder «Land und Leute von Neuheim und ihre Geschichten» nachzulesen ist.
Feier ohne Gäste befürchtet
Ob aus Not oder Laune, der Holzfrevel darf wohl als altertümlicher Neuheimer Volkssport bezeichnet werden. Mit grosser Wahrscheinlichkeit kann aber davon ausgegangen werden, dass dieses Holz nicht für Höhenfeuer verwendet wurde, da der Bundesfeiertag erst seit Ende des 19. Jahrhunderts zelebriert wird. Die heutigen Bewohner von Neuheim sammeln ihr Holz zwar immer noch an der Sihl, tun dies heute jedoch verdankenswerterweise mit dem Einverständnis des Besitzers des Waldes, Christof Strickler.
Nach Errichten des Höhenfeuers blieben dann noch etliche, bange Tage, an welchen die Wetterprognosen beobachtet und verglichen wurden. Auf die Planung hatte dies keinen Einfluss, da die Feier ausser bei Gewitter bei jeder Witterung stattfinden sollte. Als das Wochenende näher kam, und die Prognosen immer deutlicher wurden und mehr Regen anzeigten, stellte sich der Verein bereits auf eine Feier unter Fernbleiben von Gästen ein. Diese Befürchtung erwies sich dann aber erfreulicherweise als unbegründet. Wohl haben an der Vorfeier immer wieder kürzere Schauer die Besucherinnen und Besucher vertrieben, aber es folgten auch immer wieder neue. So konnte trotz später einsetzenden Dauerregens in gewohnter Manier bis in die späten Morgenstunden gefeiert werden.
Auch am 1. August blieben die gelegentlichen Schauer unberechenbar. Nach einem zaghaften Start sammelten sich einige Neuheimer auf dem Josefsgütsch, wurden dann aber von einem neuerlichen Schauer wieder «davongespült». Aber erneut war die Feier nicht beendet und pünktlich zum Entzünden des Höhenfeuers sammelten sich die Besucher wieder auf dem Gelände. Darunter auch Gemeinderat Marcel Güttinger mit seiner Familie.
Schwierige Entzündung des Feuers
Das Feuerentzünden erwies sich als äusserst schwierig. Gesammelt in einem wasserdurchtränkten Wald, musste das Holz erst langsam und kontinuierlich von einem heissen Kern aus abtrocknen, bis das Feuer seine volle Strahlkraft entwickeln konnte. Und hier kommt die Luft zum Tragen, welche wesentlichen Anteil am Gelingen des Abends hatte. Einerseits benötigte der Alphornbläser Dominik Windlin, welcher das Entzünden stimmungsvoll begleitete, einen sehr langen Atem und andererseits musste dem Feuer selber ordentlich Luft zugeführt werden. Als das mit konventionellen Mitteln zu scheitern drohte, wurde kurzerhand trockenes Holz geholt und dieses, mit dem Laubbläser des neuen Josefsgütsch-Besitzers Tim Steiner, «zwangsbeatmet».
Das Aufräumen am folgenden Tag fand zwar in matschigem Gelände, aber immerhin bei trockener Witterung statt. Und der Verein hat wieder für ein Jahr Erzählstoff mit dem Potenzial zur Legendenbildung.
Für den Billard- und Barverein Neuheim: Andreas Bächtold