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Luzern

Hitzkirch: Hier soll das erste Generationen-Quartier auf dem Land gebaut werden

Fünf Gemeinden des Hitzkirchertals wollen dem Mangel an Pflegebetten entgegenwirken. Sie planen ein neues Quartier für Alt und Jung – das sei eine Neuheit auf der Landschaft.
So könnte das Mehrgenerationenquartier dereinst aussehen. Die genauen Dimensionen sind allerdings noch nicht bekannt. (Screenshot aus dem Präsentationsvideo)
Alt und Jung sollen dereinst das Quartier beleben. (Screenshot aus dem Präsentationsvideo)
Auf dieser Wiese hinter dem Alters- und Pflegeheim Chrüzmatt in Hitzkirch soll das Mehrgenerationenprojekt zu stehen kommen. Im Bild von links: Cornelius Müller, Präsident des Gemeindeverbandes Chrützmatt Hitzkirchertal, und Raymond Neumann, Geschäftsführer des Chrüzmatt. (Bild: Niels Jost, 19. September 2018)

Niels Jost

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In Hitzkirch soll an zentraler Lage bis 2021 ein neues Quartier entstehen. Genauer: Ein Mehrgenerationenquartier, das es in dieser Form auf der Landschaft im ganzen Land noch nirgendwo gebe, sagte Projektleiter Raymond Neumann an der Präsentation am Mittwoch. Betagte, Familien und Alleinstehende sollen in den Neubauten wohnen und dabei auf ein vielfältiges Dienstleistungsangebot zurückgreifen können, etwa einen 24-Stunden-Notruf, einen «Concierge»-Dienst oder eine Kindertagesstätte.

Hinter dem Projekt steckt der Gemeindeverband Chrüzmatt Hitzkirchertal, dem Hitzkirch, Aesch, Altwis, Ermensee und Schongau angehören. Der Verband betreibt bereits das Alters- und Pflegeheim Chrüzmatt in Hitzkirch. Dieses stösst mit seinen 97 stationären Betten und 16 Alterswohnungen an seine Kapazitätsgrenzen. Denn wegen der demografischen Entwicklung soll der Bedarf an Pflegebetten in zwei Jahren um 54 Betten steigen, bis 2040 sogar um 147. Von einem Ausbau des «Chrüzmatt» sehe man ab, weil man damit nicht die künftigen Bedürfnisse abdecken könne. Deshalb soll das «generationendurchmischte Sozialraumprojekt» auf einer 10 000 Quadratmeter grossen Parzelle hinter dem «Chrüzmatt» entstehen.

Erste Projektvariante stiess auf viel Widerstand

Die Idee ist nicht neu. Schon 2013 wollten die fünf Gemeinden den Mangel an Pflegebetten und Alterswohnungen angehen. Gegen frühere Projektvarianten hagelte es allerdings Einsprachen. Umliegende Hausbesitzer wehrten sich gegen die notwendige Umzonung der Parzelle.

Mittlerweile ist die Umzonung in der ordentlichen Ortsplanungsrevision erfolgt, die Verantwortlichen haben eine Machbarkeitsstudie durchgeführt – und offenbar aus den Fehlern gelernt: So lassen sie nun die genauen Dimensionen offen. Man möchte die Nachbarn wie auch die Gesamtbevölkerung in die Planung einbeziehen. «Wir wissen noch nicht genau, wie viele Wohnungen wir bauen oder wie hoch die Gebäude dereinst werden», sagte Verbandspräsident Cornelius Müller am Mittwoch. Vorgesehen sind zwischen 90 und 110 Wohnungen mit 2? bis 5? Zimmern. Die Anzahl hänge davon ab, welche Dienstleistungen angeboten werden.

Einmalig sei das Projekt, weil es auf drei Standbeine setzt: Wohnen, Sozialraum, Dienstleistungen. Vor allem der zweite Punkt ist den Verantwortlichen wichtig. Ziel sei es, 70 Prozent der Überbauung für Betagte zu reservieren, 20 für Familien und 10 für Alleinstehende. «Viele Betagte leiden an Vereinsamung. Mit einem sozialdurchmischten Quartier wollen wir dem Abhilfe schaffen», sagte Projektleiter Neumann, der auch Geschäftsführer des «Chrüzmatt» ist. «Im Idealfall könnten ältere Bewohner Kinder hüten, während die Eltern arbeiten. Im Gegenzug könnten diese den Betagten beim Einkauf helfen.» Hinzu käme das erwähnte Dienstleistungsangebot. Diese Form des Sozialraums würde der ganzen Gesellschaft etwas bringen, ebenso den Finanzen: «Rund ein Viertel unserer jetzigen Bewohner im ‹Chrüzmatt› müssten nicht hier im wohnen, wenn ihnen zu Hause das richtige Dienstleistungsangebot zur Verfügung stünde», so Neumann. Ziel ist es, dass Betagte im neuen Quartier möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben können.

Kosten im zweistelligen Millionenbereich

Zu den Kosten wollten sich die Verantwortlichen nicht genau äussern, da das Projekt noch nicht fertig ausgearbeitet ist. Sie dürften sich aber im zweistelligen Millionenbereich bewegen. Beim früheren Projekt war von einem Investitionsvolumen von 17 Millionen Franken die Rede. «Würden wir nicht in Neubauten investieren, müssten die Gemeinden ihre älteren Bürger ausserhalb ihres Gebiets unterbringen. Das käme teuer. Deshalb ist das Mehrgenerationenquartier eine gute Investition», so Neumann. Unterstützung erhalten die Hitzkirchertaler Gemeinden von der national tätigen Walder Stiftung.

Als nächster Schritt werden das Gestaltungsplanverfahren und später ein Architekturwettbewerb lanciert. Gleichzeitig soll wie erwähnt die Meinung der Bevölkerung eingeholt werden. Ein erster «Echo-Raum» findet im nächsten Frühling statt. Und bereits jetzt können sich Interessierte in einem Video ein Bild von der Projektidee machen (siehe Hinweis). Läuft alles nach Plan, könnte das Baugesuch bereits in einem Jahr eingereicht werden. Der Bau soll dann etappiert erfolgen.

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