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Luzern

Sozialhilfequote im Kanton Luzern steigt: Jeder 40. Luzerner braucht finanzielle Unterstützung

In den letzten zehn Jahren war die Sozialhilfequote nie so hoch wie jetzt: 2,5 Prozent der Luzerner Bevölkerung ist auf finanzielle Unterstützung der Gemeinde angewiesen. Besonders tief in die Tasche greifen müssen Emmen und Kriens.
Immer mehr Menschen sind im Kanton Luzern auf Sozialhilfe angewiesen. (Bild: Pius Amrein)

Yasmin Kunz

Yasmin Kunz

Zwei Gemeinden stechen bei der neusten Statistik über die Sozialhilfequote im Kanton Luzern besonders heraus: Emmen und Kriens, wo je 4,5 Prozent der Bevölkerung auf Sozialhilfe angewiesen ist. Das war auch schon 2016 so, als in Kriens eine Quote von 4,2 Prozent und in Emmen eine solche von 4 Prozent registriert wurde. In der Stadt Luzern liegt die Quote bei 4,1 Prozent (siehe Grafik). Der kantonale Schnitt liegt bei 2,5 Prozent. Gegenüber 2016 ist das eine Zunahme von 0,2 Prozent. Die neusten Zahlen von Lustat Statistik Luzern beziehen sich auf das vergangene Jahr und wurden am Dienstag publiziert.

Kanton Luzern liegt unter dem Schweizer Schnitt

Tiefe Sozialhilfequoten weisen die Gemeinden Schenkon (0,2), Vitznau (0,4), Eich, Sempach, Grossdietwil, Buttisholz und Schongau (je 0,5) aus. Knapp 10'300 Personen waren im Jahr 2017 auf wirtschaftliche Sozialhilfe angewiesen. Ein Jahr zuvor waren es erst 9'300. Das entspricht einer Zunahme von über zehn Prozent. In den letzten zehn Jahren war die Quote an Sozialhilfeempfängern im Kanton Luzern nie so hoch wie 2017. Der tiefste Wert mit 2,04 wurde 2011 registriert. Der Zentralschweizer Durchschnitt liegt bei 2,0 Prozent und das schweizerische Mittel bei 3,3 Prozent (siehe Tabelle).

Weniger Prämienverbilligung, mehr Sozialhilfe

Die beiden grossen Agglomerationsgemeinden Emmen und Kriens mit über 30'000 beziehungsweise mehr als 27'000 Einwohnern sind über die Zunahme leicht überrascht. Thomas Lehmann (FDP), Sozialvorsteher der Gemeinde Emmen, sagt: «Wir sind von einem Anstieg ausgegangen, aber dass er bei happigen 4,5 Prozent liegt, hätten wir nicht gedacht.» 2017 seien «ausserordentlich viele zusätzliche Fälle» hinzugekommen, so Lehmann. Über die konkreten Gründe für den Anstieg neuer Dossiers kann Lehmann zum heutigen Zeitpunkt nur mutmassen. Er geht jedoch davon aus, dass unter anderem die Kürzungen bei der Prämienverbilligung die Zahl der Dossiers beeinflusst. «Personen, die keine Prämienverbilligung mehr erhalten, rutschen schnell in die Sozialhilfe ab, weil ihnen dieser Betrag fehlt», sagt der Sozialvorsteher.

Ausländer haben ein grösseres Risiko auf Sozialhilfe angewiesen zu sein

Ferner könnte auch der hohe Ausländeranteil in Emmen zur gestiegenen Sozialhilfequote beitragen. Denn gemäss Lustat sind Ausländer häufiger auf Sozialhilfe angewiesen als Schweizer (6,7 respektive 1,6 Prozent). Gründe für die hohe Quote von Ausländern sind ein tieferes Bildungsniveau, schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt sowie oftmals unzureichende Einkommen. Und genau da will die Gemeinde Emmen ansetzen, wie Lehmann sagt.

«Unser Ziel ist es, die Verweildauer in der Sozialhilfe zu reduzieren. »

Gelingen soll das, indem man Personen in der Sozialhilfe eng begleitet und sie befähigt, für sich selber aufzukommen. Um solche Begleitungen anzubieten, hat die Gemeinde Emmen 400 Stellenprozente geschaffen. Angesprochen sind auch die Jugendlichen, so Lehmann. Die Sozialhilfequote bei Luzerner Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahre ist gemäss Lustat mit 4,4 Prozent nämlich erheblich höher als die durchschnittliche kantonale Quote von 2,5 Prozent.

Für die wirtschaftliche Sozialhilfe hat die Gemeinde Emmen im Jahr 2016 10,5 Millionen Franken ausgegeben, im Jahr 2017 waren es 12 Millionen. Die gesamten Sozialausgaben für das vergangene Jahr beliefen sich auf 44,1 Millionen Franken.

Kriens setzt ebenfalls auf enge Begleitung

«Kriens gehört zu den Agglomerationsgemeinden. Und Kriens bildet das ab, was für alle Agglomerationsgemeinden gilt: Sie weisen seit 2015 eine zunehmende Anzahl unterstützter Personen und damit steigende Sozialhilfequoten aus.» Das sagt der Krienser Sozialvorsteher Lothar Sidler (CVP) zu den steigenden Sozialhilfequoten. Kriens gab 2017 rund acht Millionen für Sozialhilfe aus. Für Sidler ist klar:

«Menschen, die aufgrund ihrer finanziellen Situation auf wirtschaftliche Sozialhilfe angewiesen sind, sollen diese auch erhalten.»

Das sei gesetzlich so verankert.

In den vergangenen beiden Jahren habe man neue Strukturen geschaffen, um insbesondere Missbrauch zu vermeiden. Zudem würden die betroffenen Menschen besser betreut. Sidler: «Sei es, dass wir sie bei der Durchsetzung von Rentenansprüchen und Taggeldern unterstützen oder bei der Integration in den Arbeitsmarkt unterstützen.» Lothar Sidler und Thomas Lehmann gehen davon aus, dass die Kosten aufgrund der angedachten Aufgaben- und Finanzreform 2018 weiter steigen werden.

Gemäss der Reform sollen die Gemeinden Ergänzungsleistungen der AHV und IV sowie die verbilligten Krankenkassenprämien für Sozialhilfeempfänger ganz übernehmen. Zum Anstieg der kantonalen Sozialquote beigetragen haben vor allem auch Personen, welche sich vormals im Asyl- und Flüchtlingsbereich in der finanziellen Zuständigkeit des Bundes befunden haben, wie Lustat festhält. 354 Personen sind in diesem Bereich neu dazugekommen. Die Gesamtzahl beläuft sich im Jahr 2017 auf 1'065.

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