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Hoch hinaus: Das Zeltlager der Pfadi Altdorf blieb heuer nicht auf dem Boden

Am Samstag geht das Sommerlager 2021 der Pfadi Altdorf zu Ende. Dieses forderte wetterbedingt vor allem eines: Spontanität. Zu Besuch im Entlebuch.
Der Pfader Elia Kummer alias Polo (links) mit Marco Zwyssig alias Bronz.  (Bild: Kristina Gysi (Entlebuch, 16. Juli 2021))
Die Bauten in der Höhe wurden eigentlich wegen des unebenen Geländes konstruiert. Schliesslich erwiesen sie sich aber auch aufgrund der vielen Bäche als nützlich.  (Bild: Kristina Gysi (Entlebuch, 16. Juli 2021))
Das selbstgebaute Freiluft-WC wurde ungewollt zur Fuchsfalle.  (Bild: Kristina Gysi (Entlebuch, 16. Juli 2021))

Kristina Gysi

Kristina Gysi

Kristina Gysi

Die Gummistiefel schmatzen im Schlamm, wenn man über den Lagerplatz der Pfadi Altdorf geht – oder schlittert. Hier im Entlebuch ist das Wetter seit knapp zwei Wochen so, wie auch im Rest der Schweiz: Nass und kühl mit ein paar wenigen Tagen dazwischen, die zeigen, wie schön der Sommer sein könnte. Entsprechend spontan habe man sein müssen, wie «Bronz» erzählt. Eigentlich heisst er Marco Zwyssig und ist für die Medienarbeit der Pfadi Altdorf verantwortlich. Der Regen habe oft das Schlechtwetterprogramm auf den Plan gerufen. Und so ging man im (Sommer-)Lager dieses Jahres etwas öfter als üblich ins Schwimmbad.

Gerade einmal drei Sonnentage hatten die 20 Pfader mit ihren 15 Leitern innert zwei Lagerwochen. Miese Laune deswegen? Auf keinen Fall. «Die Kinder waren trotzdem extrem motiviert», so Bronz. Heimweh gab es hie und da, aber wenn, dann eher bei schönem Wetter.

Und auch sonst lief alles, wie es sollte. Keine Verletzungen, (fast) keine Zankereien und vor allem: keine Überschwemmungen. «Etwas mühsam war es, die nassen Sachen zu trocknen», erzählt Bronz. Aber man wisse sich eigentlich immer zu helfen. So habe das Kochteam beim Einkaufen eine Mitarbeiterin des örtlichen Altersheims getroffen.

«Die haben dann kurzerhand all unsere Schlafsäcke in den Tumbler geschmissen und wir hatten am Abend wieder ein warmes Bett.»

So was passiere immer wieder. Bronz sagt lächelnd: «Man merkt, dass die Leute Freude haben, wenn wir da sind.»

Der 23-Jährige führt durchs Lager. Es sei ein verhältnismässig kleiner Platz, zudem habe man wegen des unebenen Geländes kreativ sein müssen, als man die Zelte aufstellte. Der Sektor, in dem die Lagerleitung «wohnt», wurde deshalb in der Höhe erbaut. Mit Holzstreben und Seilen errichteten die jungen Männer Plattformen zwischen den Baumstämmen, die Zelte stehen obendrauf. Auch wegen des Wetters kämen die erhöhten Schlaflager gerade recht. Kleinere und grössere Bäche bahnen sich ihren weg durch Moos und Steine und sickern unter den Plattformen hindurch. «So war es wirklich super», sagt Bronz und begutachtet die Konstruktion – ein Hauch von Stolz in den Augen.

In der Pfadi Altdorf sind nur Jungs

Die Pfader tragen Kiste um Kiste zu einem roten Container. Sie bauen das Lager ab, denn am Samstag geht es wieder nach Hause. Buben mit schlammverschmierten Gesichtern reichen jungen Männern in dreckigen Regenjacken das Werkzeug. Gemeinsam tragen sie Holzspanplatten durch die Gegend, die als Brücken gedient haben. Ab und zu wuschelt ein Älterer einem Jüngeren durch die Haare. Brüderlich, wie in einer grossen Familie.

Aus Musikboxen dröhnt zuerst Rockmusik, dann Deutschrap. Die Pfadi Altdorf ist eine reine Jungsbande. Und das ist laut Bronz ganz gut so. «Vielleicht wäre das eine oder andere sonst etwas komplizierter», sagt er. Zum Beispiel mit dem WC. Auch dieses hängt zwischen den Bäumen. Eine mit Planen überdachte Plattform, darauf eine Holzbank. Sogar einen Toilettenring gibt es, er ist in die Bank eingelassen. So was wie eine Tür gibt es nicht – ein Schild zeigt an, ob das WC besetzt ist oder nicht. «Unter Jungs klappt das gut, ich weiss aber nicht, ob das mit einer gemischten Gruppe auch gehen würde», sagt Bronz.

Besagte Freiluft-Toilette wurde auch zum Schauplatz einer Lager-Geschichte, die wohl keiner der Anwesenden so schnell wieder vergessen wird. Eines Abends landete ein Fuchs in der Grube von etwa einem Meter Tiefe. Rund um die Grube ist ein Plastik angebracht, der nach oben zur Öffnung des Plumpsklos führt. Für den Fuchs gab es also kein Entrinnen. «Wir konnten ihn aber befreien», so Bronz.

Eine Unterkunft mussten sie selbst finden

Auch «Polo» verbrachte zwei Wochen im Entlebuch. Der 10-Jährige ist bereits sein halbes Leben in der Pfadi. Das merkt man. Der Junge scheint zu wissen, wie es hier läuft. Er packt mit an und animiert andere Jungs zum Aufräumen. «Ich möchte auch mal Leiter werden», sagt er stolz. Das Highlight dieses Jahres war für ihn die grosse Wanderung mit Sack und Pack in ein Dörfchen, in dem die Pfader selbstständig eine Unterkunft finden mussten. Sie landeten auf einem Bauernhof. Einige der Jungs schliefen im Heu, andere in Betten. «Ich konnte leider nicht im Heu schlafen, weil ich Heuschnupfen habe», so Polo. Und was hat ihm dieses Jahr nicht gefallen? Polo reckt die Nase Richtung Zeltdach. «Man hört es schon. Der Regen», sagt er.

Vier Pfiffe aus der Trillerpfeife – das Mittagessen ist fertig. Die Plane, welche die Küche vom Essbereich trennt, wird abgenommen. Töpfe auf Gasherden sind gefüllt mit Tortelloni. Das Zelt füllt sich mit hungrigen, plappernden Jungs. Etwas müde scheinen sie nach zwei Wochen Lager im Regen. Ein Blick in die Runde zeigt aber zufriedene, schmatzende Gesichter. Am Samstag geht’s nach Hause – (hoffentlich) ins Trockene.

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