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Luzern

Hochspannungsleitung zwischen Bern und Luzern wird ersetzt – der Glaubenberg soll untertunnelt werden

Mit einer leistungsstärkeren Hochspannungsleitung will der Schweizer Netzbetreiber Swissgrid den Wasserstrom aus den Alpen ins Mittelland transportieren. Die neue Leitung wird vom Berner Oberland über Obwalden in den Kanton Luzern führen.
Woher kommt in Zukunft unser Strom? Darüber macht sich die Luzerner Regierung Sorgen. (Bild: Pius Amrein (Malters, 22. November 2021))

Dominik Weingartner

Die Hochspannungsleitung von Innertkirchen im Haslital im Berner Oberland zum Unterwerk Mettlen bei Inwil ist in die Jahre gekommen. Die Leitung wurde grösstenteils in den 1950er-Jahren gebaut und ist damit fast am Ende ihrer Lebensdauer gekommen. Deshalb will die Schweizer Übertragungsnetzbetreiberin Swissgrid die Leitung ersetzen – und gleichzeitig die Kapazität erhöhen.

Statt wie aktuell eine Spannung von 220 Kilovolt soll die Strecke durchgehend für eine Spannung von 380 Kilovolt ausgebaut werden. Am Montag stellte Swissgrid die Pläne in Malters vor. Ziel ist es, neue Nord-Süd-Verbindungen mit der höheren Spannungsleistung zu schaffen. Während im Mittelland der Ausbau schon weit fortgeschritten ist, fehlen zurzeit solche Hochleistungsverbindungen von den grossen Wasserkraftwerken in den Walliser, Berner und Tessiner Alpen in die grossen Stromverbrauchszentren im Mittelland.

Christoph Fischer, Leiter Netzwerkprojekte bei Swissgrid, sprach am Montag deshalb von einem der grössten Projekte von Swissgrid in der Schweiz. 2030 soll mit dem Bau der neuen Leitung begonnen werden. Die bestehende Leitung soll dann 2035 zurückgebaut werden.

Drei Varianten: Glaubenberg, Entlebuch und Pilatus

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Denn noch ist unklar, wo die neue Leitung genau durchführen soll. Vor allem, wie der Strom dereinst auf Luzerner Boden nach Mettlen transportiert werden soll, ist offen. Swissgrid hat in einem ersten Schritt drei Planungsgebiete definiert. Eines führt über Giswil im Kanton Obwalden, wo ein Unterwerk steht, nach Sörenberg und dann durchs Entlebuch in Richtung Malters und Hellbühl. Ein weiteres Planungsgebiet führt über Giswil nach Sarnen und von dort über Alpnach und das Pilatusgebiet nach Kriens. Das dritte Planungsgebiet orientiert sich am bisherigen Verlauf der Hochspannungsleitung und führt von Giswil über den Glaubenberg nach Schwarzenberg und von dort nach Malters und Hellbühl.

Swissgrid favorisiert aktuell letztere Variante, wie Projektleiter Robert Benz am Montag sagte. Er sagte aber auch: «Bei allen drei Varianten sind wir mit grossen Hindernissen konfrontiert.» So seien bei der Variante Pilatus viele Siedlungen betroffen und man müsse den Flugplatz Alpnach berücksichtigen. Bei der Variante Entlebuch würde wiederum die Unesco Biosphäre tangiert, so Benz. «Darum wäre der Planungskorridor dort sehr schmal.» Zudem wäre bei dieser Variante die Strecke sehr lang. Aber auch die favorisierte Option Glaubenberg hat Tücken. Denn dort befindet sich eine geschützte Moorlandschaft. Bereits jetzt scheint klar: Wird die neue Leitung wiederum über den Glaubenberg führen, werden die geschützten Moore untertunnelt. Dieser Tunnel wäre maximal zehn Kilometer lang, so Benz. Für die Variante Glaubenberg spreche weiter die «direkte Linienführung».

Bundesrat entscheidet über Planungsgebiet

Aktuell sei aber noch nichts in Stein gemeisselt, betonten die Swissgrid-Verantwortlichen am Montag. Auch wie viel das Projekt kosten wird, ist offen. Das könne man in der jetzigen Phase noch nicht sagen. Insgesamt will Swissgrid in den kommenden Jahren rund 2,5 Milliarden Franken in den Netzausbau investieren.

In einem nächsten Schritt wird entschieden, welches der drei Planungsgebiete weiter verfolgt wird. Dies passiert in einer Begleitgruppe, die unter der Leitung des Bundesamts für Energie die Planungsgebiete bezüglich ihrer Auswirkungen auf Raum, Umwelt, Technik und Kosten bewertet. In der Begleitgruppe sitzen Vertreter anderer Bundesämter, der betroffenen Kantone sowie Umweltverbände. Die Begleitgruppe empfiehlt dann ein Planungsgebiet und die öffentliche Mitwirkung startet. Das Planungsgebiet wird voraussichtlich Ende 2023 vom Bundesrat festgelegt. Erst anschliessend wird der genauere Planungskorridor ausgearbeitet. Das Bauprojekt soll Ende 2025 vorliegen.

Nicht betroffen von diesem Projekt ist der Abschnitt zwischen Hellbühl und Mettlen. Dieser wurde bereits 1990 für 380 Kilovolt ausgebaut, wird aber aktuell nur mit 220 Kilovolt betrieben. Die dortige Linienführung soll im Zuge der geplanten Leitungssanierung zwischen Bickigen und Mettlen überprüft werden. Ziel ist es, allen voran die Gemeinde Rothenburg, wo die Leitungen Innertkirchen-Mettlen und Bickigen-Mettlen zusammentreffen, zu entlasten.

Am Montag haben alle Haushalte in den drei Planungsgebieten einen Flyer mit Informationen zum Projekt erhalten. Zudem fand am Abend eine Informationsveranstaltung in Malters statt, bei der rund drei Dutzend Interessierte teilnahmen und Fragen stellen konnten. Eine weitere Infoveranstaltung für die Öffentlichkeit findet am 25. November in Giswil statt.

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